Neue App ist wirksame Waffe in Ghanas Kampf gegen illegale Fischerei
Die Environmental Justice Foundation hat eine Smartphone-App veröffentlicht, mit der Kleinfischer Beweise gegen illegal fischende Industrieschiffe sammeln können. Noch vor Abschluss der Entwicklungsphase wurde die App genutzt, um Behörden auf einen Trawler aufmerksam zu machen, der illegal in einer Küstensperrzone fischte. Die App wird derzeit auch für den Einsatz in anderen westafrikanischen Ländern, wie Liberia, entwickelt.
Illegale Fischerei treibt Ghanas Fischbestände an den Rand des Zusammenbruchs und bedroht die Ernährungssicherheit, Existenzgrundlagen sowie die nationale Sicherheit. Forschende prognostizieren den vollständigen Verlust kleiner pelagischer Fischpopulationen in weniger als fünf Jahren, wenn nicht umgehend Maßnahmen ergriffen werden. Diese Fische sind ein Grundnahrungsmittel für die Küstenbevölkerung. Schon heute muss Ghana rund die Hälfte des benötigten Fischs importieren.
Die neue App trägt den Namen DASE, was in Fante "Beweis" bedeutet. Sie bietet ein einfaches, benutzerfreundliches Programm, das ghanaischen Fischergemeinden dabei helfen kann, illegal fischende Schiffe aus ihren Gewässern zu verbannen. Die App basiert auf der Software-Plattform Collect und wurde von EJF im Rahmen des von der EU finanzierten Projekts Far Dwuma Nkodo entwickelt.
Sobald ein Schiff beim illegalen Fischfang, bei der Beschädigung von Kanus oder der Manipulation von Fanggeräten gesichtet wird, kann der Benutzer die App öffnen, ein Foto des Schiffes aufnehmen, auf dem bspw. der Name oder die Identifikationsnummer zu erkennen ist und den Standort aufzeichnen. Die App lädt den Bericht anschließend in eine zentrale Datenbank hoch. Die Regierung kann die so gesammelten Beweise anschließend nutzen, um die Täter zu fassen und die Strafverfolgung einzuleiten.
Dass DASE ein wirksames Instrument zur Eindämmung illegaler Fischerei ist, wurde bereits Ende 2019 deutlich, als ein Kanufischer den industriellen Trawler "Bohye" meldete. Das Schiff soll seine Netze in der sechs Seemeilen breiten Sperrzone ausgeworfen haben, was der Fischer filmen und fotografieren konnte. Das so entstandene Beweismaterial wurde der Fischereikommission vorgelegt. EJF hofft nun, dass bald Maßnahmen gegen die Schiffseigner ergriffen werden.
"Jetzt haben die Trawler Angst, nah an die Küste zu kommen, weil ihnen bewusst geworden ist, dass wir Fotos von ihnen machen. Sie tun dies nur nachts in unserer Abwesenheit."
– Fischer aus der Fischergemeinde Moree
Die App wurde speziell für Kleinfischer entwickelt. Der benötigte Speicherplatz ist minimal. Selbst wenn das Internet zeitweise nicht verfügbar sein sollte, kann die App die Daten zu einem späteren Zeitpunkt hochladen. Obwohl dem Bericht zusätzliche Informationen, wie z.B. Video, hinzugefügt werden können, sind lediglich ein Foto und ein Standort für die Aufzeichnung erforderlich. Diese lassen sich schnell und einfach auf See protokollieren. Darüber hinaus werden im Rahmen des Projekts auch wasserdichte Beutel an die Fischer verteilt, um ihre Telefone zu schützen.
"Illegale Fischerei verursacht den Zusammenbruch von Ghanas wichtigsten Fischbeständen und gefährdet die Ernährungssicherheit, Existenzgrundlagen und die Wirtschaft des Landes. Mit dieser App müssen Kanufischer nicht länger tatenlos zusehen, wie Industrieschiffe illegal in ihren Fischgründen fischen."
– Nana Jojo Solomon, Ghana National Canoe Fishermen Council
Neben dem Melden von illegalen Fischereipraktiken in Sperrzonen kann die App auch dazu verwendet werden, Fischern, deren Kanus oder Fanggeräte beschädigt wurden, zu helfen, Schadenersatz von den Tätern zu fordern. Sie könnte auch ein wichtiges Instrument zur Verhinderung von "Saiko" sein. Bei dieser äußerst zerstörerischen Form des illegalen Fischfangs stehlen industrielle Trawler die Fänge kleiner Kanufischer und laden sie auf See auf speziell angepasste Boote um. Die so illegal erworbenen Fänge werden anschließend mit Gewinn an die örtlichen Gemeinden zurückverkauft, wodurch sowohl Arbeitsplätze als auch die Nahrungsmittelversorgung und die Wirtschaft Ghanas zunichte gemacht werden.
Während der Entwicklungsphase von DASE in 2019 arbeitete EJF gemeinsam mit der ghanaischen Fischereikommission sowie mit über 700 Fischern in 48 Gemeinden der Zentralregion Ghanas zusammen. Im Rahmen dieses Prozesses wurden Fischer und Regierungsmitarbeiter im Umgang mit der App geschult. Gleichzeitig wurden ihre Anmerkungen und Vorschläge genutzt, um die App in der Nutzung zu perfektionieren.
"Durch die Bereitstellung günstiger, leicht verfügbarer und lokal angepasster Technologien ist es uns möglich, die Fischergemeinden so auszustatten, dass sie selbst in der Lage sind, Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und ihrer Ressourcen zu ergreifen, auf die sie angewiesen sind."
– Steve Trent, EJF Geschäftsführer
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