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Jan. 07, 2022

„Schwarze Liste“ illegaler Fischerei verdeutlicht dringenden Bedarf an Transparenz

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Eine Flotte von Schiffen, die sich der Kontrolle ihrer illegalen Aktivitäten zu entziehen versucht hatte, wurde von einer wichtigen internationalen Organisation auf die „schwarze Liste“ gesetzt.

Eine Untersuchung der EJF, welche Satellitenortung, Informationen aus sozialen Medien und Befragungen der Besatzung umfasste, hat dazu geführt, dass die Schiffe von der Internationalen Kommission für die Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik (ICCAT) auf eine „schwarze Liste“ gesetzt wurden. Auch der Versicherungsanbieter der Flotte erwägt, seinen Versicherungsschutz zurückzuziehen.

Diese Maßnahmen sind zwar ein Fortschritt, der den Betrieb der Flotte lahmlegen könnte. Doch dies ist ein Paradebeispiel dafür, wie skrupellose Schiffsbetreiber den Mangel an Transparenz in der Fischerei ausnutzen, um Verbrechen zu begehen und den Ozean zu plündern.

Die Flotte, die seit Jahren im Atlantik operiert, kam unserem Untersuchungsteam erstmals verdächtig vor, als die Satellitenüberwachung der Bewegungen der drei Schiffe eindeutige Hinweise darauf ergab, dass sie Langleinenfischerei auf Thunfisch betreiben, obwohl sie nicht bei der Internationalen Kommission für die Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik (ICCAT) registriert sind. Ohne diese Genehmigung ist jeglicher Thunfischfang im Atlantik streng verboten.

Als wir die Flotte weiter beobachteten, stellten wir fest, dass sie umfassende Maßnahmen unternahm, um jede Kontrolle über illegale Aktivitäten zu vermeiden. Die Schiffe operierten zunächst unter der Flagge eines Landes und wechselten dann zu einem anderen. Darüber hinaus gab es ebenfalls Hinweise darauf, dass sie eine Zeit lang unter der Flagge keines Landes registriert waren. Die Schiffe änderten auch ihre Namen und wechselten während der Fahrt ihre ID-Codes im automatischen Identifizierungssystem, das von Fischereifahrzeugen verwendet wird, um Kollisionen zu vermeiden. Wir erhielten auch ein Foto, auf dem die leuchtend weiße Farbe zu sehen ist, mit der die Schiffe umbenannt wurden.

Die Flotte nutzte ebenfalls illegale Umladungen – eine weitere klassische Methode, mit der illegale Betreiber ihre Spuren verwischen. Diese Praxis kann zwar legal sein, wenn sie ordnungsgemäß registriert und überwacht wird. Doch illegal operierende Schiffsbetreiber nutzen sie häufig, um illegal gefangenen Fisch zu mit legalen Fängen zu vermischen oder die Besatzung zur Sklaverei zu zwingen, wenn Schiffe monate- oder sogar jahrelang keine Häfen anlaufen.

Die „schwarze Liste“, die der ICCAT von der EU vorgeschlagen wurde, nachdem sie die Beweise unserer Untersuchung gesehen und weitere Untersuchungen angestellt hatte, ist ein wichtiger Schlag gegen dieses illegale Netzwerk. Wenn sie ordnungsgemäß umgesetzt wird, verlieren die Schiffe den Marktzugang für ihre Produkte. Auch die Tatsache, dass die Versicherungsgesellschaft in Erwägung gezogen hat, die Flotte nicht länger zu versichern, stellt für die Betreiber ein großes finanzielles Risiko dar.

Um zu verhindern, dass weitere Schiffe sich der Kontrolle ihrer illegalen Handlungen entziehen und damit die Ökosysteme der Meere, die Ernährungssicherheit und die Lebensgrundlagen auf der ganzen Welt gefährden, braucht es mehr Transparenz in der Fischereiindustrie. Möglich wird dies in etwa durch die Veröffentlichung und den Austausch von Informationen – Listen von Schiffslizenzen, verhängte Sanktionen sowie vollständige Angaben zu den Eigentumsverhältnissen –, die Regierungen, regionalen Fischereiorganisationen, gesetzestreuen Fischereibetrieben, Nichtregierungsorganisationen, Einzelhändlern und sogar Verbrauchern dabei helfen können, illegale und zerstörerische Praktiken auf unseren Meeren zu beenden.

Wir verfolgen weiterhin den Aufenthaltsort der Flotte und haben Beweise dafür, dass sie ihre Aktivitäten vom Atlantik in den Indischen Ozean verlagert und damit den Zuständigkeitsbereich der ICCAT verlassen hat. Die Schiffe haben zwar eine Erlaubnis, im Indischen Ozean zu fischen, da sie unter der neuen Flagge des Oman fahren. Doch erste Hinweise deuten darauf hin, dass sie weiterhin illegale Umladungen vornehmen und damit gegen die Regeln der Thunfischkommission für den Indischen Ozean verstoßen.