Eine Chance, um Tiefseebergbau zu verhindern
Die Tiefsee gehört zu den am wenigsten erforschten Regionen unseres Planeten. Doch Vorhaben, künftig Mineralien am Grund des Meeresbodens abzubauen, könnten unersetzliche marine Ökosysteme beschädigen oder zerstören – mit bislang unabsehbaren Folgen. Glücklicherweise regt sich weltweit zunehmend Widerstand gegen die umstrittene Praxis.
Nachdem sich die Bundesregierung am 31. Oktober dafür ausgesprochen hat, vorläufig keinen Tiefseebergbau zu unterstützen, hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf dem UN-Klimagipfel (COP27) im ägyptischen Scharm El-Scheich nun ein vollständiges Verbot gefordert. Diese Entwicklungen sind entscheidende Schritte für den Meeres- und Klimaschutz und senden gleichzeitig ein wichtiges Signal an Mitglieder der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) und die ganze Welt: Tiefseebergbau birgt unkalkulierbare Risiken und unser bislang vorhandenes Wissen sowie der Stand der Forschung sind nicht ausreichend, um ernsthafte Umweltschäden durch diese Praxis auszuschließen.
Neben den EU-Mitgliedstaaten Frankreich, Deutschland und Spanien wehren sich zunehmend Nationen weltweit gegen den Bergbau in den Tiefen des Ozeans – allen voran Palau, Fidschi und Samoa. Auch aus der Wirtschaft gibt es Unterstützung für ein Moratorium, unter anderem von Unternehmen wie BMW, VW und Google. Dass selbst die vermeintlichen Nutznießer des Tiefseebergbaus ihn von vornherein ablehnen, zeigt: Es gibt weder politisch noch wirtschaftlich haltbare Argumente, die den Tiefseebergbau rechtfertigen.
Bedrohung für die Artenvielfalt und Ökosysteme der Meere
Der Ozean, insbesondere die Tiefsee, spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Weltklimas. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die Ablagerung von Kohlenstoff am Meeresboden ein wichtiger Bestandteil des Kohlenstoffkreislaufs ist. Die Kontinentalschelfe der Küstenstaaten und die Tiefsee bilden ebenfalls riesige Kohlendioxidspeicher. Zudem sind hydrothermale Schlote am Meeresgrund nicht nur wahre „Hotspots“ der Artenvielfalt und das Zuhause eindrucksvoller Tiefseelebewesen, sondern auch überaus wichtig für die Bindung von Kohlenstoff.
„Die Tiefsee ist eines der lebenserhaltenden Systeme unserer Erde – wir alle sind von ihr abhängig“, so Steve Trent, Geschäftsführer (CEO) und Gründer der Environmental Justice Foundation. „Es gibt noch so viel, was wir über sie lernen müssen. Jedes Mal, wenn Forschende die Ökosysteme untersuchen, die durch den Bergbau am Meeresgrund bedroht sind, entdecken sie neue Arten und erfahren mehr über die zentrale Rolle, die die Tiefsee für unseren blauen Planeten spielt.“
Erst kürzlich wiesen die Föderierten Staaten von Mikronesien zudem darauf hin, dass sich Tiefseebergbau auf große Teile des Ozeans auswirkt: So könnte der Lärm eines einzigen Fördergebiets bis zu 500 Kilometer von der Quelle weit reichen – mit potenziell verheerenden Folgen für die marine Tierwelt, darunter mehrere Arten von Walen.
Unterstützung schwindet schnell und zu Recht
Inzwischen wurden bereits Klagen gegen Unternehmen, die an Tiefseebergbauvorhaben beteiligt sind, eingereicht, wegen mutmaßlich „materiell falscher und irreführender Angaben“. Gleichzeitig wächst die Sorge über mangelnde Transparenz und Interessenkonflikte darüber, wie genau die Praxis durchgeführt und gesteuert werden soll.
Die Pazifikstaaten haben eine globale Bewegung gegen die Ausbeutung der letzten unberührten Wildnis der Erde in Gang gesetzt. Staaten und Regierungen haben jetzt die Gelegenheit, Tiefseebergbau zu verhindern, bevor er überhaupt beginnt – eine Chance, die sie unter keinen Umständen verpassen dürfen.
Die Argumente für ein Verbot für Tiefseebergbau liegen auf der Hand. Staats- und Regierungschef*innen sind nun dazu aufgefordert, sich Ländern wie Deutschland, Frankreich und Spanien anzuschließen und neue Verpflichtungen einzugehen, um denjenigen eine Absage zu erteilen, die von der Zerstörung dieses gemeinsamen Erbes der Menschheit profitieren könnten.
Bildrechte / Copyright: NOAA Okeanos Explorer Program, 2016 Deepwater Exploration of the Marianas, Leg 1 – reproduziert unter einer Creative Commons Lizenz.
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