Taiwans und Chinas Fernfischerei-Flotten auf US-Liste für Zwangsarbeit gesetzt
Die Fernfischereiflotten Taiwans und Chinas wurden in die "Liste der durch Kinderarbeit oder Zwangsarbeit produzierten Güter" des US-Arbeitsministeriums aufgenommen. Der Bericht, welcher EJF-Untersuchungen über Missbrauch an Bord taiwanesischer Schiffe zitiert, wird von NGOs begrüßt und zeigt, dass internationale Märkte die Gefahren von Menschenrechtsverletzungen an Bord von Fischereifahrzeugen erkennen. Gleichzeitig unterstreicht er die dringende Notwendigkeit größerer Transparenz im globalen Fischereisektor.
Im US-Bericht heißt es, dass "zahlreiche Vorfälle von Zwangsarbeit auf Fischereifahrzeugen unter taiwanesischer Flagge gemeldet wurden. Ähnlich wie Crew-Mitglieder an Bord von Schiffen unter chinesischer Flagge müssen Besatzungen auf Schiffen unter taiwanesischer Flagge mit der Beschlagnahmung von Dokumenten, langen Arbeitszeiten mit wenigen Ruhephasen, körperlicher und verbaler Misshandlung und fehlender Bezahlung rechnen."
Dieser Befund folgt auf EJF-Ermittlungen an Bord von 62 taiwanesischen Schiffen, bei denen Arbeiter von fast einem Viertel der Schiffe über gewalttätige körperliche Misshandlung, einschließlich Tritten und Schlägen durch den Kapitän oder ein leitendes Besatzungsmitglied, berichteten. Viele der 72 befragten Männer – allesamt Wanderarbeiter aus Indonesien – gaben ebenfalls an, dass sie bis zu 20 Stunden pro Tag arbeiten mussten und nur sehr wenig Zeit zum Ausruhen hatten. Zusätzlich zu diesen Menschenrechtsverstößen erzählten die Befragten, dass die Hälfte der untersuchten Schiffe das Abtrennen von Haifischflossen – eine äußerst grausame, illegale Praxis – betrieben.
Durch die Aufnahme Chinas und Taiwans in die US-Liste wurde zum ersten Mal der wichtigen Schritt unternommen, die Flotten beider Nationen – unabhängig davon, wo sie fischen – zur Rechenschaft zu ziehen. Die Hohe See liegt außerhalb der einzelnen Hoheitsgewässer und ist notorisch schlecht reguliert. Allzuoft war sie Schauplatz illegaler Fischereipraktiken und des groben Missbrauchs von Crew-Mitgliedern. Die Entwicklung in den USA macht deutlich, dass Länder zur Sicherung ihrer Handelsbeziehungen eine gute und transparente Verwaltung ihrer Flotten gewährleisten müssen – unabhängig davon, wo sie fischen. Gleichzeitig sollte sie abschreckend auf Länder wirken, die zulassen, dass ihre Flagge als "Billigflagge" geführt wird, ohne die Schiffe ordnungsgemäß zu regulieren.
Neben den Fischereierzeugnissen taiwanesischer Schiffe wurde erstmals auch Fisch der chinesischen Fernfischereiflotte auf die US-Liste gesetzt. Ein EJF-Bericht vom Mai belegt einen besonders schwerer Fall des Missbrauchs, welcher erschütternde Berichte der indonesischen Besatzung eines chinesischen Thunfisch-Langleinenfischers – der Long Xing 629 – über den Tod von vier Besatzungsmitgliedern enthielt, nachdem ihnen eine angemessene medizinische Versorgung verweigert worden war. Die Besatzung berichtete auch von körperlicher Gewalt, 18-Stunden-Arbeitstagen und maßlosen illegalen Fischereipraktiken.
Internationale Märkte erkennen zunehmend die Gefahren von illegaler Fischerei und damit häufig einhergehenden Menschenrechtsverletzungen auf Fischereifahrzeugen – insbesondere auf solchen, die weit draußen auf See arbeiten. Taiwan und China, welche über die größten Flotten der Welt verfügen, müssen Maßnahmen ergreifen, indem sie sich für eine radikale Maßnahmen zur Erhöhung der Transparenz im Fischereisektor einsetzen.
Taiwan hat bereits einige wichtige Schritte hin zu Reformen unternommen. Doch die Aufnahme des Landes in die Liste ist ein Zeichen dafür, dass deutlich mehr getan werden muss, um sicherzustellen, dass seine Fischereiflotte nachhaltig, ethisch und legal operiert. Insbesondere sollte Taiwan dringend die elektronische Überwachung vorantreiben, einschließlich ferngesteuerter Sensoren und Kameras an Bord von Schiffen sowie der vollständigen Umsetzung internationaler Normen, inklusive der Konvention über die Arbeit im Fischereisektor der Internationalen Arbeitsorganisation.
EJFs Charta für Transparenz enthält zehn einfach umsetzbare Prinzipien, welche Staaten auf der ganzen Welt annehmen sollten, um illegale Fischerei und Missbrauch auf See zu bekämpfen. Die Charta wurde den weltweit wichtigsten Fischereinationen vorgelegt und wird bereits von großen Einzelhändlern und Verarbeitern unterstützt.
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