Lobbying in Thailand: Anstieg von illegaler Fischerei befürchtet
Quellen der Environmental Justice Foundation haben ergeben, dass die National Fishing Association of Thailand (NFAT) der thailändischen Regierung unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine Reihe von Forderungen vorgelegt, welche die Fischerei-Reformen des Landes zum Scheitern bringen könnten.
Wichtige Unternehmensnetzwerke – darunter die thailändische Handelskammer sowie die Thai Fishery Producers Coalition – hatten die Reformen als Wendepunkt für den thailändischen Fischereisektor erkannt. Es waren gerade diese Reformen, die dazu beigetragen haben, das Vertrauen vieler Importländer wiederzugewinnen. Eine Abschaffung der Reformen würde die Fischereiflotte Thailands mit hoher Wahrscheinlichkeit zurückversetzen in die von Missbrauch und Illegalität geprägte Vergangenheit und Wirtschaft, Fischbestände sowie den internationalen Ruf des Landes gefährden.
Internationaler Ruf Thailands gefährdet
Die erste Forderung der NFAT ist die Aufhebung aller Beschränkungen für den Transfer von Besatzungsmitgliedern und für Umladungen von Fängen auf See. Dies würde es skrupellosen Schiffsbesitzern ermöglichen, in Sklaverei arbeitende Wanderarbeiter zwischen den Schiffen unkontrolliert zu versetzen. Die Folge: Crew-Mitglieder können fast nie an Land gehen und haben praktisch keine Chance auf Flucht oder Hilfe durch offizielle Behörden. Zahlreiche Fälle dieser Art wurden vor der Umsetzung der aktuellen Reformen in der thailändischen Fischerei bereits mehrfach dokumentiert.
Darüber hinaus wären Schiffsbetreiber ebenfalls in der Lage, illegal gefangenen Fisch undokumentiert zwischen ihren Booten zu verladen, sodass Fänge letztendlich nicht mehr rückverfolgbar wären und illegal gefangener Fisch unbemerkt in internationale Lieferketten gelangen könnte.
EJF und 35 Organisationen wenden sich an Regierung
35 weitere Organisationen haben sich uns angeschlossen – darunter große Einzelhändler, Zulieferer und NGOs wie Sainsbury's, Waitrose, Morrisons, Lyons Seafoods, Greenpeace und Oxfam – und einen offenen Brief an den thailändischen Premierminister verfasst. Darin verurteilen wir die Forderungen der NFAT und fordern die Regierung dazu auf, die Reformen zu schützen.
Zusätzlich will die NFAT viel länger fischen dürfen und sich von der Verpflichtung, genaue Fangorte zu erfassen, befreien. Fischereifahrzeuge, die im Jahr 2015 ihre Lizenz verloren haben, sollten demzufolge wieder fischen dürfen, so NFAT. Gegen viele dieser Schiffe wurden jedoch Sanktionen aufgrund von illegalem Fischfang verhängt. Bei anderen handelte es sich um "Geisterschiffe", welche die gleichen Registrierungsdokumente wie legale Fischereifahrzeuge verwenden und die Identitätsverschleierung höchstwahrscheinlich nutzen, um ihre illegalen Aktivitäten zu verdecken.
Weitere Forderungen verfolgen ganz ähnliche Ziele, die die Fischereiindustrie weniger transparent machen und von ihren Rechenschaftspflichten entbinden sollen. Die jährliche Inspektion von Schiffen und Besatzungsmitgliedern sollte nach Angaben der NFAT abgeschafft werden, Altersbeschränkungen sollten gelockert werden und den Betreibern sollte es gestattet sein, ihre Besatzungslisten nach dem Verlassen des Hafens noch für mehrere Stunden zu überarbeiten. Dies würde es nicht registrierten Besatzungsmitgliedern – potenziell insbesondere Wanderarbeiter, welche von Menschenhandel betroffen sind – ermöglichen, an Bord zu gehen, nachdem die Schiffe die Hafenkontrollen bereits durchlaufen haben.
Kein Grund für Abschaffung der Reformen
"Die von der königlichen thailändischen Regierung eingeleiteten Reformen haben sich äußerst positiv auf die thailändische Fischerei und die gesamte Region Südostasiens ausgewirkt. Sie waren für die Wirtschaft, die Fischbestände und das internationale Ansehen des Landes von entscheidender Bedeutung", so Steve Trent, Geschäftsführer von EJF. "Sie dürfen nicht aufgrund kurzfristiger Interessen einiger weniger skrupelloser Unternehmen, wie der NFAT, rückgängig gemacht werden", so Trent weiter.
"Welchen möglichen Grund könnte es geben, diese Schutzmechanismen außer Kraft zu setzen, wenn nicht die Verschleierung von Menschenrechtsverletzungen an Arbeitern und die Missachtung nationaler Gesetze?"
– Steve Trent, EJF-Geschäftsführer
"Die hinterhältige Natur des Treffens ist ebenfalls besorgniserregend", fügt Trent hinzu. "Die thailändische Fischerei ist für eine große Anzahl von Bürgern des Landes von entscheidender Bedeutung. Die Regierung muss sicherstellen, dass der Reformprozess transparent ist und alle Beteiligten einbezogen werden – der kommerzielle Sektor, Lieferanten und Verarbeiter von Fisch und Meeresfrüchten, kleine Fischergemeinden, zivilgesellschaftliche Organisationen und Wissenschaft."
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