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Die Zerstörung des Ozeans ist ein direkter Angriff auf unsere Lebensweise

Solomon Pili Kahoʻohalahala ist ein indigener hawaiianischer Ureinwohner der siebten Generation, kupaʻāina, von der kleinen hawaiianischen Insel Lānaʻi. Er ist der derzeitige hawaiianische Älteste des Papahānaumokuākea Marine National Monument Reserve Advisory Council und der Native Hawaiian Cultural Working Group. Zudem ist er derzeit Vorsitzender des Beirats des Nationalen Meeresschutzgebiets für Buckelwale auf den Hawaii-Inseln und dient auch als Mitglied der Kulturgemeinschaft des Pacific Remote Islands Marine National Monument”.


In Hawaiʻi haben wir eine alte Genealogie, eine Geschichte, einen Gesang, den Kumulipo. Er ist unsere Schöpfungsgeschichte von der tiefsten Quelle der dunkelsten Meere, wo der wali wali” – der schöpferische Äther – die Erde und alle Lebewesen formt. Er besagt, dass der uku koʻa koʻa als erster Korallenpolyp auftaucht. In unserer Genealogie ist er die erste Lebensform, die entstanden ist, er ist unser erster Kūpuna oder unser ältester Vorfahre. Ihm folgen alle anderen Lebewesen im Wasser, auf dem Land, in der Luft und im Himmel über uns.

Wir, die Menschen, sind in eine blühende, nachhaltige und harmonische Welt hineingeboren, von den tiefsten Meeren bis zu den höchsten Berggipfeln. Daher ist der Ozean unser Land. Es gibt keine Grenzen der Meere. Der Ozean ist in Bewegung. Die Tiere des Ozeans sehen keine Grenze, genauso wenig wie wir eine Grenze sehen. Die Tiefsee ist unser heiliger Ort der Schöpfung, und wir tragen die Verantwortung dafür, sie zu erhalten und all die Dinge zu schützen, die vor uns auf der Insel Erde existierten. Bergbauunternehmen, die den Meeresboden aus Profitgründen ausbeuten, tun das im Bewusstsein, dass sie damit heilige und kulturelle Bindungen zerstören.

Meine Familie lebt seit sieben Generationen auf der Insel Lāna'i. Die drohende Gefahr durch Tiefseebergbau verpflichtet mich dazu, im Namen der künftigen Generationen zu handeln. Ich bin zutiefst besorgt über den bevorstehenden Tiefseebergbau, der unsere identitätsstiftende Verbundenheit mit dem Ozean gefährdet. Die Tiefsee ist aus unserer Sicht unsere Heimat, sie ist der Ort, von dem wir kommen, und wir sind die Kultur der Menschen der Tiefsee. Sie ist unser Land, sie ist unser Zuhause.

Unsere Vorfahren haben seit Tausenden von Jahren in Einklang mit dem Ozean gelebt, seine Kraft und Fülle respektiert und wir haben unseren Platz in ihm gefunden. Wir haben eine tiefe spirituelle Verbindung zum Ozean entwickelt, und er ist ein wesentlicher Bestandteil unseres täglichen Lebens. Der Ozean ernährt uns, unterhält uns und ist die Grundlage unserer kulturellen Praktiken.

Nun aber bedroht Tiefseebergbau diese heilige Verbindung. Er ist eine zerstörerische und gefährliche Praxis, die riskiert, dem Ozean und den Lebewesen, die er beheimatet, irreparable Schäden zuzufügen. Die Vorstellung, dass jemand in diese Umgebung eindringt und beginnt, unseren heiligen Ort mit riesigen Maschinen zu zerstören und zu zerreißen, ist unsäglich – das darf nicht passieren. Tiefseebergbau beinhaltet die Ausbeutung von Mineralien und Metallen aus dem Meeresboden, wodurch empfindliche Ökosysteme geschädigt und das natürliche Gleichgewicht des Ozeans gestört werden könnten.

Der Kumulipo, eine hawaiianische Schöpfungsgeschichte, erzählt von der Vereinigung von Kumulipo – dem ersten männlichen Wesen, und Pōele – dem ersten weiblichen Wesen – und einem Korallenpolypen, aus dem das erste Lebewesen der Erde geboren wurde. Dieses tauchte aus der Tiefsee auf und bewohnte dieselben Küsten, an denen indigene Hawaiianer bis heute leben.

Solomon Pili Kahoʻohalahala

Wir kennen vielleicht nicht alle Meereslebewesen, aber wir wissen, dass der Bergbau große Mengen an Abfall und Sedimenten verursachen wird, die unglaublich weit transportiert werden und das Leben im Meer gefährden sowie den Ozean verschmutzen. Die Sedimente können riesige Distanzen weit getragen werden und beeinträchtigen Ökosysteme weit über die Abbaustätte hinaus.

Auch die Gefahr von Unfällen und Lecks ist beim Tiefseebergbau groß, und die Folgen könnten katastrophal sein. Wir haben die verheerenden Auswirkungen von Ölkatastrophen an unseren Küsten und auf die Lebewesen im Meer gesehen. Wir können es uns nicht leisten, ähnliche Katastrophen in der Tiefsee zu riskieren.

In den Diskussionen über den Bergbau wird nicht berücksichtigt, dass wir aus diesem Raum kommen. Es geht um Mineralien, es geht um Ressourcen, es geht um den Abbau, ohne jegliche Rücksicht auf unsere Kultur.

Unsere Kultur beruht auf unserer innigen Beziehung zum Ozean – jeglicher Schaden, der dem Ozean zugefügt wird, ist ein direkter Angriff auf unsere Lebensweise. Unsere Vorfahren haben diese Verbindung verstanden und den Ozean als lebendiges Wesen respektiert – nicht als eine Ressource, die aus Profitgründen ausgebeutet wird. Wir müssen sie ihrerseits respektieren.

Wir glauben, dass der Ozean nicht etwas ist, das wir besitzen, sondern, dass er ein Geschenk ist, das wir für künftige Generationen schützen und bewahren sollen. Das ist das Fundament unseres indigenen Wissens, und eine Verantwortung, die wir sehr ernst nehmen.

Meine Botschaft an die Bergarbeiter*innen ist, dass es eine Kultur der Tiefsee gibt. Und deshalb möchte ich eine Stimme unserer Vorfahren sein. Ich möchte derjenige sein, der sagt: Wir kommen von diesem Ort. Das ist unsere Heimat, und ihr dringt gerade in sie ein. Und ihr habt nicht um Erlaubnis gefragt.

Tiefseebergbau ist eine gefährliche und zerstörerische Praxis, die den Ozean gefährdet, auf den wir angewiesen sind. Das können wir nicht zulassen. Ich rufe alle, die meine Liebe und meinen Respekt für den Ozean teilen, dazu auf, sich dem Widerstand gegen die Bergbauunternehmen anzuschließen. Wir müssen uns zusammentun. Wir müssen uns für den Ozean, für die Erde und für all die Dinge einsetzen, die dazu beitragen, das natürliche Gleichgewicht wiederherzustellen.

Hanau ka po

The night gave birth

Hanau Kumulipo i ka po, he kane

Born was Kumulipo in the night, a male

Hanau Poʻele i ka po, he wahine

Born was Poʻele in the night, a female

Hanau ka ʻUku koʻakoʻa, hanau kana, he ʻAkoʻakoʻa, puka

Born was the coral polyp, born was the coral, came forth.

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