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Jan. 31, 2018

MSC-Siegel: Vertrauen von Verbraucher*innen sinkt

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Das Vertrauen der Verbraucher*innen in das weltweit bekannteste Siegel für Nachhaltigkeit von Fischereiprodukten ist bedroht. Der Marine Stewardship Council (MSC) wurde davor gewarnt, dass die weitere Zertifizierung von Fischereien, die zu Überfischung und Umweltzerstörung beitragen, die Motivation der Verbraucher*innen zum nachhaltigen Fischeinkauf und damit sogar den Sinn des MSC untergräbt.

Wir haben uns 65 Organisationen angeschlossen, die den MSC in einem offenen Brief auffordern, seine Bemühungen für eine nachhaltige und ökologische Fischerei zu verstärken.

Der MSC feierte kürzlich sein 20-jähriges Bestehen und gilt als das wichtigste Zertifizierungssystem für die Nachhaltigkeit von Fischereiprodukten weltweit. Produkte mit einem MSC-Siegel signalisieren, dass der Fisch aus nachhaltiger und umweltfreundlicher Fischerei stammt. Das Siegel soll darüber hinaus Nachhaltigkeit entlang der gesamten Lieferkette – vom Fang bis zu den Kund*innen – garantieren.

MSC-Zertifikat untergräbt erforderliche Standards

Die unterzeichnenden Organisationen kritisieren den MSC dafür, dass er die für das MSC-Zertifikat erforderlichen Standards untergräbt. Das MSC-Zertifikat erlaubt Händler*innen die Nutzung des potenziell lukrativen Siegels.

Eine große Zahl von Verbraucher*innen will sich bewusst für nachhaltige Fischereiprodukte entscheiden. In einer Umfrage stimmten nahezu drei Viertel der befragten Konsument*innen von Fisch und Meeresfrüchten der Aussage zu, dass nur Fisch aus nachhaltigen Quellen gekauft werden sollte, um die Ozeane zu retten. Überzeugungen wie diese machen es umso wichtiger, dass dem Nachhaltigkeitssiegel Glauben geschenkt werden kann.

In dem offenen Brief wird dargelegt, dass einige Fischereien trotz Erhalt des MSC-Siegels noch immer zur Überfischung beitragen, wichtige Meereslebensräume beschädigen oder Fangmethoden verwenden, die dafür bekannt sind, dass sie negative Auswirkungen auf die Meeresumwelt haben oder Beifang verursachen. Beifang bezeichnet das unabsichtliche Fangen von Fischen und anderen Meereslebewesen, meist mit tödlichem Ausgang. Darunter können sich auch gefährdete Spezies wie Wale, Haie und Meeresschildkröten befinden.

Krabben- und Hummerfischer in Kanada und im US-Bundesstaat Maine erhalten weiterhin das MSC-Zertifikat, obwohl ihre Praktiken zur weiteren Gefährdung der bereits vom Aussterben bedrohten nordatlantischen Glattwale beitragen. In den Fischernetzen verfangen sich vor allem weibliche Tiere, und Untersuchungen haben ergeben, dass es in 20 Jahren wahrscheinlich keine Zuchtweibchen dieser Spezies mehr geben wird. Die dazu beitragende Krabben- und Hummerfischerei wird trotzdem noch immer vom MSC zertifiziert.

Als wichtige Ergänzung des Briefs wird der MSC außerdem dazu aufgefordert, soziale und arbeitsrechtliche Standards in der globalen Fischereiindustrie in seinen Zertifizierungsprozess einzubeziehen. Die Berücksichtigung sozialer Aspekte könnte ein wichtiger Beitrag für ein stärkeres Bewusstsein für dieses Thema sein. Zudem würde es Verbrauchern die Möglichkeit geben, gut informierte Entscheidungen zu treffen, sowohl im Sinne des Schutzes unseres Planeten als auch hinsichtlich der Menschenrechte.

Nachbesserungen dringend erforderlich

Wenn der MSC seine Glaubwürdigkeit, seine Marktposition und seine Daseinsberechtigung aufrechterhalten will, sollte er sicherstellen, dass die von ihm entwickelten und umgesetzten Prozesse zur Zertifizierung globaler Fischereien wirklich nachhaltig sind und einen direkten, positiven Einfluss auf die Umwelt haben.

EJF und einer Vielzahl weiterer Organisationen ist es ein besonderes Anliegen, dass der MSC die zahlreichen, weltweit aufgedeckten Fälle von Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen in der globalen Fischerei in seine Beurteilungen aufnimmt.

Unser Ziel ist eine nachhaltige, legale und ethisch vertretbare Fischerei. Wir möchten den MSC dabei an unserer Seite als Unterstützer dieser Ziele sehen.