Liberia schützt Kleinfischer vor Bedrohung durch chinesische Supertrawler
Liberias Regierung hat sechs chinesischen Supertrawlern die Fanglizenzen verweigert. Damit setzt sie ein klares Zeichen für den Schutz der Ernährungssicherheit sowie für die Sicherung des Lebensunterhalts ihrer Bevölkerung. Die sechs Schiffe wären in der Lage gewesen, über 12.000 Tonnen Fisch pro Jahr zu fangen. Das entspricht fast der doppelten Menge der landesweit festgelegten nachhaltigen Fangmenge.
Die Entscheidung Liberias folgt auf die Weigerung Senegals, einer Flotte ausländischer Trawler Anfang des Jahres Fanglizenzen zu erteilen. Sie markiert einen Wendepunkt in den Bemühungen, die westafrikanische Kleinfischerei sowie die marinen Ökosysteme, auf die sie angewiesen ist, zu schützen.
Am 12. Juni waren sechs neue Supertrawler in Liberia eingetroffen und hatten nach Ankunft umgehend Fischereilizenzen für den Fischfang in lokalen Gewässern beantragt. Jedes dieser Schiffe kann jährlich über 2.000 Tonnen bodenbewohnende Fischarten fangen. Das entspricht in etwa 4.000 Mal so viel wie der Fang eines lokalen Kanufischers, der im Durchschnitt 500 kg pro Jahr fängt – ein schwerwiegender Verstoß gegen Liberias Ziele für nachhaltige Fischerei.
Die Generaldirektorin der Liberian National Fisheries and Aquaculture Authority (NaFAA), Emma Glassco, bestätigte im September im nationalen Radio, dass Liberia "den chinesischen Supertrawlern keine Erlaubnis erteilen wird, um in liberianischen Gewässern zu fischen." Sie beschrieb diese Entscheidung als "eine neue Phase in der Entwicklung des Fischereisektors und einen positiven Schritt zur Förderung der legalen und nachhaltigen Fischerei in Liberia und Westafrika."
"Wir sind sehr dankbar, dass diese Entscheidung getroffen und der Entwicklung der Kleinfischerei Priorität eingeräumt wurde", so Jerry N. Blamo, Präsident der Liberia Artisanal Fishermen's Association. "Dies wird den liberianischen Fischern die Chance geben, nachhaltig zu fischen, um ihre Familien und das Land zu ernähren – nicht nur heute, sondern auch in Zukunft."
In Liberia arbeitet EJF mit Kleinfischern zusammen, um illegale Fischerei zu bekämpfen und die gemeinschaftliche Bewirtschaftung der lokalen Fischereiressourcen zu fördern. Das Projekt wird von der Europäischen Union mitfinanziert. 80% der Bevölkerung des Landes ist in Bezug auf lebenswichtiges Nahrungsprotein von Fisch abhängig. Insgesamt bietet der Sektor rund 37.000 Menschen Voll- oder Teilzeitbeschäftigung. Die Ankunft der Schiffe im Juni hatte bei Kleinfischern entsprechend große Besorgnis ausgelöst.
Die liberianische Gesetzgebung für Fischerei verlangt, dass nur Schiffe, welche "die Nachhaltigkeit einer Fischereiressource nicht gefährden", von der Nationalen Fischerei- und Aquakulturbehörde lizenziert werden. Die Entscheidung, die Lizenzen nicht zu erteilen, könnte einen Wendepunkt in den Bemühungen westafrikanischer Länder sein, ihre Meeresressourcen langfristig zu schützen: So hatte Senegal bereits zu Beginn des Jahres Anträge von 52 ausländischen Trawlern abgelehnt, die eine enorme Belastung für die lokalen Meeresressourcen bedeutet hätten.
Die Entscheidung von Emma Glassco sowie der NaFAA ist ein wichtiger Meilenstein in der nachhaltigen Bewirtschaftung der Fischerei Liberias. Der transparenten Prozess, den das Land zur Prüfung dieser Lizenzen eingeleitet hat, ist überaus lobenswert: Er sendet die klare Botschaft an alle westafrikanischen Staaten, ihren lokalen Fischereigemeinschaften Vorrang einzuräumen, um sowohl die Meeresumwelt als auch Arbeitsplätze und Ernährungssicherheit zu schützen.
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