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Juni 17, 2020

Senegal ergreift Maßnahmen zum Schutz seiner Fischerei: Wird Ghana das Gleiche tun?

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Senegal hat 52 neuen Fischereifahrzeugen die Lizenzen verweigert, nachdem senegalesische Kleinfischer und industrielle Schiffsbesitzer Alarm geschlagen hatten. Am 8. Juni, dem Welttag der Meere, lehnte der Fischereiminister die Anträge ab. Die globale Aufmerksamkeit liegt jetzt auf Ghana: Dort wurden drei neue chinesische Trawler unter ghanaischer Flagge registriert und warten nun auf ihre Genehmigungen – trotz eines Moratoriums für neue Fischereifahrzeuge.

Ghanas Plan für das Fischereimanagement legt fest, dass 48 Trawler die Höchstanzahl an Fischereifahrzeugen ist, um die Stabilität des Fischereisektors zu gewährleisten. Aktuell sind jedoch 72 Trawler zugelassen. Seit 2012 ist ein staatliches Moratorium für Fischereilizenzen für neue oder Ersatzschleppnetzschiffe in Kraft.

In einem offenen Brief an die Fischereikommission erklärte der der National Canoe Fishermen Council – der Rat der Kanufischer Ghanas –, dass er die Lizenzen für die neuen Trawler ablehne. "Unsere Fischbestände befinden sich in einem kritischen Zustand. Die Bestände kleiner pelagische Fische – die Lebensader unserer Fischergemeinden – stehen kurz vor dem Zusammenbruch. […] Wie im Plan für das Fischereimanagement 2015-2019 festgestellt wurde, fischen in Ghanas Gewässern bereits zu viele Trawler."

Die neuen Schiffe – Yu Feng 1, 3 und 4 – wurden alle 2016 in China gebaut und fuhren unter chinesischer Flagge, bevor sie in Ghana eintrafen. Die Gesetzgebung des Landes verbietet es jedoch ausländischen Betreibern, Joint Ventures im Bereich der industriellen Schleppnetzfischerei einzugehen. Um diese Gesetze zu umgehen und ihre Schiffe trotzdem einzuführen, zu registrieren und Lizenzen zu erhalten, nutzen chinesische Unternehmen ghanaische "Scheinfirmen" und undurchsichtige Unternehmensstrukturen.

Der National Canoe Fishermen Council betonte in seinem offenen Brief, dass die neuen Trawler bei lokalen Unternehmen registriert sind, die 2019 gegründet wurden und nur ein einziges Postfach als Adresse besitzen. "Wir fragen wir uns, wie es möglich ist, dass ein neu gegründetes Fischereiunternehmen in Ghana plötzlich ein oder zwei Trawler dieser Größe mit den damit verbundenen Kosten erwerben kann", so der Brief. "Kann die Fischereikommission bestätigen, dass sie das wirtschaftliche Eigentum dieser Unternehmen geprüft hat, um sicherzustellen, dass nur ghanaische Bürger*innen die Geschäftstätigkeiten kontrollieren und davon profitieren?"

EJF-Untersuchungen aus dem Jahr 2018 belegen, dass rund 90% der industriellen Schleppnetzflotte Ghanas mit chinesischen Betreibern in Verbindung stehen. Laut einem neuen Bericht des Overseas Development Institute verfügt Ghana über das größte Register chinesischer Fernwasserschiffe außerhalb Chinas – und das, obwohl die ghanaische Gesetzgebung ausländische Beteiligungen an der Schleppnetzfischerei verbieten. Trotz des Moratoriums sind seit seinem Inkrafttreten im Jahr 2012 fast jedes Jahr neue Schiffe in Ghana eingetroffen.

Der schockierende Mangel an Transparenz begünstigt auch, dass die tatsächlichen Schiffseigner – diejenigen, die die Gewinne einfahren – nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn die wahren Eigentümer unbekannt sind, können sie davon profitieren, bei illegalen Praktiken unerkannt zu bleiben. Letztendlich stellt sich damit die Frage, wer für die Aktivitäten dieser Schiffe verantwortlich ist.

Ghana hat ein ernsthaftes Problem mit einer besonderen Form der illegalen Fischerei, die als "Saiko" bekannt ist. Industrieller Trawler fangen gezielt kleine pelagische Fische, laden sie auf See auf speziell angepasste Boote um und verkaufen sie anschließend mit Gewinn an die lokale Bevölkerung zurück.

Senegals Regierung hat die richtige Entscheidung getroffen, als sie die Lizenzen für die neuen Schiffe ablehnte und schützt damit nicht nur seine Fischerei sondern auch den Lebensunterhalt und die Ernährungssicherheit seiner Küstengemeinden.

In Ghana stehen die Fischbestände aufgrund von illegaler und nicht nachhaltiger Fischerei bereits vor dem Kollaps. Jetzt neue Lizenzen zu genehmigen, obwohl die Flotte nach eigenen Angaben der Regierung bereits überlastet ist, wäre ein katastrophaler Fehler, den man nicht rechtfertigen könnte.

EJF hofft deshalb, dass die ghanaische Regierung dem guten Beispiel Senegals folgt und die entsprechenden Anträge ablehnt.