Entwurf des COP26-Beschlusstextes ist ein „Liebesbrief“ an den fossilen Industriesektor
Es gleicht einem Verrat an der Menschheit und unserer Erde, dass der Entwurf des COP26-Beschlusstextes keinen Hinweis auf einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen enthält. In den letzten Tagen der Konferenz müssen die Verhandlungsführer*innen dies umkehren und uns auf den Weg in eine nachhaltige Zukunft bringen.
In dieser Woche haben wir erfahren, dass auf der COP26 mehr Delegierte der fossilen Energiewirtschaft anwesend waren. Es ist wenig verwunderlich, dass das Thema fossile Brennstoffe vermieden wird und von einem Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe keine Rede ist. Die COP26 ist eine entscheidende Gelegenheit, uns auf den Weg in eine nachhaltige, gerechte Zukunft zu bringen. Leid, Hunger und Konflikte unter der Klima-Apartheid sind das, was uns erwartet, wenn wir so weitermachen wie bisher. Doch die Organisator*innen haben mehr Vertreter*innen kurzfristiger Gewinne einer sterbenden Industrie begrüßt als diejenigen, die sich für ihre Mitmenschen einsetzen.
Den Verhandlungsführer*innen bleiben jetzt nur noch fünf Tage, um zu verhindern, dass dieser parteiische Klimagipfel die Beziehung zwischen den reichen Nationen des globalen Nordens und der Industrie für fossile Brennstoffe zementiert. Anstelle von freiwilligen Zielen, Schlupflöchern und Fristen in ferner Zukunft muss der endgültige Text transparente, messbare Meilensteine und klare, zeitgebundene Ziele enthalten.
Wenn wir uns nicht von unserer Sucht nach fossilen Brennstoffen befreien, steht unsere gemeinsame Zukunft auf dem Spiel. Ohne einen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe ist das 1,5-Grad-Ziel so gut wie erledigt und würde unzählige Menschenleben, ganze Kulturen und ganze Nationen mit sich reißen.
Regierungen auf der ganzen Welt subventionieren die fossile Brennstoffindustrie immer noch mit 11 Millionen US-Dollar pro Minute – das sind über 1,3 Milliarden US-Dollar pro Tag. Damit muss sofort Schluss sein. Dieses Geld muss in die Entwicklung und Verbreitung von Technologien für erneuerbare Energien fließen.
Die Verhandlungsführer*innen dürfen sich nicht von den Worten der Länder einlullen lassen, die der fossilen Brennstoffindustrie hörig sind, wie Saudi-Arabien, Australien und Brasilien. Sie müssen auf die Expert*innen hören, die wiederholt erklärt haben, dass wir uns von fossilen Brennstoffen verabschieden müssen. Und sie müssen auf die Stimmen derer hören, die bereits an vorderster Front der Klimakrise stehen.
„Diese Krise ist von Menschen gemacht. Es gibt Menschen, die dafür verantwortlich sind“, sagte uns Tonny Nowshin, eine Klimaaktivistin aus Bangladesch. Dort wird bis zum Jahr 2050 jeder siebte Mensch gezwungen sein, seine Heimat aufgrund der Klimakrise zu verlassen. „Es gibt einen bestimmten, kleinen Prozentsatz der Weltbevölkerung, der für die Klimakrise verantwortlich ist. Und wir müssen anfangen, sie zur Verantwortung zu ziehen. Wir müssen damit beginnen, die Öl- und Kohleunternehmen zur Rechenschaft zu ziehen. All das Leid, das sie durch ihre Gewinne verursachen, geht auf Kosten ihres Profits.“
Die Länder, die die größte Verantwortung für die weltweiten Treibhausgasemissionen tragen, müssen ihren gerechten Anteil beitragen. Wir alle müssen auf eine kohlenstofffreie Weltwirtschaft hinarbeiten. Wir brauchen echte Maßnahmen und echte Lösungen, keine leeren Versprechungen.
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