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Juni 20, 2018

Verfehlte Klimaziele: Deutschland vernachlässigt Schutz von Klimaflüchtlingen

Von Sebastian Buschmann

Die Ernüchterung ist groß: Deutschland musste diese Woche verkünden, dass es seine selbst gesetzten Ziele zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen bis 2020 nicht einhalten wird. Stattdessen strebt Berlin nun neue Ziele bis 2030 an. Zum heutigen Weltflüchtlingstag erinnern wir die EU-Mitgliedstaaten daran, dass die Klimakrise nicht nur ein Umwelt- sondern vor allem auch ein Menschenrechtsthema ist.

Offiziellen Schätzungen zufolge wird Deutschland, Europas größte Volkswirtschaft, seine Treibhausgasemissionen bis 2020 um lediglich 32 Prozent oder weniger im Vergleich zum Jahr 1990 senken. Das neue Ziel bis 2030 – immerhin ein Jahrzehnt später – sieht nun ein Rückgang der Emissionen um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 vor.

Die Klimaüberhitzung stellt jedoch schon heute ein Problem für den Umweltschutz und die Einhaltung der Menschenrechte dar. Somit tragen Staaten wie Deutschland durch ihre unzureichende Reduzierung von Treibhausgasemissionen dazu bei, schutzbedürftige Menschen weltweit zu gefährden.

Die aktuelle Meldung der Bundesregierung steht in Gegensatz zu den Informationen, die EJF noch im September 2017 erhalten hatte: im Vorfeld der Bundestagswahlen hatte EJF bei den Parteien nachgefragt, wie sie den Schutz von Klimaflüchtlingen in Zukunft sicherstellen wollen. Die Regierungsparteien CDU und SPD versprachen in diesem Zuge eine effektive Umsetzung des Pariser Klimaübereinkommens.

Die Durchschnittstemperaturen steigen weltweit und erreichen dabei immer wieder Rekordwerte. Extreme Wetterereignisse führen zu globalen Verwerfungen, während die Ursachen der Untätigkeit der Weltgemeinschaft genau jene direkt treffen, die unseren Schutz am Dringendsten brauchen.

45 Menschen pro Minute wurden 2016 im Schnitt durch extreme Wetterereignisse aus ihrer Heimat vertrieben. Allzu oft trifft das die ärmsten, marginalisiertesten und schutzbedürftigsten Menschen die, wie kürzlich von EJF in den Küstengebieten Bangladeschs dokumentiert, am wenigsten zur Klimaüberhitzung beigetragen haben, jedoch am stärksten von ihren Auswirkungen betroffen sind.

Diese Tatsache verdeutlicht die Dringlichkeit, mit der die EU-Mitgliedstaaten Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimaüberhitzung und zum Schutz von Klimaflüchtlingen ergreifen müssen. Der heutige Weltflüchtlingstag ist der passende Anlass, um unser Denken und Handeln über die allgegenwärtige Klimaüberhitzung neu zu überprüfen. Die Klimaüberhitzung muss gleichermaßen als Bedrohung für die Menschenrechte betrachtet werden. Die Nichteinhaltung von CO2-Zielen wird zum Risiko für Länder, die bereits heute der Klimaüberhitzung schutzlos gegenüberstehen.

Wir fordern den Schutz von Klimaflüchtlingen und das sofortige Ende unserer Abhängigkeit von fossilen Energien. Die Reduzierung von Treibhausgasemissionen und die Einhaltung internationaler Verpflichtungen gemäß des Pariser Klimaschutzabkommens müssen erfüllt werden, um den globalen Temperaturanstieg unter 1,5° C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu halten.

Die führenden Wirtschaftsnationen der Welt müssen Verantwortung für die extremen Wetterereignisse übernehmen, die bereits heute Menschen weltweit zur Flucht aus ihrer Heimat zwingen!