„Augen am Himmel“: Unterstützung von Aktivist*innen im Pantanal
Das Pantanal – eines der größten tropischen Feuchtgebiete der Welt, reich an Wildtieren, Kultur und Kohlenstoff – stand im November in Flammen. Es war ein tragischer Ausnahmezustand zu Beginn dessen, was eigentlich die Regenzeit hätte sein sollen. Angefacht durch starke Winde durchquerten die Flammen Flüsse und Straßen bis in die gefährdeten Lebensräume der Jaguare hinein und bedrohten zahllose weitere Arten wie auch Wohngebiete.
Unser EJF-Team in Brasilien reagierte schnell, filmte die am schwersten betroffenen Gebiete und half den Feuerwehrleuten vor allem durch gezielte Drohnenflüge, um Brandherde und ihre Ausbreitungsrichtung zu identifizieren.
In den kommenden Monaten werden wir Umweltschützer*innen aus Gemeinden in der gesamten Pantanal-Region zusätzliche Ausrüstung und Trainings für den Einsatz von Drohnen und Kameras zur Verfügung stellen, um die atemberaubende Schönheit und den unschätzbaren Wert ihrer Heimat und deren Bedrohung zu dokumentieren. Zusammen schützen wir dieses einzigartige Paradies und die vielfältigen Kulturen und Lebensgrundlagen, die von ihm abhängen.
Ob das Pantanal und andere natürliche Lebensräume Brasiliens langfristig erhalten bleiben, hängt vor allem vom politischen Willen ab. Wir haben jetzt die Chance, die Zerstörung aufzuhalten, die brasilianische Regierung in ihren Bemühungen zu unterstützen und echten Wandel sicherzustellen.
Im November – zeitgleich mit der Veröffentlichung unseres Berichts über die Rindfleischproduktion im Pantanal und deren Verbindung zu europäischen Lieferketten – war das brasilianische EJF-Team mit einer beeindruckenden Fotoausstellung in Brasiliá und nahm an Senatsanhörungen teil. In diesem Jahr werden wir noch mehr tun, um die Schönheit des Pantanals zu feiern und zu zeigen, wie wir uns über Kontinente hinweg zusammenschließen können, um diesen magischen Ort zu bewahren.
DefendTheDeep: An der Spitze des Protests gegen Tiefseebergbau
Die Tiefsee ist eine geheimnisvolle Wunderwelt von immensem biologischen Reichtum und als Kohlenstoffspeicher von beispielloser Bedeutung für die Welt. Tiefseebergbau zu stoppen, war für uns deshalb eines unserer wichtigsten Ziele in 2023. In den wachsenden Protest-Chor von Aktivist*innen und indigenen Gemeinschaften, Industrien und Regierungen haben wir unsere Stimme eingebracht.
Neben Vertreter*innen aus Regierungen und Industrie filmten wir Interviews mit Mitgliedern indigener Gemeinschaften, unter anderem Alanna Matamaru Smith, die sich auf den Cookinseln für Umweltschutz einsetzt.
Zu Beginn des Jahres 2023 veranstalteten wir ein Webinar zu Tiefseebergbau mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke (BMUV), Staatssekretärin Franziska Brantner (BMWK) und Vertreter*innen aus Industrie und Wissenschaft, die erneut klarstellten, dass der Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee keine solide technische, finanzielle oder wissenschaftliche Grundlage hat. Gleichzeitig haben wir auch mit Unternehmen wie BMW, Patagonia, der Triodos Bank und dem schwedischen Finanzunternehmen Storebrand zusammengearbeitet, um zu zeigen, dass ein Stopp von Tiefseebergbau auch im Interesse von Unternehmen ist.
Nachdem eine Debatte über ein globales Moratorium im Juli 2023 knapp gescheitert ist, wird die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA), die für die Regulierung von Tiefseebergbau zuständig ist, im Juli 2024 erstmals ein globales Moratorium diskutieren. 24 Staaten haben sich dafür bereits ausgesprochen, doch es braucht noch mehr Unterstützung, um diese zerstörerische, hochriskante Industrie zu stoppen. Wir werden unermüdlich daran arbeiten, Tiefseebergbau zu verhindern und die letzte unberührte Wildnis unseres Planeten zu schützen, indem wir zeigen, dass wir ihn nicht für die Energiewende brauchen und dass es längst nachhaltigere und gerechtere Lösungen gibt.
Illegale Fischerei: Datenanalyse ertappt Übeltäter auf frischer Tat
Im Kampf gegen die illegale Fischerei setzen wir auf eine Kombination aus Datenerfassung, gezielten Maßnahmen in unseren Partnerländern und politischer Interessenvertretung. Unser Team analysiert Satellitenaufnahmen von Fischereiflotten und kann dadurch ungewöhnliche oder zerstörerische Aktivitäten aufdecken, zum Beispiel, wenn Trawler in Schutzgebieten fischen. Anhand dieser „Schiffsspuren“ lässt sich nicht nur feststellen, wo sich ein Schiff befindet, sondern auch, wie und was es fischt.
Im März konnten wir das unter koreanischer Flagge fahrende Transportschiff SUN FLOWER 7 mit mutmaßlich illegaler Fischerei in den abgelegenen Gewässern von Kiribati im Pazifik in Verbindung bringen. Daraufhin wurde dem Schiff die Ausfuhr seines Thunfischfangs im Wert von 7,2 Millionen Dollar von Bangkok verweigert, und die koreanische Regierung verhängte eine Geldstrafe von 200.000 Dollar wegen „sehr schwerwiegender“ Verstöße gegen die Fischereigesetze.
Diese Entwicklung ist zwar erfreulich, verdeutlicht aber auch, dass noch deutlich mehr Länder Maßnahmen ergreifen müssen, um die Fischereiindustrie transparenter zu machen und unsere Meere und Menschenrechte auf See wirksam zu schützen.
Unser nationales und internationales Engagement für Transparenz in der Fischerei wurzelt in der engen Zusammenarbeit mit unseren Kolleg*innen in unseren Partnerländern in Westafrika und Asien. In diesem Jahr haben wir unsere Unterstützung für Kleinfischer ausgeweitet, die auf lokaler Ebene Kapazitäten zur Eindämmung der illegalen industriellen Fischerei aufbauen. Unser investigativer Bericht und der dazugehörige Film über die Grundschleppnetzfischerei in der senegalesischen Kleinfischerei offenbarten das erschreckende Ausmaß der Zerstörung, die diese Fangmethode verursacht.
Grundschleppnetzfischerei ist eine äußerst schädliche Fischereipraxis, bei der schwere Netze über den Meeresboden gezogen werden. Die Netze sammeln alles ein, was ihnen in den Weg kommt. Die Fangmethode bringt bereits überfischte Fischpopulationen an den Rand des Zusammenbruchs und industrielle Trawler dringen illegal in die Zonen ein, die eigentlich den handwerklichen Fischergemeinden vorbehalten sind.
Wir schulen traditionelle Fischer im Senegal im Umgang mit unserer Smartphone-App „DASE“, mit der sie Fotos von Fischtrawlern mit Geo-Koordinaten (Geotags) versehen und an die offiziellen Behörden weiterleiten können, um sie auf illegalen Fischfang aufmerksam zu machen. Die Fischer leisten dadurch einen zentralen Beitrag zur Bekämpfung illegaler Fischerei, weil Schiffe so strenger überwacht werden können. Gleichzeitig verbessert sich die Zusammenarbeit zwischen lokalen Fischern und Behörden, was entscheidend ist, um langfristig den wirksamen Schutz von Meeresressourcen sicherzustellen.
In diesem Jahr werden wir den Aufbau von Kapazitäten in unseren Partnerländern ausweiten. Im Senegal werden derzeit bereits sieben weitere Gemeinden in der Nutzung der „DASE“-App geschult. Mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union werden wir unseren Ansatz in den nächsten zwei Jahren auf 15 Länder ausweiten, darunter auch auf Standorte in Lateinamerika.
100.000 Einweg-Flaschen weniger: Kampf gegen die Plastikverschmutzung geht weiter
In Thailand hat unser Team entscheidend dazu beigetragen, die Plastikverschmutzung in Bangkok zu reduzieren. Im Rahmen unseres „Bottle Free Seas“-Projekts wurde ein breites Netz aus Wasser-Auffüllstationen für sauberes Trinkwasser in den wichtigsten Regionen Bangkoks und damit eine wichtige Alternative zur Nutzung von Einweg-Plastikflaschen geschaffen. In den ersten drei Monaten des Projekts wurden durch „Bottle Free Seas“ unglaubliche 100.000 Plastikflaschen eingespart und Küstengewässer dadurch vor weiterer Verschmutzung bewahrt. Parallel dazu startete unser Team eine breite Aufklärungskampagne und arbeitete mit Regierungsbehörden, Unternehmen und Bildungseinrichtungen zusammen, um auf allen Ebenen für Veränderung zu werben.
Wir werden uns auch weiterhin für eine saubere, plastikfreie Zukunft einsetzen, indem wir die thailändischen Behörden dazu drängen, Alternativen zu Plastik einzuführen und zu fördern, und dafür sorgen, dass andere Großstädte dem fortschrittlichen Beispiel Bangkoks folgen.
Startklar für 2024
2024 haben wir viel vor: Unsere Kampagnen, Filme, investigativen Untersuchungen und unsere Öffentlichkeitsarbeit werden an Umfang und Wirkung weiter zunehmen. Gleichzeitig erweitern wir unsere Arbeit um neue Standorte und Themen und bilden Journalist*innen aus, um Umweltzerstörung und damit einhergehende Menschenrechtsverletzungen weltweit aufzudecken und unsere Geschichten an diejenigen heranzutragen, die bewirken können, dass unsere gemeinsame Erde nachhaltiger und gerechter wird.
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