Korea: Missbrauch und illegale Fischerei auf Schiffen, die in die EU, USA und nach Großbritannien exportieren
Besatzungsmitglieder der koreanischen Fernfischereiflotte berichten von gewalttätigen Misshandlungen, ausbeuterischen Arbeitsbedingungen und illegalen Fischereipraktiken, wie dem vorsätzlichen Fang von Meeressäugern. Diese Befunde gehen aus einer 18-monatigen Untersuchung der Advocate for Public Interest Law (APIL) und der Environmental Justice Foundation (EJF) hervor. 29 der 40 untersuchten Schiffe sind für Exporte in die EU und das Vereinigte Königreich zugelassen.
Von den 54 befragten ehemaligen indonesischen Besatzungsmitgliedern gab mehr als ein Viertel an, körperlich misshandelt worden zu sein. 63% berichteten von verbalem Missbrauch. Bis auf zwei Ausnahmen mussten alle Befragten mehr als 12 Stunden täglich arbeiten; mehr als die Hälfte arbeitete mehr als 18 Stunden pro Tag. Fast alle Befragten erzählten, dass ihre Pässe von ihrem Kapitän beschlagnahmt und mehrere Monatsgehälter bei Vertragsbeginn einbehalten wurden, um sie von der Flucht abzuhalten.
Exporte in die EU und das Vereinigte Königreich
29 der 40 untersuchten Schiffe sind für den Export von Fisch in die EU und nach Großbritannien lizensiert. Für eines dieser Schiffe liegen Berichte über gewalttätige Übergriffe auf Wanderarbeiter vor. Außerdem wurde behauptet, dass auf jenem Schiff Arbeitszeiten von bis zu 20 Stunden pro Tag vorgeschrieben sind und Robben und Walrosse illegal gefangen und verarbeitet wurden.
2018 exportierte die koreanische Hochseeflotte Fisch und Meeresfrüchte im Wert von 39 Millionen US-Dollar in die USA. In den letzten zehn Jahren wurde Korea einmal von der EU und zweimal von den USA formell aufgefordert, gegen illegale, nicht gemeldete und unregulierte Fischerei (IUU-Fischerei) vorzugehen.
Koreanische Langleinenfischereifahrzeuge verbringen sehr viel Zeit auf See und legen weite Strecken zurück. Die Schiffe bleiben regelmäßig über ein Jahr – in einigen Fällen über 18 Monate – auf See, ohne einen Hafen anzulaufen. In den seltenen Fällen, in denen Schiffe nach Korea zurückkehren, werden fast nie Inspektionen durchgeführt.
Fälle wie dieser verdeutlichen das Risiko, dass Fisch und Meeresfrüchte, die von misshandelten Arbeitern gefangen werden, ihren Weg in die Supermarktregale auf der ganzen Welt finden können. Einzelhändler und Zulieferer müssen dringend ihre Lieferketten überprüfen, um sicherzustellen, dass sie frei sind von Menschenrechtsverletzungen und illegaler Fischerei.
Dringende Reformen nötig
Seit 2018 beobachten EJF und APIL die Aktivitäten der koreanischen Fischereiflotte. Mit über 219 Schiffen ist sie eine der größten weltweit. APIL und EJF fordern dringende Reformen. Die koreanische Regierung muss sich zu Transparenz im Fischereisektor verpflichten, indem sie sich zu EJFs Charta für Transparenz und ihren zehn Leitlinien bekennt.
Zu diesen zählen die Ratifizierung des Übereinkommens über die Arbeit im Fischereisektor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO C188), die Einführung von Inspektionen durch Beamte, welche in der Anwendung eines opferbasierten Ansatzes geschult sind sowie die verpflichtende Installation von Kameras auf Schiffen zur Überwachung der Fänge.
Jong-Chul Kim, Anwalt bei Advocates for Public Interest Law (APIL):
"Viele der beschuldigten Schiffe sind für den Export in die EU und nach Großbritannien zugelassen. Korea exportiert jedes Jahr Fisch und Meeresfrüchte im Wert von mehreren zehn Millionen Dollar in die USA. Unternehmen und Länder weltweit sollten dringend Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass ihre Lieferketten frei von Menschenrechtsverletzungen sind. Gleichzeitig sollte die koreanische Regierung ihre Vorschriften verbessern und Fernfischereifahrzeuge stärker überwachen, u.a. durch die Ratifizierung des Abkommens zum Schutz der Arbeiter in der Fischerei – ILO C188 – sowie durch die Einführung regelmäßiger Inspektionen."
Steve Trent, EJF-Geschäftsführer:
"Der Rückgang der weltweiten Fischbestände führt dazu, dass viele Schiffsbetreiber ihre Arbeiter ausbeuten und illegale Fischerei betreiben. So wollen sie Kosten sparen und ihre Gewinne maximieren. Das Ausmaß der Probleme, die wir in der koreanischen Flotte festgestellt haben, erfordert sofortiges Handeln. Korea sollte den Einsatz von Kameras an Bord rasch umsetzen, damit die Behörden überwachen können, was gefangen wird. Um Wanderarbeiter vor Missbrauch zu schützen, muss die koreanische Gesetzgebung mit internationalem Recht in Einklang gebracht werden – und zwar durch die Ratifizierung von ILO C188."
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