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Apr. 01, 2021

Die Wälder der Meere

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Mangroven, Tangwälder und Seegraswiesen sind zutiefst beeindruckende Orte und überaus wichtige Lebensräume.

Eine einzelne Seetang-Pflanze kann bis zu 27 Meter hoch werden, bis zu 70 Zentimeter am Tag wachsen und bietet Lebensraum für mehr als 100 verschiedene Lebewesen.

Mangroven sind wichtige Kinderstuben für viele verschiedene Fischarten. Mehr als 80 % der tropischen Fischbestände sind auf sie angewiesen. Der Riesenzackenbarch zum Beispiel lebt bis zu sechs Jahre in seinem Mangroven-Zuhause und verlässt es erst, wenn er ca. einen Meter groß ist.

0,4 Hektar einer Seegraswiese wiederum können bis zu 40.000 Fische und ca. 50 Millionen kleine wirbellose Tiere beheimaten.

Mit unserem offenen Brief fordern wir Entscheidungsträger*innen weltweit dazu auf, diese außergewöhnlichen Lebensräume als Teil der Klimapolitik zu schützen. Aufgrund ihrer Fähigkeiten CO2 aufzunehmen und zu speichern, können sie einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten. Ein weitere Grund diese Orte zu schützen, ist ihre Bedeutung für zahlreiche Tierarten, denen sie ein Zuhause bieten.

Foto von Kris Mikael Krister

Nacktkiemer

Nacktkiemer sind seltsame Lebewesen, die sowohl Seegraswiesen als auch Seetangwälder bewohnen. Jede der bekannten 3.000 Arten variiert in Größe, Farbe, Muster und Struktur. Durch ihre Tarnfarben können sie sich gut vor ihren Feinden verstecken. Ihre Farben gewinnen sie oft aus den Pigmenten ihrer Nahrung. Außerdem haben sie einen sie unverwechselbaren Geruch oder Geschmack, um zu verhindern, dass sie gefressen werden.

Die gefleckte Meerzitrone zum Beispiel produziert einen Zitrus-Geruch, wenn sie berührt wird. Die Gruppe der Fadenschnecken können sogar Brennfäden von Quallen schlucken und aufbewahren um sie wenn nötig als Verteidigung zu nutzen.

Nacktkiemer sind aber nicht nur aufgrund ihres extraordinären Aussehens interessant. Ihre chemische Zusammensetzung besitzt antimikrobielle, entzündungshemmende, anti-parasitäre Eigenschaften, welche vielversprechende Beiträge zur neurologischen Forschung leisten könnten. Ebenso wie die Enzyme die für die Entwicklung von Covid-19-Tests nötig sind und tief in den Ozeanen gefunden wurden, könnten diese großartigen Lebewesen künftige Forschungsdurchbrüche für die Menschheit bedeuten. Aber nur, wenn wir sie und ihren Lebensraum schützen.

Foto von Brian Gratwicke

Sonnenblumenseesterne

Ein weiteres einzigartiges Wesen, das in Tangwäldern von Alaska bis Kalifornien zu finden ist, ist der Sonnenblumenseestern. Mit ihren 15 bis 24 Armen und bis zu 15.000 Saugnäpfen können sie bis zu einem Meter groß werden. Sie sind in der Lage einen kompletten Seeigel zu schlucken, zu verdauen und anschließend die Schale auszuscheiden. Dies ist eine wichtige Fähigkeit, da die Seeigel sich von Seetang ernähren.

Tragischerweise wurde in Mexiko seit 2016 und in Kalifornien seit 2018 kein einziger Sonnenblumenseestern mehr gesichtet. Grund dafür ist eine Seuche, die durch die steigenden Temperaturen der Meere verstärkt wurde.

Weil diese stark gefährdeten Lebewesen fehlen, konnten sich Seeigel explosionsartig vermehren und die Seetangwälder, von denen sie leben, stark zerstören. Von 2014 bis 2016 führte ein Verlust von 90 % der Sonnenblumenseesterne zu einer Zerstörung von mehr als 90 % der kalifornischen Seetangwälder. Dies zeigt einmal mehr die empfindliche Balance von Lebewesen in einem Meeresökosystem und die tödlichen Konsequenzen der Erwärmung unseres Ozeans.

Seepferdchen

Seepferdchen sind in der Tat keine guten Schwimmer: Die kleinen Tierchen nutzen eine Flosse auf ihrem Rücken, um sich fortzubewegen. Diese Flosse kann zwischen 30-70 mal pro Sekunde schlagen.

Genau wie Nacktkiemer sind Seepferdchen wahre Meister der Tarnung: Sie benutzen die Pigmente in ihrer Haut, um ihre Farbe entsprechend ihrer Umgebung und ihrer Stimmung anzupassen oder um zu signalisieren, dass sie sich paaren möchten. Seepferdchen-Babies sind fast komplett durchsichtig und verschmelzen so mit dem sie umgebenden Wasser. Erst wenn sie sich für den Ort entschieden haben, an dem sie leben möchten, nehmen sie Farbe an.

Hilf uns, sie zu schützen

Menschliche Aktivitäten, wie zerstörerische Fischereitechniken, Verschmutzung und Küstenexpansion ziehen diese vielfältigen Lebensräume stark in Mitleidenschaft. Seegraswiesen, Tangwälder und Mangroven werden weltweit in einer alarmierenden Geschwindigkeit zerstört.

Genauso unverzichtbar wie die Regenwälder für das Leben an Land sind, genauso wichtig ist auch die Bedeutung der Wälder der Meere für die Meereslebewesen. Ihr Schutz sollte daher an gleicher Stelle stehen. Der Ozean ist noch immer ein mystischer Ort von dem wir noch so viel entdecken und lernen können und den wir unbedingt schützen müssen.