Chinesische Trawler dürfen in Madagaskar fischen – trotz illegaler Aktivitäten und gefälschter Dokumente
Eine Flotte chinesischer Schiffe hat von den Behörden Madagaskars die Lizenz für den Fischfang mit Schleppnetzen erhalten, obwohl sie in der Vergangenheit illegal in Westafrika gefischt hatte. Gemäß der Vorschriften des Landes ist dies nur zulässig, wenn ein Nachweis über einen Wechsel des Eigentümers vorliegt.
Offizielle Schiffsdokumente, die ein EJF-Team sichergestellt hat, scheinen allerdings gefälscht zu sein. Die Regierung Madagaskars muss die Lizenzen vor Beginn der Schleppnetzsaison im März aufheben, wenn sie die Lebensgrundlagen und die Ernährungssicherheit ihrer Küstengemeinden gewährleisten will.
Am 1. März beginnt voraussichtlich die Saison für den industriellen Garnelenfang in Madagaskar. Die Warenexporte sind auf die Märkte in Europa, Nordamerika und China ausgerichtet. Die besagte Flotte, die aus acht Schiffen besteht, soll mit einer Lizenz der Firma Mada Fishery nach Madagaskar eingereist sein – ein Unternehmen in chinesischem Besitz, das sich erst letztes Jahr in Madagaskar registrieren ließ.
Im Jahr 2020 hatten Behörden in Gambia drei Schiffe der Flotte – Gorde 105, Gorde 106 und Gorde 107 – festgesetzt, weil sie illegal in Zonen gefischt hatten, die Kleinfischern vorbehalten sind. Die Reise der Schiffe nach Madagaskar, zum Teil von der chinesischen Marine unterstützt, wurde durch einen Zwischenstopp auf den Seychellen im Mai 2021 unterbrochen. Damals legten die Kapitäne Dokumente vor, in denen sie behaupteten, dass sie legitime Geschäfte in der Region tätigen. Unsere Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass diese Dokumente gefälscht waren. Diese Tatsache wirft Fragen zur wahren Identität der Schiffe auf.
Offizielle Dokumente gefälscht
In den chinesischen Bescheinigungen über die Schiffsregistrierung waren die Identifikationsnummern für jedes der vier Gorde-Schiffe ungültig. In den Schiffsdokumenten, die nach eigenen Angaben von der chinesischen Regierung im Jahr 2019 ausgestellt wurden, ist ein Unternehmen namens Shandong Roncheng Dafa Fisheries Co Ltd als Eigentümer aufgeführt. Wir stellten jedoch fest, dass in den chinesischen Unterlagen kein solches Unternehmen aufgeführt ist.
Auch der Unified Social Credit Identifier – eine eindeutige Nummer, die jedem Unternehmen in China zugewiesen wird – stimmt mit keinem der existierenden Unternehmen überein. Die Schiffscodes, eine 16-stellige Identifikationsnummer, die von der chinesischen Regierung für Fischereifahrzeuge verwendet wird, scheinen ebenfalls falsch zu sein. Darüber hinaus wird in den Dokumenten angegeben, dass die Gorde-Schiffe von der chinesischen Regierung eine Lizenz für den Fischfang in den chinesischen Hoheitsgewässern und nicht im Ausland erhalten haben. Weitere Papiere, die von China ausgestellt werden, die so genannten internationalen Tonnage-Zertifikate, sind von den zuständigen Behörden nicht unterzeichnet.
Laut madagassischem Fischereigesetz muss das Fischereiministerium jedem ausländischen Schiff, das „in der Vergangenheit an illegaler, unregulierter oder nicht gemeldeter Fischerei beteiligt war“ eine Lizenz verweigern. Die madagassische Regierung sollte sich an ihren gut durchdachten Fischereikodex halten und gegen alle Schiffe der Mada Fishery, die mit illegaler Fischerei in Verbindung gebracht werden, ermitteln und ihre Lizenzen aussetzen.
Transparenz dringend notwendig
Alles deutet darauf hin, dass dieses Unternehmen den beklagenswerten Mangel an Transparenz in der weltweiten Fischerei ausnutzt, um seine Vergangenheit mit illegalen Verstößen zu verschleiern. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass das Fischereiministerium jetzt, vor Beginn der Schleppnetzsaison, handelt, um den Lebensunterhalt und die Ernährungssicherheit der lokalen Küstengemeinden zu schützen.
Die mysteriösen Vorgänge um Mada Fishery begünstigen die Undurchsichtigkeit des Schleppnetzfischereisektors, der bereits wegen seiner sozialen und ökologischen Auswirkungen auf dem Prüfstand steht. Wie Daten des Automatic Identification Systems zeigen, haben im vergangenen Jahr wahrscheinlich mehrere Betreiber von Schleppnetzfischereischiffen in Zonen gefischt, die eigentlich Kleinfischern in Madagaskar vorbehalten sind – und zwar nicht nur gelegentlich, sondern systematisch.
Schiffsbetreiber müssen für ihre Fischereipraktiken zur Rechenschaft gezogen werden. Eine solche Rechenschaftspflicht wird jedoch nicht möglich sein, solange Unternehmen wie Mada Fishery, über die so wenig bekannt ist, in den Gewässern Madagaskars fischen dürfen. Maßnahmen für Transparenz innerhalb des globalen Fischereisektors, zum Beispiel die Veröffentlichung illegaler Aktivitäten und klare Angaben zu den Eigentumsstrukturen – in Verbindung mit einer strengen Durchsetzung der Fischereigesetze sind weltweit dringend nötig.
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