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Norwegens Vormarsch im Tiefseebergbau muss gestoppt werden, um irreversible Schäden zu verhindern
Dez. 06, 2023

Norwegens Vormarsch im Tiefseebergbau muss gestoppt werden, um irreversible Schäden zu verhindern

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Das norwegische Parlament hat sich zwei Oppositionsparteien angeschlossen, die mehrheitlich für einen Vorschlag gestimmt haben, Tiefseebergbau auf einer Fläche von 280.000 Quadratkilometern in der Arktis freizugeben. Norwegen riskiert mit dieser Entscheidung seinen internationalen Ruf als weltweit führendes Land im Meeresschutz. Das Parlament wird am 4. Januar 2024 über den finalen Antrag abstimmen.

Mineralien aus der Tiefsee sind nicht nötig, wenn jetzt die richtigen Investitionen getätigt werden, um die Nutzung von Alternativen zu diesen Rohstoffen für umweltfreundliche Technologien zu beschleunigen und zu einer Kreislaufwirtschaft überzugehen. Im Übrigen hätte Tiefseebergbau nicht zwangsläufig einen Rückgang des Bergbaus an Land zur Folge.

Die norwegische Umweltbehörde hat die Folgenabschätzung der Regierung kritisiert und darauf hingewiesen, dass sie möglicherweise gegen den Seabed Minerals Act verstoße. Außerdem überschneidet sich das Gebiet, in dem Norwegen Tiefseebergbau betreiben will, teilweise mit der Fischerei-Schutzzone Spitzbergens, sodass Norwegens Ressourcenrechte umstritten sind.

In der Tiefsee lagern wichtige Mineralien für Batterien von Elektrofahrzeugen, Windturbinen und Solarzellen in Form von polymetallischen Knollen, die Kobalt, Nickel, Kupfer und Mangan enthalten. Befürworter*innen von Tiefseebergbau argumentieren, dass er für den Übergang zu einer grünen, nachhaltigen Wirtschaft notwendig und weniger schädlich sei, als Bergbau an Land. Eine wachsende Zahl von Wissenschaftler*innen, Organisationen, Unternehmen, politischen Entscheidungsträger*innen und Ländern lehnt Tiefseebergbau ab. Sein potenzieller Nutzen überwiegt nicht seine ökologischen und wirtschaftlichen Risiken.

Ein großer Teil der Tiefsee ist bislang noch unerforscht. Das Ausmaß der Schäden, die Tiefseebergbau für Meeresökosysteme annehmen könnte, ist bislang nicht bekannt. Der Ozean hat mehr als ein Viertel aller vom Menschen verursachten CO₂-Emissionen aufgenommen. Tiefseebergbau würde nicht nur Ökosysteme schädigen, sondern auch die größte aktive Kohlenstoffsenke der Welt bedrohen.

„Wir wissen sehr wenig über die Tiefsee, doch wir wissen genug, um sicher zu sein, dass Tiefseebergbau verheerende Folgen für die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt haben und den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft untergraben wird“, so EJF-Geschäftsführer (CEO) und Gründer Steve Trent.

„Die letzte Hoffnung besteht darin, dass das norwegische Parlament der Ausbeutung der Tiefsee nicht zustimmt, um sie vor irreversiblen Schäden zu schützen. Ich appelliere an das Parlament, die Anträge abzulehnen, um eine sichere und nachhaltige Zukunft für uns alle zu gewährleisten. Es gibt keinen legitimen Grund für Tiefseebergbau, weder jetzt noch in der Zukunft.“

Bildnachweis: © NOAA Okeanos Explorer Program