Spenden
Taiwan: Grausame Fischerei-Praktiken aufgedeckt
Dez. 05, 2018

Taiwan: Grausame Fischerei-Praktiken aufgedeckt

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Delfine harpuniert und geschlachtet Haie ihrer Flossen beraubt und zurück ins Meer geworfen Schildkröten getötet und entsorgt: im Rahmen einer investigativen Untersuchung hat EJF eine Reihe von grausamen und illegalen Praktiken an Bord von Fischereifahrzeugen aufgedeckt, die in Verbindung mit Taiwan stehen.

Delfine & Haie zu Hunderten hingerichtet

Im Rahmen einer neuen Ermittlung sprach EJF mit indonesischen Besatzungsmitgliedern von fünf verschiedenen Langleinenfängern. Alle fuhren entweder unter taiwanesischer Flagge oder waren in der Hand taiwanesischer Eigentümer.

Die Besatzungsmitglieder der fünf Schiffe berichteten vom Fang hunderter Haie jeden Tag. Darunter waren nicht nur illegal gefangene Jungfische, die als Köder verwendet wurden, sondern auch gefährdete Arten, wie Hammer- und Fuchshaie. Sie sagten, dass ihnen befohlen wurde, die Flossen von Haien abzutrennen und ihre Körper über Bord zu werfen – eine Praxis, die Taiwan verbietet. Die Haie, die ohne ihre Flossen nicht schwimmen können, ersticken oder verbluten anschließend.

Einige der Schiffe jagten und töteten sogar Delfine, obwohl diese durch taiwanesisches Recht geschützt sind. Die Besatzung eines der Schiffe wurde angewiesen, auf der Bugwelle schwimmende Delfine zu harpunieren. Aufgespießte Tiere wurden anschließend bis zur Erschöpfung oder zum Tod mitgeschleppt. Diejenigen, die noch Lebenszeichen zeigten, wurden anschließend mit Stromstößen einer Autobatterie getötet. Die Delfine wurden danach geschlachtet und ihr Fleisch als Hai-Köder verwendet. Laut Angaben der Besatzung wurden auf diese Weise auf jeder der dreimonatigen Fangtouren rund 300 Delfine getötet.

"Es ist leicht, [Delfine] zu fangen. Wir konnten wahrscheinlich sechs bis neun am Tag töten. Aber auch wenn wir schon zehn Delfine an Deck hatten – solange immer noch weitere auf der Bugwelle schwammen, jagten wir sie, bis wir sie alle gefangen hatten."
– Crew-Mitglied gegenüber EJF

Kontrollen durch Behörden mangelhaft

Von entscheidender Bedeutung ist, dass Inspektionen durch die taiwanesische Fischereibehörde laut Besatzung ineffektiv und leicht zu umgehen waren. Im Hafen angekommen, versteckte die Besatzung die Haifischflossen am Boden der Gefrierschränke unter einer Schicht von gefangenem Fisch. So waren die Flossen auf den ersten Blick nicht sichtbar und konnten in den frühen Morgenstunden verkauft werden.

"Wir haben um 3 Uhr mitten der Nacht entladen, die Flossen herausgeholt und verkauft. Besonders beim Entladen der Flossen forderte der Kapitän uns oft auf, schnell zu sein," so ein weiteres Besatzungsmitglied.

Jagd auf gefährdete Arten

Die Besatzung eines Schiffs, das sich in taiwanesischem Besitz befand, aber unter der Flagge Panamas fuhr, berichtete, dass Delfine und Schildkröten illegal getötet wurden. Bei einer Gelegenheit wurde ein kleiner Schwertwal gefangen – eine Delfin-Art, die von der Internationalen Union für die Erhaltung der Natur (IUCN) als "potenziell gefährdet" eingestuft wird.

Anstatt das Tier entsprechend des panamaischem Rechts wieder freizulassen, ordnete der taiwanesische Vorarbeiter an, den Kopf abzutrennen, damit die Zähne zur Herstellung von Halsketten verwendet werden konnten.

Regierung muss Gräueltaten beenden

Die wenigen Schiffe, die EJF untersuchte, fingen zehntausende Haie, die illegal über Bord geworfen wurden, um mehr Platz zu schaffen. Multipliziert man diese Summe mit der immensen taiwanesischen Fischereiflotte, nimmt die Ausbeutung des marinen Ökosystems gigantische Ausmaße an.

Taiwan kann weltweit Vorreiter im Fischereisektor werden: das Land verfügt über die finanziellen Mittel, die Technologie und die Möglichkeiten, diesen Missbrauch zu beenden und eine legale, nachhaltige und ethisch verträgliche Fischerei zu schaffen. Dazu muss Taiwan einen einfachen und effektiven Aktionsplan zum Schutz von Haien aufstellen.

Außerdem fordert EJF Taiwan auf, sich den zehn Grundsätzen für Transparenz in der Fischerei zu verpflichten und unverzüglich alle Schiffe und Unternehmen zu untersuchen und zu verfolgen, die der illegalen Fischerei und der Verletzung von Menschenrechten verdächtigt werden.

"Delfine töten, um Haie zu fangen – das ist Wahnsinn. Kriminelle taiwanesische Fischereischiffe reißen das Herz aus unseren Ozeanen. Diese illegalen, nicht nachhaltigen und grausamen Methoden werden erst durch die Untätigkeit der Behörden Taiwans möglich. Es müssen umgehend Maßnahmen ergriffen werden, um das Abschlachten zu stoppen!"
Steve Trent, EJF-Geschäftsführer

Mehr Informationen: