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Juli 15, 2020

Beschränkungen für Wildtiermärkte verschärft: Reicht das, um eine erneute Pandemie zu verhindern?

Von Steve Trent, Geschäftsführer (CEO) und Gründer der Environmental Justice Foundation

In der Vergangenheit sind Pandemien immer wieder durch Umweltzerstörung – verursacht durch den Menschen – aufgetreten. Covid-19 ist der jüngste Fall. Schritte, damit eine weitere Pandemie ausgehend von Wildtiermärkten verhindert werden kann, wurden unternommen. Doch sie reichen nicht aus, um vollständige Sicherheit zu gewährleisten.

  • Unterzeichne unsere Petition für ein weltweites Verbot von Wildtiermärkten!

Etwa zwei Drittel der neu auftretenden Infektionskrankheiten beim Menschen haben ihren Ursprung in der Tierwelt. Indem der Mensch immer näheren Kontakt zu Tieren – sowohl auf Wildtiermärkten als auch in Fabrikfarmen – hat und Wälder und andere wichtige natürliche Lebensräume zerstört, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Krankheiten von Tieren überspringen.

Das Verbot des Verkaufs von Wildtieren auf Märkten ist ein entscheidender Schritt zum Schutz unserer Gesundheit, unserer globalen Wirtschaft und unserer Erde. Die Regierung Chinas hat wichtige Maßnahmen ergriffen, um Risiken zu mindern. Offen bleibt jedoch die Frage, ob sie ausreichend sein werden.

Bisherige Fortschritte

1. Januar 2020

Der Huanan-Großhandelsmarkt für Fisch und Meeresfrüchte in Wuhan, China (vermutlich der Ursprungsort des Covid-19-Ausbruchs) wurde geschlossen. Trotz seines Namens wurden auf diesem Markt angeblich auch viele andere wild lebende Tierarten verkauft – darunter Wolfswelpen, Schlangen und Zibetkatzen.

22. Januar 2020

Wenige Wochen nach der Schließung des ersten Marktes wurde der gesamte Handel mit lebenden Tieren auf den Märkten in Wuhan verboten.

26. Januar 2020

China verhängte ein vorübergehendes landesweites Verbot des Kaufs, Verkaufs und Verzehrs von Wildtieren, das so lange gelten sollte, bis die Covid-19-Epidemie – damals noch nicht als globale Pandemie eingestuft – für beendet erklärt würde. Im Anschluss an diese Ankündigung begannen groß angelegte Razzien. Erst kürzlich wurde berichtet, dass chinesische Behörden 20.000 illegale Zuchtfarmen für wilde Tiere schlossen.

24. Februar 2020

Chinas vorübergehendes Verbot wurde in ein dauerhaftes umgewandelt, wodurch die Wildtierzuchtindustrie stillgelegt werden sollte. Dieses Verbot hat jedoch erhebliche Einschränkungen, da derzeit nicht bekannt ist, welche Arten durch das Verbot geschützt werden und beträchtliche Schlupflöcher existieren.

20. Mai 2020

Die Behörden in Wuhan verboten offiziell den Verzehr aller Wildtiere mit der Vision, die Stadt zu einem "Wildschutzgebiet" zu machen. Gegenwärtig gilt das Verbot jedoch nur für fünf Jahre und nicht für Wildtiere, die für Pelz oder die traditionelle Medizin gezüchtet werden. Ähnliche Verbote, welche jedoch dauerhaft sind, wurden in anderen chinesischen Städten – einschließlich Peking – ausgesprochen.

9. Juni 2020

China strich Pangolin-Schuppen von der Liste der zugelassenen Inhaltsstoffe in der traditionellen Medizin.

Ausnahmen und Lücken: Warum Handlungsbedarf besteht

Das landesweite Verbot in China erweckt den Eindruck einer Verschärfung der Vorschriften. Doch der Teufel steckt wie so oft im Detail. So ist zum Beispiel nur der Verzehr von Wildtieren von "wichtigem ökologischem, wissenschaftlichem und sozialem Wert" sowie von bereits staatlich geschützten Tieren verboten. Bislang ist die vollständige Liste der Arten, die unter das neue Verbot fallen, unklar. Was allerdings fest steht, ist, dass das Verbot nicht für alle Wildtiere gelten wird und dass es voraussichtlich zu viele Ausnahmen geben wird.

Darüber hinaus ermöglichen die Maßnahmen, lebende Tiere als Haustiere zu verkaufen. Dieses Schlupfloch begünstigt möglicherweise die Verschleierung der wahren Absichten der Käufer. Zudem wird der Verkauf von Wildtieren weiterhin für medizinische Zwecke erlaubt sein – angeblich vorbehaltlich der Quarantäne und/oder Inspektion. In jedem Fall bleibt die Frage offen, wie die Maßnahmen in großem Maßstab umgesetzt werden sollen.

Letztendlich gibt es auch Grund zur Sorge, dass die neuen, teilweisen Verbote am Ende nur eine PR-Aktion bleiben, ohne dass Anstrengungen unternommen werden, sie umzusetzen. So kündigte beispielsweise die vietnamesische Regierung im März an, dass sie ab dem 1. April Maßnahmen zur Beschränkung des Handels mit Wildtieren und des Verzehrs von Wildtieren erarbeiten werde. Seit diesem Datum sind jedoch keine Entwürfe öffentlich zugänglich gemacht worden. NGOs haben Bedenken geäußert, dass die Regierung diesen Maßnahmen nicht die Priorität einräumt, die sie zuvor versprochen hatte.

Nächste Schritte

Ein Großteil des Handels mit wilden Tieren in China ist bereits illegal, doch die gehandelten Arten landen immer noch auf Märkten. Viele der Probleme resultieren aus schlechter Regulierung und unwirksamen Abschreckungsmaßnahmen. Bestehende Gesetze enthalten zu viele Ausnahmen und rechtliche Schlupflöcher. Wir brauchen umfassendere Verbote, die sämtliche Wildtiere dauerhaft schützen.

Deshalb fordert EJF ein dauerhaftes Verbot der Märkte für Wildtiere – eine Position, die auch der UN-Chef für biologische Vielfalt vertritt. Er empfiehlt ein weltweites Verbot, um künftige Pandemien zu verhindern.

In den letzten Jahren hat sich EJF für den Schutz der Wälder und die Bekämpfung des Klimawandels eingesetzt. Covid-19 zeigt uns, dass der Schutz unserer natürlichen Welt heute wichtiger denn je ist. Um uns selbst zu schützen und unsere Zukunft auf diesem Planeten zu sichern, müssen die Ökosysteme nicht nur funktionieren, sondern ohne Einwirkung oder Zerstörung durch den Menschen gedeihen können.

EJFs Vision ist eine Welt, in der die Natur wiederhergestellt, geschützt und geschätzt wird. Wir können es uns nicht leisten, zu "Business-As-Usual" zurückzukehren. Zu viel Schaden wurde bereits angerichtet. Wir müssen diesen Moment als Chance nutzen, um eine nachhaltige Zukunft zu schaffen, die den Menschen und der natürlichen Umwelt Vorrang vor wirtschaftlichem Profit einräumt.