Tiefseebergbau bedroht erstaunliche Meerestiere
Von metallartigen Schnecken bis hin zu gespenstischen Oktopoden: Tiefseebergbau könnte außergewöhnliche Tierarten auslöschen, bevor wir sie überhaupt richtig verstehen.
- Unterzeichne den offenen Brief und fordere mit uns und über 70 Organisationen ein globales Moratorium für den Tiefseebergbau!
Weniger als 20% des Meeresbodens sind vollständig kartiert. Bevor wir überhaupt die Möglichkeit haben, diese riesige Umgebung zu erforschen und zu verstehen, könnte sie durch den Tiefseebergbau bedroht sein. Die Industrie, die noch in den Kinderschuhen steckt, stellt eine erhebliche Bedrohung für die Tierwelt und die Ökosysteme der Meere dar.
Das Leben in der Tiefe
Die Tiefsee ist eine raue Umgebung mit wenig bzw. gar keinem Licht, niedrigen Temperaturen und extremem Druck. Und dennoch existiert hier Leben.
Sogenannte hydrothermalen Quellen sind wahre Biodiversität-Hotspots für ganz besondere Tiefseebewohner*innen. Erstmals entdeckte man sie im Jahr 1977 vor der Küste von Galápagos. Sie sind sowohl für den globalen Kohlenstoffkreislauf als auch für die Kohlenstoffspeicherung von Bedeutung. Die Schlote befinden sich oft in der Nähe aktiver Vulkane und stoßen heiße, vulkanische Gase aus, die Nährstoffe für lebende Organismen liefern.
Diese Umgebungen werden oft als "Oasen der Tiefe" bezeichnet. Die meisten der dort lebenden Arten kommen nur dort vor.
Schuppenfußschnecke mit freundlicher Genehmigung von Kentaro Nakamura et al., hier unverändert reproduziert unter einer Creative Commons Lizenz
Schuppenfußschnecken
Die Schuppenfußschnecke, auch "Eisenschnecke" genannt, kommt im Indischen Ozean in Tiefen zwischen 2.400 und 2.800 Metern vor, und zwar ausschließlich an hydrothermalen Quellen. Diese ungewöhnlich große Schneckenart ist das einzige bekannte lebende Tier, das Eisensulfid in seinem Gehäuse und gepanzerte Platten an seinem Fuß verwendet. Diese Panzerung, die sie an Magneten haften lässt, kann zur Verteidigung gegen Fressfeinde wie Krebse und Schnecken eingesetzt werden.
Schuppenfußschnecken ernähren sich nicht aktiv, sondern erhalten die benötigten Nährstoffe durch eine symbiotische Beziehung mit Darmbakterien. Bislang wurden sie nur an drei verschiedenen Orten identifiziert und beprobt, sodass weitere Forschung erforderlich ist.
Fisch der Familie Zoarcidae mit freundlicher Genehmigung von Citron, hier unverändert reproduziert unter einer Creative Commons Lizenz
Zoarcidae
Aalartige Fische der Familie Zoarcidae sind entlang des Ostpazifischen Rückens im Pazifischen Ozean in einer Tiefe von etwa 2.500 Meter unter dem Meeresspiegel zu finden. Sie ernähren sich von Weichtieren wie Napfschnecken, aber auch von Gastropoden und Amphipoden.
Dies ermöglicht es anderen Arten wie z.B. röhrenbildenden Würmern, sich anzusiedeln, wodurch ein vielfältiges und blühendes Meeresleben in und um hydrothermale Schlote aufrechterhalten wird.
Bild eines Oktopus mit freundlicher Genehmigung von NOAA, hier unverändert reproduziert unter einer Creative Commons Lizenz
Vulcanoctopus hydrothermalis
Ein weiterer Bewohner des Ostpazifischen Rückens, der Vulcanoctopus hydrothermalis, ist ebenfalls eine einzigartige, am Meeresboden lebende Art. Wie bei den anderen Arten, die an Tiefseeschloten entdeckt wurden, ist auch über diese gespenstischen Tiere nicht viel bekannt. Ein Unterscheidungsmerkmal ist jedoch ihr Fehlen von Farbe und Tintensäcken.
Diese und andere Vulcanoctopus-Arten mit ähnlichen Merkmalen wurden aufgrund ihres blassen Aussehens als "Casper" bezeichnet. Aufgrund der Tiefe, in der diese Oktopoden leben, und der Abwesenheit von natürlichem Licht, gibt es keinen Bedarf für die farbgebenden Chromatophoren oder Tinte, die ihre Artgenossen an der Wasseroberfläche als Verteidigungsmechanismus nutzen.
Unabsehbare Schäden
All diese und weitere Arten, die wir noch gar nicht entdeckt haben, sind akut durch den Tiefseebergbau bedroht. Er führt zu Licht- und Lärmverschmutzung, dem Verlust von Artengemeinschaften und Schäden an den Schloten selbst.
Zukünftige Abbaustätten befinden sich überwiegend in internationalen Gewässern. Unternehmen sind oft nicht verpflichtet, neuere Technologien und größere Geräte vor dem Einsatz zu testen.
Bis 2018 hatte die Internationale Meeresbodenbehörde (engl. International Seabed Authority) 29 Verträge zum Zweck der Mineralienexploration ausgestellt. Mit einer Fläche im Mittelatlantischen Rücken, im Pazifik und im Indischen Ozean vergleichbar mit der Größe der Mongolei soll der kommerzielle Abbau im Jahr 2025 beginnen.
Ein Abkommen über ein Abbaugesetz soll noch in diesem Jahr diskutiert werden und könnte Unternehmen erlauben, 30-jährige Abbaulizenzen zu beantragen. Das bedeutet, dass der Tiefseebergbau zu einer großen Bedrohung für unseren Ozean wird.
Was jetzt zu tun ist
Wir kennen das volle Ausmaß der Schäden und des Artenverlustes, die der Tiefseebergbau für die Meeresumwelt bedeuten würde, nicht und können es auch nicht messen, aber wir wissen, dass die Zerstörung vermutlich enorm sein wird.
Mit unserem offenen Brief fordern wir ein Moratorium für den Tiefseebergbau, um die Meerestierwelt, unser Klima und uns selbst zu schützen:
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