Feuer, Fluten, Hungersnot: Wann werden wir für unser Klima handeln?
Die Waldbrände in Kalifornien sind ein weiteres Zeichen dafür, dass die Klimakrise weder reiche noch arme Länder verschont. Aber wie viele Zeichen brauchen wir noch, bevor wir endlich handeln?
Das allgegenwärtige, grelle Rot des Himmels über Kalifornien erscheint wie aus einem postapokalyptischen Film. Waldbrände haben in diesem Jahr mehr als vier Millionen Hektar in der Region vernichtet, wobei mindestens 35 Menschen getötet und Dutzende weitere vermisst wurden. Tausende mussten fliehen und ihre Häuser und Besitztümer den Flammen überlassen. Die Trümmer liegen nun unter grauen Aschewolken, während die Menschen giftige Rauchschwaden einatmen.
Waldbrände sind in diesem Teil der Erde nicht selten. Doch die aktuell lodernden Flammen haben nicht einmal annähernd das Ausmaß eines routinemäßigen Brandes. Zu ihnen gehören sechs der zehn größten Waldbrände in der Geschichte Kaliforniens, wie offizielle Zahlen belegen. Extreme Phänomene wie Feuertornados treten nicht länger isoliert, sondern regelmäßig auf.
Diese Brände lodern nicht in abgelegenen Wäldern, sondern bedrohen unsere Zivilisation. Ganze Städte wurden dem Erdboden gleichgemacht; Rauchwolken verursachen im Westen der USA ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko.
Die Voraussetzungen für dieses Inferno wurden mit dem Fortschreiten der Klimakrise geschaffen: Über die Hälfte Kaliforniens und mehr als 95% von Oregon, Colorado, Utah, Arizona und New Mexico erleben derzeit Dürren. Im passend benannten Death Valley in Kalifornien wurde in diesem Jahr mit 54,4 °C die vielleicht höchste jemals gemessene Temperatur weltweit aufgezeichnet. Alle Anzeichen wiesen in die gleiche Richtung.
Arm und reich
Der Verlust und die Trauer, die der Westen der USA derzeit spürt, sind vielen in der ganzen Welt bekannt. Doch tatsächlich müssen viele ärmere Länder, die unter ähnlichen Folgen der globalen Erwärmung leiden, einen viel höheren Tribut zahlen, weil ihre Regierungen mit der Bewältigung der Klimakrise zu kämpfen haben.
Erst in diesem Monat war der Sudan gezwungen, den Notstand auszurufen: Der Nil hatte den höchsten Stand seit über 100 Jahren erreicht, ganze Dörfer weggespült, Farmen ruiniert und Leben entwurzelt. Fast einhundert Menschen sind gestorben. Über eine halbe Million Menschen wurden vertrieben und kämpfen mit Armut, Gewalt und dem Verlust ihrer Existenzen.
Im Mai verwüstete der heftigste Zyklon seit zwei Jahrzehnten – der Zyklon Amphan – in Bangladesch Dörfer und zerstörte die Häuser von einer halben Million Menschen. Im Juli stand ein Drittel des Landes unter Wasser, nachdem es durch die heftigsten Regenfälle seit zehn Jahren zu Überschwemmungen gekommen war. 1,5 Millionen Menschen waren von den Fluten betroffen. Sie haben Häuser, Ersparnisse und Angehörige verloren und sind nun ebenfalls am stärksten von der Covid-19-Pandemie bedroht.
Dies sind nur einige der jüngsten Beispiele. Es existieren Tausende von herzzerreißenden Geschichten aus der ganzen Welt und es werden noch Tausende dazu kommen, wenn sich die Klimakrise verschärft. Die Frage ist, wann wir anfangen werden, etwas dagegen zu tun.
Wacht auf
Wir dürfen die Augen vor den Konsequenzen unserer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen nicht länger verschließen. Viel liegt noch vor uns, doch wir können große Fortschritte machen und unzählige Leben retten, wenn wir jetzt schnell und konsequent handeln.
Alle Nationen, vor allem aber die reichen Länder – diejenigen, die von einer kohlenstoffintensiven Entwicklung profitiert haben – müssen sich stärker engagieren. Die Ziele des Pariser Abkommens müssen in vollem Umfang verwirklicht werden, um einen Wandel hin zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft zu ermöglichen. Die Argumente dafür, dass das Ende fossiler Brennstoffe ökologische, wirtschaftliche und humanitäre Vorteile mit sich bringt, liegen klar auf der Hand. Die Anreize zu einer Umstellung könnten durch die Senkung der Kosten für erneuerbare Energien verstärkt werden.
Der blutrote Himmel von Kalifornien sieht aus wie ein postapokalyptisches Szenario. Noch können wir unsere Welt vor dem Klimakollaps bewahren. Es liegt in unserer Hand. Die Zeit zu handeln ist jetzt: Wir alle müssen an einem Strang ziehen, wenn wir unsere Zukunft auf diesem Planeten retten wollen.
Dieser Artikel erschien ursprünglich im The Ecologist und wird mit Erlaubnis erneut veröffentlicht.
Bildnachweis: © Christopher Michel | Flickr
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