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Klimaschutz ist ein Gewinn für die Wirtschaft
Juni 29, 2021

Klimaschutz ist ein Gewinn für die Wirtschaft

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Das Klima-Manifest ist ein Wegweiser für eine nachhaltige Zukunft. Es belegt schwarz auf weiß: Maßnahmen für den Klimaschutz sind die bestmögliche Investition in unsere Zukunft – auch was wirtschaftliche Prognosen betrifft.

Die Strategie von Klimaleugner*innen hat sich verändert: Keine ernstzunehmende Person stellt heute noch den überwältigenden Konsens infrage, dass die menschengemachte Klimakrise real ist.

Stattdessen nehmen sich insbesondere fossile Konzerne jetzt ein Beispiel an der Tabakindustrie: Sie verwerfen die Behauptung, die Erderhitzung sei nicht ernst zu nehmen und hören auf, die Problematik herunterzuspielen. Mittlerweile plädieren sie sogar für freiwillige individuelle Klimaziele – die offensichtlich nicht funktionieren – und konzentrieren sich auf die angeblichen „Kosten“ von Maßnahmen zur Bekämpfung dieser existenziellen Bedrohung.

Am zynischsten an diesem neuen Fokus ist jedoch, dass sie die Lösung des Problems auf uns alle abwälzen und erklären, es sei unsere Aufgabe zu handeln – nicht ihre. Dieses Argument ist schlichtweg falsch.

Klimaschutzmaßnahmen verursachen keine Kosten: Sie sind die wichtigste Investition in der Geschichte der Menschheit.

Fangen wir an mit einem Beispiel aus dem Sektor der erneuerbaren Energien – bereits heute eine der am schnellsten wachsenden Industrien der Welt: Allein in den USA wurden in dieser Branche zwischen 2015 und 2019 um die 100.000 Jobs geschaffen. Das entspricht einem Wachstum von rund 25% im gesamten Sektor. Einige Befürworter*innen der besonders umstrittenen britischen Kohlemine in Cumbria loben in den höchsten Tönen, dass durch das Vorhaben 500 neue Arbeitsplätze für die Region geschaffen werden können. Zum Vergleich: Erneuerbare Energien könnten hier 9.000 Arbeitsplätze bereitstellen.

Global betrachtet ist der Ausbau erneuerbarer Energien nicht betroffen von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Letztes Jahr wurde ein Wachstum von 7% verzeichnet – trotz einer geringeren globalen Nachfrage nach Energie. Eine erhebliche Anzahl von Menschen können von diesem Wachstum profitieren. Die Internationale Arbeitsorganisation (International Labour Organisation, kurz: ILO) sagt voraus, dass mit den Maßnahmen, die explizit im Pariser Klimaabkommen gefordert wurden, bis 2030 rund 18 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden können.

Ein weitaus überzeugenderes Argument für erneuerbare Energien ist die Tatsache, dass sie fossile Energieträger im Hinblick auf die Kosten bereits deutlich unterbieten – trotz dramatisch ungleicher Wettbewerbsbedingungen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt, dass im Jahr 2015 rund 4,7 Billionen US-Dollar in Subventionen für fossile Brennstoffe geflossen sind. Das bedeutet, dass in diesem Jahr jede Person auf der Erde im Schnitt rund 640 US-Dollar dafür gezahlt hat. Man stelle sich nun einmal das Ausmaß der Veränderung vor, wenn diese Mittel in erneuerbare Energien umverteilt würden.

Die Technik, die wir für die Energiewende brauchen, steht bereit. Wir können unsere Energieerzeugung in Methoden fließen lassen, die wenig bis keine CO2-Emissionen verursachen – mit deutlich mehr und kostengünstigerer Elektrizität, die unsere Emissionen drastisch senken und einen echten Fortschritt in Richtung globaler Klimagerechtigkeit machen.

Um die Klimakrise zu bekämpfen, braucht es progressive Politik, zum Beispiel in Form von deutlich höheren Steuern für Vielflieger*innen und einem höheren CO2-Preis. All dies kann mehr Einnahmen generieren und dabei helfen, unsere Wirtschaft neu und nachhaltig zu definieren, die Abhängigkeit von Kohlenstoff zu beenden und damit die natürlichen Grenzen unseres Planeten zu respektieren.

Wirtschaftliche Umstellungen zugunsten des Klimaschutzes sind unumgänglich. Die Dringlichkeit unserer Situation wird vor allem deutlich durch die Schäden, die in schwindelerregende Höhen steigen, wenn wir untätig bleiben. Die Klimakrise wird die Volkswirtschaften der G7-Länder im Vergleich zu Covid-19 vermutlich um das Doppelte schrumpfen lassen. Allein Indiens Wirtschaft wird Prognosen zufolge um ein Viertel schrumpfen.

Vor allem die „menschlischen Kosten“ des Klimakollaps sind verheerend: Millionen werden gezwungen sein, ihr Zuhause zu verlassen – eine wachsende Bedrohung für den globalen Frieden. Diejenigen, die zuerst von der Krise betroffen sind, haben am wenigsten zu ihr beigetragen und werden sie dennoch am stärksten spüren.

Um das Schlimmste zu verhindern, brauchen wir einen ganzheitlichen Ansatz – einen, der Regierungsvertreter*innen zur Verantwortung zieht und ehrgeizige Maßnahmen zur Abschwächung und Anpassung an die globale Erwärmung in jedes politische Ressort integriert. Es ist an der Zeit, sich sowohl von gescheiterten historischen Versprechen als auch von mutlosen Vorhaben zu verabschieden, welche Maßnahmen für den Schutz unserer gemeinsamen Erde in separate Ministerien oder breit gefächerte Verantwortlichkeiten aufspalten.

Klimaschutz muss die Spitze jeder politischen Agenda sein. Das Zeitalter fossiler Energie zu beenden, bedeutet eine sichere, saubere und nachhaltige Zukunft für uns alle.

Umweltgerechtigkeit – das gleiche Recht auf ein sichere, gesunde Umwelt für alle Menschen in einer Welt, in der Ökosysteme gedeihen – kann nicht ohne Maßnahmen der Industrie erreicht werden.

Unsere Entscheidungsträger*innen müssen ihren Worte endlich Taten folgen lassen. Sie müssen jetzt beweisen, dass sie bereit sind, die größte und wichtigste Investition der Menschheit zielstrebig und schnell zu tätigen – und das bedeutet effektiven, nachhaltigen und gerechten Klimaschutz zu betreiben.