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Okt. 26, 2020

Entsetzliche Misshandlungen an Bord chinesischer Fischereifahrzeuge aufgedeckt

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Schläge, mangelnde Versorgung mit Trinkwasser, fehlende Medikamente, exzessive Arbeitszeiten: Ein neuer EJF-Bericht enthält umfassende Zeugenaussagen ghanaischer Arbeiter an Bord chinesisch betriebener Trawler, die an der Küste Westafrikas allgegenwärtig sind. Die Befragten berichteten nicht nur über Menschenrechtsverletzungen, sondern auch von der Bestechung von Fischereibeobachtern und illegaler Fischerei.

Obwohl es gegen ghanaisches Recht verstößt, befindet sich die große Mehrheit der in Ghana operierenden Trawler – schätzungsweise 90% – im Besitz chinesischer Unternehmen. Sie nutzen ghanaische Scheinfirmen, um sich registrieren zu lassen. An Bord dieser Schiffe haben chinesische Staatsangehörige höheren Positionen inne, während die ghanaische Besatzung in niedrigeren Positionen tätig ist.

Alle zehn ghanaischen Besatzungsmitglieder, die von EJF befragt wurden, hatten persönlich körperliche Misshandlungen durch chinesische Kapitäne und Offiziere erfahren oder wurden Zeuge davon. "Gewalt kommt immer wieder vor. [...] Der Kapitän nimmt alles, was er kriegen kann, um Dich damit zu schlagen. Ob ein Stein oder irgendetwas anderes", so ein Arbeiter.

Auf einem anderen Schiff soll ein chinesischer Offizier einen Korb benutzt haben, um ein ghanaisches Besatzungsmitglied auf den Kopf zu schlagen. Als der Mann sich wehrte und zurückschlug, soll der Offizier ihn mit einem Messer bedroht haben.

Diese Misshandlungen gehen mit zermürbenden Arbeitsbedingungen einher. Die Besatzung schilderte, dass sie manchmal 24 Stunden lang nicht schlafen durfte. Darüber hinaus ist es Crew-Mitgliedern untersagt, in den Kabinen zu schlafen, sodass sie ihr Lager an Deck unter Planen aufschlagen müssen. Das Wasser, das ihnen zu trinken gegeben wird, ist oft verunreinigt. "Der Tank, aus dem wir trinken, ist sehr schmutzig und rostig. Manchmal leiden wir danach an Magenschmerzen, Übelkeit und Durchfall", so ein Arbeiter.

Illegale Fischerei

Sowohl die von EJF befragten Besatzungsmitglieder als auch die befragten Fischereibeobachter gaben an, dass die Schiffe, auf denen sie arbeiteten, illegale Fischerei praktizierten. Drei Fischereibeobachter berichteten von entsprechenden Vorfällen wie z.B., dass ein Kapitän drohte, einen Beobachter mit einer Metallstange zu schlagen, als er versuchte, Beweise für illegale Fischereipraktiken zu sichern. In einem anderen Fall bedrohte ein Kapitän einen Beobachter mit einem Messer, als dieser versuchte zu verhindern, dass Jungfische ins Meer geworfen werden.

Ausbeutung

Keines der befragten Besatzungsmitglieder verfügte über einen schriftlichen Arbeitsvertrag. Einzelne Befragte gaben an, dass ihnen ihr Lohn entweder gar nicht mitgeteilt wurde oder ihnen eine feste Summe unabhängig von der Dauer ihres Einsatzes gezahlt wurde. Zusätzlich konnten Unternehmen Lohnabzüge veranlassen, auch wenn diese nicht im Voraus vereinbart wurden.

Derzeit existiert keine Gewerkschaft zum Schutz der Interessen der Besatzungsmitglieder an Bord industrieller Schleppnetzschiffe. Einige Arbeiter glauben, dass dies bewusst unterdrückt wird. Sie gaben an, dass sie entweder entlassen oder auf eine "schwarze Liste" gesetzt wurden, nachdem sie versucht hatten, eine Gewerkschaft zu gründen.

Prävention

Die ghanaische Regierung muss gegen diese Missbräuche vorgehen und Schiffe daran hindern, sich registrieren zu lassen und illegal zu fischen. Außerdem ist es unerlässlich, dass Unternehmen – einschließlich der Importeure von Fisch und Meeresfrüchten in der EU und anderen wichtigen Märkten – ihre Lieferketten stärker überprüfen. In Übereinstimmung mit den Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Unternehmen und Menschenrechte müssen sie eine wirksame Sorgfaltspflicht anwenden und bei Menschenrechtsverletzungen einen Null-Toleranz-Ansatz verfolgen.

Ghanas Regierung kann den Missbrauch ihrer eigenen Bevölkerung nicht ignorieren. Arbeiter leiden darunter, dass Ghanas Fischerei außer Kontrolle geraten ist und dass es weder ein wirksames Vorgehen gegen Missbrauch oder illegale Fischerei noch ein transparentes Verfahren gibt, um sinnvolle, abschreckende Sanktionen zu verhängen und durchzusetzen.

"Wir fordern die Regierung auf, unverzüglich offizielle und unabhängige Untersuchungen der in unserem Bericht erhobenen Vorwürfe einzuleiten und dringend erforderliche Maßnahmen zu ergreifen", so EJF-Geschäftsführer Steve Trent. "Darüber hinaus sollte die Fischereikommission die Eigentumsverhältnisse umfassend prüfen, bevor sie Lizenzen vergibt. Sie muss außerdem sicherstellen, dass Schiffen, die mit illegaler Fischerei und Menschenrechtsverletzungen in Verbindung stehen oder bei denen der wirtschaftliche Eigentümer nicht ghanaisch ist keine Lizenz erteilt oder die Lizenz entzogen wird."