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Für Küstengemeinden, Klima und Meere: Grundschleppnetzfischerei gehört dringend gestoppt
Nov. 23, 2021

Für Küstengemeinden, Klima und Meere: Grundschleppnetzfischerei gehört dringend gestoppt

Von Steve Trent, Geschäftsführer (CEO) und Gründer der Environmental Justice Foundation

Wenn es uns ernst ist mit dem Schutz unserer Meere und ihrer Ressourcen, müssen wir die Grundschleppnetzfischerei beenden. Die Tatsache, dass die EU diese zerstörerischste aller Fischereipraktiken in Schutzgebieten immer noch zulässt, zeugt von einem erheblichen Mangel an Urteilsvermögen.

Unsere Meere sind akut bedroht: Derzeit gelten über 90 % aller Fischbestände als überfischt oder bis an ihre biologischen Grenzen befischt. Nicht nachhaltige Subventionen heizen die weltweite Überfischung weiter an. Zusätzlich gelangen jedes Jahr etwa 13 Millionen Tonnen Plastik in den Ozean. Weniger als 1 % unserer Meere sind angemessen geschützt. Doch von allen Methoden, mit denen wir den Ozean ausbeuten und ihm Schaden zufügen, ist die Grundschleppnetzfischerei eine der schlimmsten.

Bei dieser zerstörerischen Praxis ziehen Trawler beschwerte Netze – teilweise bis zur Größe eines ganzen Fußballfeldes – über den Meeresboden. Sie sammeln alles ein, das sich ihnen in den Weg stellt, und zerstören damit unersetzliche Lebensräume.

Die Folgen für die marine Tierwelt sind katastrophal: Von Schildkröten bis zu Seesternen landet alles in den riesigen Netzen. Korallenwälder der Tiefsee, die Jahrhunderte brauchen, um sich zu bilden, werden zusammen mit der einzigartigen Tierwelt, die sie beheimaten, vollständig ausgelöscht. Allein in den letzten 65 Jahren wurden durch Grundschleppnetzfischerei mehr als 400 Millionen Tonnen unabsichtlich gefangene Meereslebewesen über Bord geworfen.

Diese Praxis zerstört nicht nur unsere Erde, sondern beraubt viele Menschen ihrer Lebensgrundlage. Darüber hinaus untergräbt sie auch die Rechte einiger der schwächsten Gemeinschaften der Welt. Über 100 Millionen Menschen weltweit sind für ihre Ernährung und ihren Lebensunterhalt auf die handwerkliche Fischerei angewiesen. Die riesigen Trawler fangen Fisch, der eigentlich das Grundlebensmittel dieser Bevölkerungen sein sollte.

Unsere jüngsten Untersuchungen in Ghana haben gezeigt, dass grundlegende Menschenrechte der Fischergemeinden, wie das Recht auf angemessene Ernährung und menschenwürdige Arbeit, bedroht sind, weil die Regierung versäumt, gegen Überfischung und illegalen Fischfang durch industrielle Trawler vorzugehen.

Grundschleppnetz-Trawler plündern nicht nur den Ozean, sondern zerstören auch die eigentliche Infrastruktur einer nachhaltigen Fischerei. Lebensräume wie Korallenriffe und Seegraswiesen sind lebenswichtige Kinderstuben für die Jungfische zahlreicher Arten. Über 20 % der kommerziell wichtigsten Fischarten halten sich in kritischen Entwicklungsstadien in Seegraswiesen auf.

Schließlich beschleunigt die Grundschleppnetzfischerei auch den Zusammenbruch des Klimas: Durch die Aufwühlung des Meeresbodens werden Kohlenstoffspeicher, die jahrhundertelang sicher gelagert waren, freigesetzt. Schätzungsweise eine Milliarde Tonnen CO2 werden so jährlich in die Atmosphäre entlassen.

Trotz dieser Spur der Verwüstung wurde bisher fast nichts gegen die schädliche Praxis unternommen. Selbst die EU, die bei den Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit in der Fischerei eine Vorreiterrolle spielt, lässt die Grundschleppnetzfischerei in Schutzgebieten weiterhin zu.

Die industrielle Grundschleppnetzfischerei gehört dringend beendet. Regierungen auf der ganzen Welt sollten nationale küstennahe Sperrzonen einrichten, ausweiten und stärken, welche die Grundschleppnetzfischerei verbieten und das Gebiet für die Kleinfischerei schützen, wie es die Regierung Madagaskars kürzlich getan hat. Alle Subventionen für Grundschleppnetzfischerei sollten gestoppt und die Gelder für die vollständige Abschaffung dieser Praxis verwendet werden. Und schließlich – und dies sollte eigentlich nicht erwähnt werden müssen – sollte die Grundschleppnetzfischerei in sämtlichen Schutzgebieten sofort verboten werden.

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei Sustainability Times und wird hier mit Genehmigung veröffentlicht.