Somalische Klimaflüchtlinge in Dadaab von neuen Klimakatastrophen getroffen – neuer Bericht
Schwere Überschwemmungen im Jahr 2024 haben am Horn von Afrika Tausende Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Viele suchten Zuflucht in Lagern wie Dadaab. Ein neuer Bericht der Environmental Justice Foundation (EJF) zeigt, wie eng die globale Erwärmung mit solchen Fluchtbewegungen verbunden ist.
Die Zunahme extremer Wetterereignisse, die durch die Klimakrise verstärkt wird, hat zu einem entsprechenden Anstieg von Migration und Vertreibung geführt. Dies spiegelt sich im Anstieg der Zahl der Binnenvertriebenen von durchschnittlich 23,6 Millionen pro Jahr zwischen 2013 und 2023 auf 32,6 Millionen im Jahr 2022 wider. Der neue EJF-Bericht beschreibt die Auswirkungen dieser verheerenden Wetterereignisse und lässt Klimaflüchtlinge aus mehreren Generationen zu Wort kommen, viele von ihnen zum ersten Mal.
Die Folgen der globalen Erwärmung sind am Horn von Afrika besonders deutlich zu spüren, wo somalische Klimaflüchtlinge an vorderster Front der Klimakrise stehen, obwohl sie kaum zu den globalen Emissionen beitragen. Im Jahr 2019 betrug der CO2-Fußabdruck pro Kopf in Somalia gerade einmal ein Fünftel des CO2-Fußabdrucks der EU. Gleichzeitig zeigen Klimamodelle, dass Ereignisse wie die Dürre am Horn von Afrika aufgrund des menschengemachten Klimawandels konservativ geschätzt 100-mal wahrscheinlicher werden.
Welche verheerenden Auswirkungen dies auf das Leben der Menschen hat, zeigt der neue EJF-Bericht am Beispiel des kenianischen Flüchtlingslagers Dadaab, das oft als „Freiluftgefängnis“ bezeichnet wird. Ursprünglich war das Lager für 90.000 Menschen ausgelegt, hauptsächlich somalische Flüchtlinge, die 1991 vor dem Bürgerkrieg in Somalia geflohen waren.
Laut dem Bericht ist die Bevölkerung jedoch inzwischen auf mehr als das Dreieinhalbfache angewachsen. Zwischen 2022 und 2023 erlebte Dadaab einen Zustrom von Flüchtlingen aufgrund von Dürren und Konflikten, wodurch die Bevölkerung des Lagers von 234.000 im Juli 2022 auf 320.000 im März 2023 anstieg.
Im September 2022 war das EJF-Team das erste, das Dadaab nach der größten Ankunft von Klimaflüchtlingen seit Jahrzehnten besuchte. Während dieser Reise berichteten die Bewohner*innen von Dadaab, wie die Dürre ihr Vieh dezimiert und ihre Ernten vernichtet hatte, sodass sie gezwungen waren, ihre Häuser zu verlassen und Zuflucht zu suchen.
Seitdem hat sich die Situation drastisch verschlechtert. Auf dem Höhepunkt der Dürre im Mai 2023 litten mehr als 23,5 Millionen Menschen in der Region unter akuter Ernährungsunsicherheit. 8,25 Millionen Menschen in Somalia – fast die Hälfte der Bevölkerung des Landes – benötigten lebensrettende Hilfe, und 43.000 Menschen starben, die Hälfte davon Kinder unter fünf Jahren.
Die Geschichten der Bewohner*innen, mit denen das EJF-Team gesprochen hat, zeigen, in welch schlimme Lage viele geraten sind. Halima Hassan Ibrahim, eine alleinerziehende Mutter von sieben Kindern, die in Dadaab lebt, berichtet: „Wir hatten zehn Kühe und 50 Ziegen. Alle Kühe und Ziegen [sind] gestorben und alles andere [wurde] zerstört. Ich bin Mutter und Vater für meine Kinder und habe nichts für sie“.
Die Dürreperiode endete im vergangenen Jahr mit heftigen Regenfällen, die zu Masern- und Choleraausbrüchen führten, die Lieferung von Hilfsgütern behinderten und zu einem starken Anstieg der Unterernährung führten. Im Jahr 2024 waren viele somalische Flüchtlinge, die vor heftigen Regenfällen geflohen waren, von Überschwemmungen in kenianischen Flüchtlingslagern betroffen. Der neue EJF-Bericht zeigt das Ausmaß dieser anhaltenden Situation, die sich ohne Eingreifen und Unterstützung der internationalen Gemeinschaft nur noch verschlimmern wird.
„Der erhebliche Verlust an Menschenleben, die erzwungene Vertreibung und das Leid, die durch die Klimakrise verursacht werden, sind, wie unsere Untersuchung zeigt, eine bewusste Entscheidung. Jeder CEO eines Unternehmens für fossile Brennstoffe, der den Profit über die Menschen stellt, jeder Staats- und Regierungschef, der es versäumt, den dringend benötigten Wandel herbeizuführen, entscheidet sich aktiv für diesen Kurs“, so Steve Trent, Geschäftsführer (CEO) und Gründer der Environmental Justice Foundation. „Es ist an der Zeit, einen anderen Weg einzuschlagen. Die internationale Gemeinschaft muss schnell und entschlossen handeln. Wir fordern, dass der internationale Rechtsrahmen zum Schutz von Geflüchteten auch Klimaflüchtlinge einbezieht und schützt. Wir haben keine Zeit zu verlieren, wenn es um die Eindämmung der globalen Erwärmung und die Wahrung der grundlegenden Menschenrechte derjenigen geht, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind.“
Auch Fardowsa Sirat Gele von Radio Gargaar mahnt: „Diejenigen, die am wenigsten zu den globalen Emissionen beitragen, sind die ersten, die alles verlieren. Wenn wir diesen dringenden Aufruf ignorieren, wird nicht nur die Kluft zwischen reichen und armen Nationen größer, sondern es werden auch Konflikte, Armut und Instabilität weltweit angeheizt. Wir sind es den Schwächsten und nachfolgenden Generationen schuldig, dieser Krise mit ambitionierten Maßnahmen zu begegnen. Eine gemeinsame globale Reaktion ist unerlässlich – nicht nur, um künftigen Schaden zu mindern, sondern auch, um angesichts dieser dringenden Herausforderung Gerechtigkeit und Mitgefühl zu wahren.“
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