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Climate protest 1

Fehlende Stimmen auf der COP26

Wichtigstes Treffen seit Generationen

Die Klimakrise betrifft jeden Menschen auf dem Planeten und im Kampf gegen sie zählt jede Stimme. Durch Covid-19, Reisebeschränkungen und finanzielle Hürden waren viele Menschen, die ihre Folgen schon heute spüren, allerdings nicht in der Lage, selbst an der Weltklimakonferenz in Glasgow teilzunehmen. Ihre Stimmen müssen trotzdem gehört werden.

Wir haben mit Klimaaktivist*innen, Vertreter*innen indigener Gemeinschaften und Menschen gesprochen, die an vorderster Front der Klimakrise stehen. Auf ihnen liegt die Hauptlast der Erderhitzung. Wir müssen ihnen zuhören und ihre dringende Botschaft teilen: Es braucht schnelle und radikale Klimaschutzmaßnahmen, und zwar jetzt.

Wenn du mehr tun kannst, dann tu es. Tu es jetzt. Stell es nicht in Frage. Falls du denkst, es gäbe einen einfachen Ausweg – den gibt es nicht. Wenn du denkst, dass du allein es nicht schaffen kannst, dann mach Platz für jemanden, der glaubt, dass er es schaffen kann.

Jeremy Raguain, Seychelles Islands Foundation

Für viele dieser Menschen ist Klimaschutz keine Frage des Geldes, der Politik oder internationaler Entwicklung, sondern schlicht eine Frage über Leben und Tod. Ihre Zukunft – und die Zukunft aller Menschen auf der Erde – hängt von den Entscheidungen ab, die auf der Weltklimakonferenz getroffen werden.

Schon jetzt werden jede Minute 41 Menschen durch die Klimakrise vertrieben. Mit ihrem Voranschreiten wird sich diese Entwicklung weiter verschlimmern. Und doch hören wir nach wie vor nur leere Worte, gefolgt von wenigen Taten unserer politischen Führung.

Ihr habt all die Mittel, ihr habt all die Macht, ihr habt all das Wissen... und ihr entscheidet euch immer noch dafür, all das Leid zu ignorieren. Ihr entscheidet euch immer noch, all die Hilferufe von Menschen wie uns, von Ländern wie uns, zu ignorieren.

Veronica ‘Derek’ Cabe, Nuclear/Coal-Free Bataan Movement, Philippinen

Die Klimakrise ist eine allumfassende, existenzielle Bedrohung für die Menschheit. Zwar sind die ärmsten, am stärksten ausgegrenzten und verletzlichsten Gemeinschaften am stärksten betroffen, doch die globale Erhitzung wird Folgen für uns alle habe.

Es spielt keine Rolle, wo du dich befindest, wir werden alle davon betroffen sein. Es geht nur um den Zeitpunkt. Es geht nicht um das Ob, sondern um das Wann.

Joshua Cooper, Leiter des Hawaii Institute for Human Rights

Die Klimakrise als auch die Biodiversitätskrise bedrohen schon heute die grundlegendsten Menschenrechte auf der ganzen Welt. Wir brauchen dringend einen Ansatz, der die Gesamtheit aller Regierungen und die gesamte Weltwirtschaft einbezieht, wenn wir sie bewältigen wollen.

Wenn wir alle gemeinsam das tun, was wir in unserer kleinen Blase tun können, dann summieren sich all diese kleinen Blasen auf und wir könnten etwas wirklich Großes bewirken und echten Wandel herbeiführen.

Chantel Comardelle, Stammesbotschafterin des Isle de Jean Charles Biloxi-Chitimacha-Choctaw-Stammes, Louisiana, USA

Stürme, Brände, Überschwemmungen und Dürreperioden nehmen weltweit an Häufigkeit und Schwere zu und hinterlassen Tod und Zerstörung. Viele der Menschen, mit denen wir gesprochen haben, haben diese Zuspitzung bereits am eigenen Leib erfahren müssen.

Diese verrückten Wetterereignisse (…) sind eine Folge der Klimakrise. Und sie treten häufiger auf als je zuvor.

Disha Ravi, Gründerin, Fridays For Future India

Aber es sind nicht nur extreme Wetterverhältnisse, mit denen diese Menschen und Gemeinden zu kämpfen haben.

„Bei den Menschen, die weiter innerhalb der Stadt leben, ist der Grundwasserspiegel gesunken“, erklärt Disha weiter. „Sie haben keinen Zugang zu Wasser und müssen dann Wasser von der Stadtverwaltung [von Bangalore] kaufen ... es ist verrückt, dass es [Wasser] eine Ware ist, für die Menschen bezahlen müssen, obwohl es eigentlich ein grundlegendes Menschenrecht ist.“

Die Klimakrise ist eine Menschenrechtskrise. Die Menschen und Länder, die in der Vergangenheit am wenigsten zu den Treibhausgasemissionen beigetragen und am wenigsten vom kohlenstoffbedingten Wirtschaftswachstum profitiert haben, sind diejenigen, die als erste und am stärksten unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden.

Die Entwicklungsländer werden stärker betroffen sein, weil sie schon jetzt nicht in der Lage sind, das zu produzieren, was sie brauchen, und (...) der Klimawandel wird die Situation noch verschärfen. Und das wird zu Konflikten führen.

Jean-Marc Akakpo, International-Lawyers.Org, USA

„Sie denken, das 1,5-Grad-Ziel sei ehrgeizig, dabei ist es das absolute Minimum“, fügt Disha noch hinzu. „Und selbst bei 1,5 °C – seien wir ehrlich – werden so viele Menschen sterben. Schon heute sterben Millionen von Menschen, und wir sind bei 1,2 °C, also weiß ich, dass es bei 1,5°C nur noch schlimmer wird. Die Tatsache, dass das bloße Minimum als ehrgeizig angesehen wird, macht mich so wütend, weil sie nie mit dem konfrontiert waren, was uns bevorsteht, aber sie werden trotzdem über unser Leben verhandeln. Die Klimaverhandlungen sind Verhandlungen darüber, wer leben darf und wer sterben muss. Und die Weißen haben den Globalen Süden bisher jedes Mal vor den Bus gestoßen.“

Die Maßnahmen, die wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren ergreifen, werden das menschliche Leben und die Auswirkungen auf unseren Planeten für die nächsten 50.000 bis 100.000 Jahre bestimmen. Wir haben die Lösungen bereits. Was wir jetzt brauchen, ist der politische Wille, den Wandel zum Schutz der Menschen und unseres Planeten umzusetzen. Umweltgerechtigkeit und der Schutz der Menschenrechte müssen im Mittelpunkt aller Klimaschutzmaßnahmen stehen.

Ich glaube, dass wir die Hoffnung bewahren müssen. Die Hoffnung zu bewahren, ist eine der einzigen Möglichkeiten, wie ich die Kraft finde, diesen Kampf weiterzuführen.

Tonny Nowshin, Klimaaktivistin aus Bangladesch, lebt in Deutschland

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