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Nov. 16, 2023

EU-Nachfrage nach Rindfleisch zerstört eines der weltweit größten Feuchtgebiete

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

EU-Lieferketten sind für die Zerstörung des Pantanals, eines der größten Feuchtgebiete der Welt, mitverantwortlich. Dies geht aus einem neuen Bericht der Environmental Justice Foundation (EJF) hervor. Unter Verwendung von Daten aus verschiedenen öffentlich zugänglichen Quellen konnten 36 direkte und 276 indirekte Lieferanten identifiziert werden, die Rindfleischerzeugnisse – hauptsächlich Rindfleisch und Leder – in die EU exportieren.

Diese Lieferanten sind gemeinsam mit der EU dafür verantwortlich, dass große Flächen des Feuchtgebiets in Weideland für die Rinderzucht umgewandelt wurden. Deutschland steht mit 344 Lieferungen (12,59 %) zwischen Januar 2020 und Mai 2023 an vierter Stelle der EU-Mitgliedstaaten, die über diese Verbindungen Produkte des Fleischkonzerns JBS erhielten.

Das Pantanal ist eine wertvolle natürliche Kohlenstoffsenke und beheimatet eine beeindruckende Artenvielfalt, darunter eine Vielzahl gefährdeter und bedrohter Arten. Gleichzeitig ist es von entscheidender Bedeutung für lokale und indigene Gemeinschaften. Aktuell wüten dort erneut schwere Waldbrände – 500.000 Hektar Land wurden bereits zerstört.

Laut Bericht wurden im Pantanal zwischen 2012 und 2021 über 46.000 Hektar einheimische Vegetation (Savannen, Feuchtgebiete und Grasland) in Weideflächen für Rinderfarmen umgewandelt, die direkt oder indirekt mit dem EU-Markt in Verbindung gebracht werden können. Dies entspricht einer Fläche, die viermal so groß wie Paris ist.

Insgesamt hat sich die Weidefläche für Nutztiere im brasilianischen Pantanal im Zeitraum von 1990 bis 2021 auf 2,54 Millionen Hektar mehr als verdoppelt. Gleichzeitig nahm das Tempo der Umwandlung von Feuchtgebiet und Grasland in Weideflächen zu: 2021 stieg sie im Vergleich zum Vorjahr um 83 %.

Exzessive Abholzung in Verbindung mit extremer Trockenheit und Dürre hat zu großflächigen Bränden im Pantanal geführt. Viehzüchter legen immer wieder absichtlich Feuer, um neue Weideflächen für ihre Herden zu schaffen. Mangelnde Vorsicht und steigende Temperaturen führen dazu, dass diese sogenannten kontrollierten Brände außer Kontrolle geraten. 2020 wurde dadurch ein Drittel des gesamten Pantanals vernichtet.

EJF-Angaben zufolge stehen derzeit 25 % des Staatsparks Encontro das Águas im Pantanal in Flammen und die Situation scheint sich weiter zu verschlechtern. Fotos und Videos zeigen das Ausmaß der Zerstörung durch die Brände.

Die brasilianische Regierung muss dringend auf das Versagen der Bundesstaaten beim Schutz des Pantanals reagieren und strenge internationale Gesetze zur Regulierung der Lieferketten für Rindfleisch und Soja erlassen. Darüber hinaus muss die EU ihre Verordnung über entwaldungsfreie Produkte und Lieferketten neben Wäldern auch auf andere bewaldete Flächen und Ökosysteme wie Savannen, Grasland und Feuchtgebiete wie das Pantanal ausweiten.

Die enorme und steigende Nachfrage nach Rindfleisch und Soja ist der Hauptgrund für die Intensivierung der Landwirtschaft im Pantanal. Sie befeuert die Zerstörung wertvoller Lebensräume, die Klimakrise, das Artensterben und sogar Menschenrechtsverletzungen. Brasiliens Regierung sollte die Transparenz in den Lieferketten, die mit dem Pantanal in Verbindung stehen, erhöhen, um bessere Kontrollen zu ermöglichen.

„Die EU-Verordnung gegen Entwaldung ist entscheidend für den Schutz unserer Wälder. Doch sie muss auf andere bewaldete Flächen und natürliche Ökosysteme, einschließlich Feuchtgebiete, ausgeweitet werden“, so EJF-Geschäftsführer (CEO) und Gründer Steve Trent. „Dies ist politisch möglich und technisch machbar, und mehrere Europaabgeordnete haben sich bereits dafür ausgesprochen. Das Pantanal ist ein unersetzlicher Lebensraum, der für die Artenvielfalt und das Gleichgewicht unseres Klimas von entscheidender Bedeutung ist – wir müssen es schützen.“