Spenden
Chinesischer Trawler erhält Lizenz in Ghana – trotz illegaler Fischerei und verweigerter Strafzahlung
Aug. 26, 2020

Chinesischer Trawler erhält Lizenz in Ghana – trotz illegaler Fischerei und verweigerter Strafzahlung

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Ein chinesischer Trawler hat seine Lizenz in Ghana zurückerhalten, obwohl er zweimal wegen illegaler Fischerei festgesetzt wurde und die Strafe dafür nicht gezahlt hatte. Die Lu Rong Yuan Yu 956 war im Juni 2019 in Ghanas Gewässern mit illegalen Netzen und kleinen pelagischen Fischen an Bord aufgegriffen worden. Im Mai 2020 wurde das Schiff wegen fast identischer Vergehen erneut angeklagt. Trotz nachweisbarer, wiederholter Verstöße wurde dem Trawler eine neue Lizenz ausgestellt.

Die Lu Rong Yuan Yu 956 wird von der chinesischen Firma Rongcheng Ocean Fishery Co. Ltd. betrieben. Sie war im Juni 2019 festgesetzt worden, weil Netze mit zu kleinen Maschenöffnungen verwendet und Fische unterhalb der legalen Mindestgröße gefangen wurden. Eine Million US-Dollar wurden als Strafe verhängt, doch die Schiffseigner weigerten sich zu zahlen.

Lebensgrundlagen und Ernährungssicherheit bedroht

Fälle wie dieser werden oft in Verbindung mit Saiko gebracht – eine äußerst zerstörerische illegale Fischereipraxis, bei der Trawler gezielt kleine pelagische Fische fangen, die eigentlich ghanaischen Fischern zustehen. Das besagte Schiff war für den Fang von Arten zugelassen, die am Meeresboden leben. Kleine pelagische Fische hätte es nicht fischen dürfen. Trotzdem wurden erhebliche Mengen an Bord gefunden.

Saiko hat verheerende Folgen für die Ökosysteme der Meere: Die Anlandungen von Sardinellen in Ghana sind in den letzten zwanzig Jahren um 80% eingebrochen. Diese Arten sind überaus wichtig für die Ernährungssicherheit der Bevölkerung sowie für Lebensgrundlagen lokaler Fischer und liefern ein Einkommen für über 2,7 Millionen Menschen.

Nach internationalem Recht ist Ghana dafür verantwortlich, harte Sanktionen einzuführen und zu verhängen, um potenzielle Straftäter abzuschrecken und illegale Aktivitäten zu unterbinden. Doch das besagte Schiff weigerte sich schlichtweg, die auferlegten Sanktionen einzuhalten und wurde daraufhin wegen derselben illegalen Verstöße wiederholt ertappt.

Westafrika verzeichnet in den letzten Monaten einen Zustrom an Fischereinfahrzeugen aus China, so etwa in Ghana, dem Senegal und Liberia. In Ghana sind rund 90% der industriellen Fischereiflotte durch chinesische Eigentümerstrukturen geprägt; in Sierra Leone sind es knapp 75%. Neue Schiffe aus China erreichen Ghana jeden Tag, obwohl seit 2012 ein Moratorium für die Ausstellung neuer Lizenzen existiert.

Transparenz dringend notwendig

Sowohl China als auch Ghana könnten sich weitreichende wirtschaftliche und ökologische Vorteile durch aktives Engagement für mehr Transparenz im Fischereisektor sichern. Listen aller Genehmigungen für Fernfischerei und Fischereifahrzeuge unter chinesischer Flagge sollten dazu online veröffentlicht werden. Gleiches gilt für Einzelheiten über alle Fälle illegalen Fischfangs sowie für entsprechend verhängte Sanktionen. Auch der Entzug staatlicher Subventionen und Genehmigungen für die Fernfischerei für alle Schiffe, die illegalen Fischfang betrieben haben sollte einsehbar sein – einschließlich chinesischer Schiffe, die unter lokalen Flaggen operieren.

Letzten Endes macht niemand Gewinn, wenn die Ozeane so weit ausgebeutet werden, dass Fischbestände zusammenbrechen. Um sowohl die Meeresökosysteme als auch Lebensgrundlagen zu sichern, müssen China und Ghana zusammenarbeiten und verhindern, dass sich Fälle wie dieser wiederholen. Illegale Fischerei muss rigoros strafverfolgt werden – mit Sanktionen, die streng genug sind, um Täter abzuschrecken. Transparenz beim Ablauf dieser Prozesse ist dabei entscheidend. Das Ende der illegalen Fischerei ist erreichbar – und es kommt uns allen zugute.