Fischereischiffe aus Taiwan fangen Delfine als Hai-Köder
Delfine werden von taiwanesischen Fischereischiffen absichtlich als Köder für den Fang von Haifischen gejagt. Das hat eine neue EJF-Untersuchung ergeben. Ein Besatzungsmitglied erzählte, dass während einer viermonatigen Tour 2019 auf nur einem Schiff 70 Delfine vorsätzlich getötet wurden. Der Bericht belegt ebenfalls, dass diese Praxis oft mit dem illegalem Abtrennen von Haifischflossen sowie der Misshandlung von Besatzungsmitgliedern einhergeht.
Crewmitglieder von vier Fernfischereischiffen berichteten, dass Delfine harpuniert wurden, als sie auf der Bugwelle schwammen. Einmal aufgespießt, wurden die Tiere so lange mitgeschleift, bis sie erschöpft oder tot waren. Tiere, die noch Lebenszeichen zeigten, wurden mithilfe einer Autobatterie per Stromschlag getötet. Anschließend zerlegte man sie, um sie dann als Haiköder zu verwenden.
Eines der Fotos, die als Beweismittel gesammelt wurden. Der Größe nach zu urteilen handelt es sich hier um ein Delfinbaby, das von einem Besatzungsmitglied gehalten wird.
Sanktionen fehlen bislang
Die Verwendung von Delfinfleisch als Köder ist eine versteckte und dennoch potenziell sehr ernste Bedrohung für den Naturschutz, da Delfinfleisch selbst nie angelandet oder gehandelt wird. Im jüngsten Fall zeigte die Besatzung Fotos einer ganzen Schote von Gewöhnlichen Delfinen. Das Fleisch sei als Köder besonders begehrt, so die Männer, weil es viel Blut enthält und gut an den Haken haftet.
Obwohl der taiwanesischen Fischereibehörde in den vergangenen drei Jahren Beweise über mehr als 20 Schiffe – zuletzt 27 – vorgelegt wurden, die mutmaßlich Wale und andere Meeressäuger fingen, wurden bislang keine Sanktionen gegen die Schiffseigner verhängt. Diese Praktiken laufen Gefahr, die Fortschritte Taiwans zu untergraben, nachdem die Europäische Union eine Verwarnung wegen illegalen Fischfangs erteilt hatte. Sie könnten auch Auswirkungen auf den Export von Fisch und Meeresfrüchten in die USA haben, da der US Marine Mammal Protection Act strenge Normen zur Reduzierung des Beifangs von Meeressäugern vorsieht.
Überwachung durch Kameras
Ohne Kameras an Bord ist es für Behörden sehr schwierig, Beweise zu sammeln oder Sanktionen zu verhängen, wenn Schiffe bereits in den Hafen zurückgekehrt sind. Um gegen die beschriebenen Praktiken vorzugehen, muss Taiwan deshalb so schnell wie möglich eine elektronische Überwachung auf See einführen.
Im Zuge der neuen EJF-Untersuchung berichtete die Besatzung auch über den Fang und das Abtrennen von Flossen einer großen Anzahl von Haien, darunter auch gefährdeten Arten. Beim sogenannten "Finning" werden den Tieren die Flossen abgeschnitten, bevor man ihre Körper anschließend im Meer versenkt. Eine bessere elektronische Überwachung würde dazu beitragen, diese grausame Praxis zu verhindern.
Viele der befragten Männer erzählten darüber hinaus auch von schweren Misshandlungen mit "Strafschichten" von mehr als 20 Stunden, Nahrungs- und Wassermangel und einbehaltenen Löhnen. Auf einem Schiff war der Sohn des Kapitäns besonders gewalttätig und misshandelte die Arbeiter sowohl verbal als auch körperlich.
Mit einer Flotte von mehr als 1.000 Schiffen, die auf drei Ozeane operieren und Fänge in 32 Häfen auf der ganzen Welt anlanden, haben Taiwans Schiffe unbestreitbar einen erheblichen Einfluss auf die globalen Ökosysteme der Ozeane. Die Jagd auf Delfine ist nicht nur grausam und verschwenderisch – sie vernichtet auch wichtige Arten, die für die Gesundheit der Meeresökosysteme von zentraler Bedeutung sind.
Außerdem gehen Menschenrechtsverletzungen Hand in Hand mit diesen illegalen Praktiken. Die taiwanesischen Behörden müssen dringend handeln, um die Transparenz innerhalb ihres Fischereisektors zu verbessern und diesen Verbrechen ein Ende zu setzen. Eine wirksame elektronische Überwachung mit Kameras auf Schiffen – vor allem auf solchen, bei denen ein hohes Risiko von Verstößen besteht – ist ein entscheidender Schritt.
BLEIB AUF DEM LAUFENDEN
Wenn Du möchtest, informieren wir Dich regelmäßig über unsere Arbeit. Unser Newsletter ist kostenlos. Du kannst ihn jederzeit ohne Angabe von Gründen abbestellen.