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Mai 25, 2021

Fischer in Liberia nutzen App, um illegale Trawler zu melden

Von Environmental Justice Foundation Deutschland
"NGOs kamen und gingen, doch die Environmental Justice Foundation leistet hier großartige Arbeit für uns. Ihre App hat uns wirklich geholfen. Die Trawler können uns jetzt nicht mehr täuschen, denn durch die App können wir sie fotografieren und melden."

Dies sind die Worte von Emmanuel Appleton, einem Fischer in Robertsport, Liberia.

Als Vater von fünf Kindern lebt Emmanuel vom Fischfang und paddelt jeden Tag mit seinem Kanu hinaus auf das offene Meer. Doch in den letzten zwei Jahren hat er einen starken Rückgang seiner Fangmengen registriert. Einige Arten fängt er heute sogar gar nicht mehr. An manchen Tagen fischt er mehr als zwölf Stunden, fängt aber nicht einmal mehr ein Kilogramm Fisch für sich und seine Familie.

Die Auswirkungen illegaler Aktivitäten durch industrielle Trawler sind in seiner gesamten Gemeinde spürbar. Die Lebensqualität sinkt überall deutlich. Der Mangel an Kapazitäten und Technologien zur Bekämpfung der illegalen Fischerei ist eine ständige Quelle der Frustration.

Die Environmental Justice Foundation arbeitet mit Fischern wie Emmanuel zusammen, um ihre Lebensgrundlage zu schützen und gesunde Fischpopulationen zu erhalten. Unsere neu entwickelte Smartphone-App trägt den Namen Collect und ist ein wichtiges Instrument dafür: Wird ein Schiff beim illegalen Fischen oder gar bei der Beschädigung von Kanus oder anderer Ausrüstung gesichtet, öffnet der Nutzer einfach die App und macht ein Foto, auf dem der Name oder die Identifikationsnummer des Trawlers zu sehen ist. Dabei wird automatisch auch der Standort erfasst. Die App erledigt den Rest und lädt den Bericht in eine zentrale Datenbank, wo die Beweise von der Regierung verwendet werden können, um die Täter ausfindig zu machen und zu bestrafen.

Emmanuel sind die Probleme ungemeldeter, illegaler und unregulierter Fischerei nicht fremd. Für ihn und viele andere Fischer hat sie schwere Folgen, auch weil Fischernetze und Fanggeräte beschädigt werden. Neben schwindenden Fischbeständen bereitet auch das der Gemeinde zusätzliche wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Obwohl die nationale Regierung Anstrengungen unternimmt, um die illegale Fischerei einzudämmen, entziehen sich einige Trawler dem System, halten an ihren illegalen Praktiken fest und weigern sich weiterhin, Gesetze zu befolgen. Finanzielle Engpässe der Regierung sind außerdem ein großes Hindernis für die Überwachung und Durchsetzung der Gesetze in den Gewässern durch staatliche Kontrolle.

80 % der Liberianer ernähren sich hauptsächlich von Fisch und Meeresfrüchten. Für die Fischergemeinden bildet der traditionelle Fischfang die Existenzgrundlage. Illegale Fischerei bedroht deshalb nicht nur die Ernährungssicherheit der Menschen in Liberia, sondern auch die Existenz der Fischergemeinden selbst.

Die EU hat die Notwendigkeit erkannt, Küstengemeinden vor diesen kriminellen Trawlern zu schützen, und kofinanziert unsere Bemühungen zu ihrer Unterstützung. Wir arbeiten mit vier liberianischen Bezirken zusammen, um den Gemeinden zu helfen, illegale Aktivitäten zu überwachen und zu melden. Dies geschieht unter anderem über die neue App. Unser vierjähriges Projekt zielt darauf ab, effektive kommunale Co-Management-Verbände zu schaffen, um eine legale und nachhaltige Fischerei in Liberia zu sichern.

Im Februar diesen Jahres wurde Emmanuels Fischernetz von einem Trawler beschädigt, der illegal in küstennahen Gewässern fischte. Diese Zone ist rechtlich ausschließlich den Kanufischern vorbehalten. Indem er mit der Collect-App Fotos sowie die genaue Position des Trawlers aufnahm, konnte Emmanuel diesen Verstoß melden und die Meldung unverzögert an die zuständigen Behörden schicken.

"Jetzt habe ich Beweise. Letztes Jahr um diese Zeit konnte ich nichts tun. Da habe ich nur hilflos dabei zugesehen, wie die großen Boote meine Netze zerstört haben."
– Emmanuel Appleton, Fischer in Robertsport, Liberia

Emmanuel hat seit Dezember 2020 zwei Sichtungen von illegalen Trawlern gemeldet. Im Dezember wurde er in der Nutzung der Collect-App geschult.

Als Teilnehmer an unserem "Communities for Fisheries"-Projekt ist er jetzt in der Lage, aktiv für den Schutz seiner Umwelt einzutreten. Emanuel ist optimistisch, dass sein Handeln der Regierung die nötigen Beweise liefert. Er hofft, dass Strafmaßnahmen gegen die Täter ergriffen werden um sie abzuschrecken und wird auch in Zukunft weiter dazu beitragen, die illegale Fischerei in Liberia auszurotten.