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Okt. 22, 2019

Illegale Fischerei in Ghana: Eine Million US-Dollar Strafe verhängt

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Ein industrieller Trawler wurde in ghanaischen Gewässern festgesetzt, nachdem er an einem einzigen Tag mithilfe von Netzen, die für diese Schiffe verboten sind, mindestens 13,9 Tonnen kleine pelagische Fische gefangen hatte. Diese Fischpopulationen sind der Hauptfang von Kanu-Fischern und stehen vor dem Zusammenbruch. Dadurch sind Lebensgrundlagen und Ernährungssicherheit der örtlichen Küstengemeinden erheblich bedroht. Die verhängte Geldstrafe von einer Million US-Dollar ist ein willkommenes Zeichen dafür, dass die Regierung Ghanas gegen die illegalen und zerstörerischen Praktiken industrieller Trawler vorgeht.

In Ghana als "Fisch des Volkes" bekannt, sind kleine Hochseefische – sogenannte kleine pelagische Fische, wie Sardinellen – der Hauptfang kleiner Kanu-Fischer und wichtiger Bestandteil der ghanaischen Ernährung. In den letzten zwei Jahrzehnten sind die Populationen jedoch drastisch zurückgegangen. Das bedroht die Existenzgrundlage der Kanu-Fischer und die Ernährungssicherheit der Küstengemeinden. Wissenschaftler*innen prognostizieren den unmittelbar drohenden Zusammenbruch der Fischerei, wenn nicht umgehend Maßnahmen ergriffen werden.

Eine Hauptursache für diesen Rückgang ist "Saiko"-Fischerei, bei der industrielle Fangschiffe mit Schleppnetzen illegal Jagd auf kleine pelagische Fische machen. Die Fänge werden auf speziell angepasste Kanus auf See verladen, bevor sie an die örtlichen Gemeinden zurückverkauft werden.

Die an Bord des Trawlers entdeckten kleinmaschigen Netze sind für industrielle Fangschiffe in dieser Region verboten und wurden somit illegal verwendet. Sie sind der Beweis, dass das Schiff gezielt kleine pelagische Arten befischt hat. Dies bestätigte darüber hinaus auch die Analyse des Fangs: er bestand zu einem beträchtlichen Teil aus Jungfischen.

Bei der Untersuchung des Falls setzte EJF digitale Tracking-Technologien ein, um zu dokumentieren, dass das Schiff am 16. Juni gegen Mitternacht seinen Hafen verlassen hatte. Da es später an diesem Tag aufgegriffen wurde, kann belegt werden, dass der Trawler allein an diesem einen Tag zwischen 13,9 und 19,6 Tonnen dieser Fische fangen konnte. Üblicherweise dauert eine Fischerei-Fahrt bzw. Fang-Tour zwischen 30 und 45 Tagen. Unsere Ergebnisse bestätigen die verheerenden Auswirkungen der illegalen Fischerei durch industrielle Trawler auf die kleine pelagische Fischerei in Ghana.

Die Marinepolizei hat Anklage gegen den chinesischen Kapitän, den leitenden technischen Offizier und einen weiteren technischen Offizier sowie gegen zwei ghanaische Besatzungsmitglieder erhoben. Unsere Untersuchungen im vergangenen Jahr ergaben, dass rund 90% der industriellen Fischereiflotte Ghanas mit chinesischen Eigentümern in Verbindung stehen. Da die ghanaischen Fischereigesetze ausländischen Betreibern verbieten, Joint Ventures im Bereich der industriellen Schleppnetzfischerei einzugehen, agieren chinesische Organisationen über ghanaische Scheinfirmen und nutzen undurchsichtige Unternehmensstrukturen, um ihre Schiffe einzuführen, zu registrieren und Lizenzen zu erhalten.

Der Eigner des Schiffes erklärte sich außergerichtlich bereit, eine Geldbuße in Höhe von einer Million US-Dollar – die gesetzliche Mindeststrafe nach dem Fisheries Amendment Act 2014 – zu zahlen. Es ist das erste Mal, dass diese Strafe einem industriellen Schleppnetzschiff auferlegt wird. Seit Inkrafttreten des Gesetzes haben andere Straftäter trotz des Gesetzes geringere Summen gezahlt.

"Über zwei Millionen Menschen in Ghana sind für ihre Nahrung und ihr Einkommen auf kleine pelagische Fische angewiesen. Der Regierung muss ein Lob ausgesprochen werden, dass sie gegen illegale und destruktive Praktiken vorgegangen ist, die die Lebensgrundlagen und die Ernährungssicherheit in Ghana gefährden", so EJF-Geschäftsführer Steve Trent. "Jetzt geht es darum, sicherzustellen, dass die Geldbuße vollständig gezahlt wird. In der Vergangenheit wurden Geldbußen im Nachhinein heruntergesetzt oder undurchsichtige außergerichtliche Vergleiche haben die Durchsetzung des Gesetzes verschleiert. Es ist wichtig, dass diese Geldbuße gezahlt wird, um andere abzuschrecken, und dass das Ergebnis dieser und anderer Fälle auf der Website des Ministeriums veröffentlicht wird."

Mehr Informationen:

  • 2017 fingen industrielle Trawler fast die gleiche Menge an Fisch wie alle Kleinfischer zusammen, wenn illegale und nicht gemeldete Fänge mit eingerechnet werden. Das heißt, 76 Trawler fangen ungefähr die gleiche Menge an Fisch wie über 12.000 Kanus oder 100.000 Fischer.
  • Die "Saiko"-Fänge im Jahr 2017 beliefen sich auf 40,6 bis 50,7 Millionen US-Dollar, wenn sie auf See verkauft wurden, und 52,7 bis 81,1 Millionen US-Dollar, wenn sie am Anlandeplatz verkauft wurden.
  • Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) stellte Anfang 2019 fest, dass die zwischen Ghana, der Elfenbeinküste, Togo und Benin angesiedelten Sardinenbestände kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Sie empfahl die vollständige Einstellung der Sardinenfischerei, damit sich die Bestände erholen können.
  • Während die Kanu-Fischerei rund 60 Fischern pro 100 Tonnen Fisch direkte Beschäftigung bietet, liefert die "Saiko"-Fischerei nur 1,5 Arbeitsplätze pro 100 Tonnen – das ist rund 40-mal weniger.
  • Im Jahr 2017 weigerten sich die Eigentümer eines unter ghanaischer Flagge fahrenden industriellen Trawlers, eine von einem außergerichtlichen Vergleichskomitee verhängte Geldbuße infolge von illegaler Umladung auf See zu zahlen. Das Schiff hat seitdem einen bislang unbekannten Betrag bezahlt. Außerdem erhielt es für die Fortsetzung der Fischerei eine neue Lizenz.