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Ghana: Illegale Saiko-Fischerei geht weiter – trotz Zusicherungen der Regierung
Juli 16, 2020

Ghana: Illegale Saiko-Fischerei geht weiter – trotz Zusicherungen der Regierung

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Vor mehr als sieben Monaten kündigten die Regierung sowie die Ghana Industrial Trawlers Association an, hart gegen "Saiko" vorzugehen. Doch im Hafen von Elmina findet die illegale Praxis weiter ungehindert statt – mit durchschnittlich 11 Anlandungen pro Woche seit November 2019.

"Saiko" ist eine äußerst zerstörerische Form des illegalen Fischfangs, der die Existenzgrundlagen und die Ernährungssicherheit Ghanas bedroht. Bei dieser illegalen Praxis zielen industrielle Trawler auf die Fänge kleiner Kanufischer ab und laden sie auf See auf speziell angepasste Boote um. Anschließend bieten sie die Ware zum Verkauf auf lokalen Märkten an.

Täter fürchten keine Konsequenzen

Mitte November 2019 kündigte die Regierung Ghanas an, "Saiko" als Teil der Bemühungen zur Rettung seiner Fischereiindustrie zu bekämpfen. Einige Tage später erklärte die Ghana Industrial Trawlers Association in einem Brief an den Minister des Sektors, dass sie den "Saiko"-Umschlag von Fisch auf See "aussetzen" werde – eine willkommene, wenn auch verwirrende Erklärung, da der Umschlag in den Gewässern Ghanas schon immer illegal war.

Beobachtungen und Filmaufnahmen der Environmental Justice Foundation (EJF) zeigen, dass die "Saiko"-Fischerei trotz Zusicherungen der Regierung ungehindert und unkontrolliert weitergeht. Im Hafen von Elmina landen durchschnittlich 11 Boote pro Woche "Saiko"-Fisch an, wobei an einem einzigen Tag bis zu 13 Anlandungen erfolgen. Die von EJF gemachten Aufnahmen belegen, dass die Boote am helllichten Tag und für sämtliche Personen in direkter Nähe sichtbar entladen. Dieses Vorgehen deutet darauf hin, dass die Täter keine strafrechtlichen Konsequenzen fürchten.

Lebensgrundlagen bedroht

Alle industriellen Fangschiffe verfügen über Beobachter an Bord, deren Aufgabe es ist, über illegale Aktivitäten zu berichten. Doch jedes Mal, wenn ein "Saiko"-Boot in einen Hafen einläuft, bedeutet das, dass ein Trawler illegal Fisch auf See umgeladen hat. Dies ist ein deutliches Zeichen, dass das Beobachtungsprogramm der Regierung nicht wirksam ist.

"Saiko" kostet Ghana jährlich Millionen von Dollar und bedroht die Lebensgrundlage der Küstenbevölkerung. Allein im Jahr 2017 wurden durch "Saiko"-Handel rund 100.000 Tonnen Fisch gefangen, die am Anlandeplatz verkauft über 50 Millionen US-Dollar wert sind. 80% davon wurden in Elmina angelandet. Während die Kanufischerei rund 60 Fischern pro 100 Tonnen Fisch eine direkte Beschäftigung bietet, liefert die "Saiko"-Fischerei nur 1,5 Arbeitsplätze pro 100 Tonnen – 40 Mal weniger.

Taten statt Worte nötig

Vor mehr als sieben Monaten sicherte die ghanaische Regierung zu, "Saiko"-Fischerei zu beenden. Doch die Boote strömen weiterhin in die Häfen – beladen mit Fisch, der eigentlich von lokalen Kanufischern hätte gefangen werden sollen.

"Wichtige Maßnahmen des Fischerei-Managements, wie z.B. Schonzeiten, werden von Saiko untergraben. Sie wird unsere Fischerei zerstören, wenn sie ungehindert stattfindet", so Nana Jojo Solomon, geschäftsführendes Mitglied des Ghana National Canoe Fishermen Council. "Wir fordern den Präsidenten auf, dieser Angelegenheit seine persönliche Aufmerksamkeit zu widmen und Durchsetzungsmaßnahmen zu intensivieren, um der illegalen Praxis Einhalt zu gebieten. Denn sie zerstört die Lebensgrundlage unserer lokalen Fischer."

EJF appelliert dringend an Präsident Nana Akufo-Addo, die Angelegenheit persönlich in die Hand zu nehmen und die Kontrolle zu übernehmen. Ghanas Gesetze sind gut konzipiert und können das Problem lösen – aber nur, wenn sie ordnungsgemäß durchgesetzt werden.

Ghanas Fischerei steht am Rande des Zusammenbruchs. Das Land ist gezwungen, die Hälfte seines Fischs zu importieren. Leere Erklärungen und Versprechen reichen nicht länger aus. Jetzt ist Zeit, zu führen und zu handeln.