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Ghana: Neue Trawler aus China, obwohl Fischerei vor dem Zusammenbruch steht
Mai 28, 2020

Ghana: Neue Trawler aus China, obwohl Fischerei vor dem Zusammenbruch steht

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Drei neue Trawler aus China sind in Ghana eingetroffen und wurden unter ghanaischer Flagge registriert – trotz eines Moratoriums für neue Fischereifahrzeuge. Der regierungseigene Plan für Fischereimanagement sieht vor, dass 48 Trawler das Maximum sind, um die Fischerei aufrechtzuerhalten. Dennoch waren Ende 2019 76 Trawler lizenziert.

Ghanas Nationaler Rat der Kanufischer (GNCFC) hat einen offenen Brief an die Fischereikommission geschrieben, in dem er sich gegen jede Entscheidung wendet, diesen neuen Schiffen Fischerei-Lizenzen für die Gewässer Ghanas zu erteilen.

Gerade in den aktuell besorgniserregenden Zeiten von Covid-19 sind stabile Lebensgrundlagen und Ernährungssicherheit der Bevölkerung überaus wichtig. Um diese zu schützen, muss die Regierung sicherstellen, dass die Industrieflotte eine nachhaltige Größe hat.

Die neuen Schiffe – Yu Feng 1, 3 und 4 – wurden alle 2016 in China gebaut und fuhren unter chinesischer Flagge, bevor sie in Ghana eintrafen. Sie liegen nun in Tema vor Anker, sind unter ghanaischer Flagge registriert und warten auf die Lizenzvergabe durch die Fischereikommission.

"Wir sind entschieden dagegen, diesen Schiffen Lizenzen für den Fischfang in ghanaischen Gewässern zu erteilen", heißt es in dem Schreiben der GNCFC. Aktuell existiert ein staatliches Moratorium für Fanglizenzen für neue oder Ersatz-Schleppnetzfischereifahrzeuge, das seit 2012 in Kraft ist. Darüber hinaus haben Überfischung und zerstörerische illegale Praktiken vieler Trawler verheerende Auswirkungen auf die Fischbestände Ghanas sowie die Lebensgrundlagen der Küstengemeinden.

Obwohl der Plan für Fischereimanagement – der aktuell überprüft wird – besagt, dass die Meeresfischerei ausreichend Ressourcen für 48 Trawler liefert, könnte dies durchaus eine Überschätzung sein, da illegale Fänge nicht berücksichtigt werden.

"Das Land ist bereits mit großen Herausforderungen bei der Kontrolle der Schiffe konfrontiert, die in Ghana über bestehende Lizenzen verfügen. Wir sehen weiterhin große Mengen an Fisch, die von Saiko-Kanus im Fischereihafen von Elmina angelandet werden – auch nachdem sich Regierung und Industrie im vergangenen November verpflichtet haben, die Praxis zu beenden", so der GNCFC.

Der Saiko-Handel, bei dem Trawler illegal auf den Hauptfang der Kanufischer abzielen, ihn auf See auf speziell angepasste Boote umladen und den gestohlenen Fisch an lokale Gemeinden zurück verkaufen, setzte im Jahr 2017 schätzungsweise 100.000 Tonnen Fisch um. Das bedeutet, dass in diesem Jahr nur 40% der Fänge legal waren und der Regierung gemeldet wurden. Tatsächlich könnte somit das Maximum, was die Fischerei fangen kann, bei nur 24-25 Trawlern liegen – ein Problem, das dringend einer wissenschaftlichen Neubewertung bedarf.

"Die Überkapazität der Fischereiflotte in Ghana treibt eine Krise voran, welche die Lebensgrundlagen und die Ernährungssicherheit der Küstengemeinden bedroht", so EJF-Geschäftsführer Steve Trent. "Noch nie war es so wichtig, sicherzustellen, dass der gesamte Fischfang legal, ethisch vertretbar und nachhaltig ist. Da Covid-19 die Welt erschüttert, werden die Gemeinden diese Ressourcen mehr denn je benötigen."

Die Fischbestände Ghanas befinden sich bereits in einer ernsten Notlage. Die Anlandungen von Sardinellen sind in den letzten zwanzig Jahren um rund 80% gefallen. EJF hat nicht nur den Hauptfang der Kanufischer – kleine pelagische Fische, zu denen auch Sardinellen gehören – untersucht, sondern auch gezeigt, dass der Großteil der über die Saiko gehandelten Fische Jungfische sind. Dies ist äußerst besorgniserregend, da diese Jungfische für die Erholung der Population von entscheidender Bedeutung sind.

Ebenfalls bezeichnend ist, dass die Schiffe ursprünglich in chinesischem Besitz waren. EJF enthüllte bereits 2018, dass ausländische Unternehmen – überwiegend chinesische – über ghanaische Scheinfirmen operieren. Sie nutzen undurchsichtige Unternehmensstrukturen, um ihre Schiffe zu importieren, sich registrieren zu lassen und eine Fischereilizenz zu erhalten. Die Studie ergab, dass über 90% der industriellen Schleppnetzschiffe mit chinesischen Eigentümerstrukturen in Verbindung stehen – trotz eines Verbots, das in Abschnitt 47 des Fischereigesetzes von 2002, Gesetz 625 festgelegt ist.

"Die Fischereikommission hat jetzt die Chance, das Richtige zu tun: den wissenschaftlichen Rat zu beherzigen, diesen Trawlern eine Lizenz zu verweigern und Ghanas Fischerei und seine Bevölkerung zu schützen."
– Steve Trent, EJF-Geschäftsführer