Handelt die EU, damit unser Konsum nicht länger die Wälder zerstört?
Der Verbrauch in der EU ist derzeit für etwa 10% der weltweiten Entwaldung verantwortlich. Doch eine neue Verordnung, die derzeit in Erwägung gezogen wird, könnte das stoppen.
2019 wurde alle sechs Sekunden ein Gebiet tropischen Regenwaldes von der Größe eines Fußballfeldes zerstört. Während Covid-19 im Jahr 2020 die Aufmerksamkeit der Welt beherrscht, schreitet die Zerstörung unserer Wälder weiter still und heimlich voran.
Wälder sind das Zuhause von rund 80% der an land lebenden Tiere. Der Verlust von Lebensraum stellt eine der größten Bedrohungen für Arten dar, die kurz vor dem Aussterben stehen. Doch neben der Vernichtung von Wildtieren ist die Waldzerstörung auch eine Menschenrechtsproblematik: Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung ist für ihren Lebensunterhalt von Wäldern abhängig. Darüber hinaus geht Entwaldung oft mit Gewalt und Landraub einher, von der indigene Gemeinschaften und andere Randgruppen besonders betroffen sind.
"Meine Botschaft an die Politik lautet: Schützen Sie unsere Wälder. Schützen Sie die Menschen, die in ihnen leben. Wir bewahren die Wälder seit Tausenden von Jahren und verfügen über traditionelles Wissen [...]. Wir müssen die Wälder nachhaltige nutzen, sonst wird es unsere Erde so bald nicht mehr geben."
– Eliane Xunakalo, brasilianische Aktivistin für der Rechte indigener Völker
Waldverlust betrifft auch diejenigen von uns, die an Orten weit weg von Kettensägen und Brandstiftern leben. Denn Wälder sind wichtige Kohlenstoffsenken; ihr Schutz spielt eine wesentliche Rolle bei der Bekämpfung der Klimakrise.
Die industrielle Landwirtschaft – vor allem Viehzucht sowie Soja- und Ölpalmenplantagen – war zwischen 2000 und 2010 für 40% der Zerstörung tropischer Regenwälder verantwortlich. Weitere Produkte, die mit Entwaldung in Verbindung stehen, sind Kakao, Kaffee, Leder und Zuckerrohr. Fest steht: Was wir konsumieren, hat einen direkten Einfluss auf die Gesundheit der Wälder auf der ganzen Welt.
"Den Menschen gelingt es nicht, das, was tatsächlich vor sich geht, miteinander zu verknüpfen. Man spricht nicht über Klimawandel, man spricht nicht über Änderungen bei der Landnutzung. Die Menschen sprechen nicht über die Untätigkeit der Politik. Sie sprechen nicht über die Wurzeln des Problems."
– Luciana Leite, Naturschutzbiologin aus Brasilien
Aus den Augen, aus dem Sinn?
Der Verbrauch in der EU ist derzeit für rund 10% der weltweiten Entwaldung verantwortlich: Jedes Jahr verursacht die EU weltweit rund 72.900 Quadratkilometer Waldverlust – eine Fläche die etwa der Größe Irlands entspricht. Somit ist die EU nach China der zweitgrößte Markt für Produkte, welche die Zerstörung der Wälder vorantreiben.
Seit Jahren sehen wir dabei zu, wie freiwillige Maßnahmen der Industrie Entwaldung nicht stoppen können: Unternehmen machen große Versprechungen, halten sie aber nicht ein. Was wir brauchen, sind visionäre Maßnahmen von Regierungen weltweit, um die Zerstörung unseres Planeten aufzuhalten. Genau deshalb muss die EU jetzt handeln, um zu verhindern, dass ihr eigener Konsum die Wälder der Welt vernichtet.
"Niemand in Europa sollte sich im Supermarkt für oder gegen ein entwaldungsfreies Produkt entscheiden müssen."
– Delara Burkhardt, EU-Abgeordnete
Rettet unsere Wälder
Im Oktober hat das EU-Parlament einen Bericht verabschiedet, in dem die EU-Kommission aufgefordert wird, einen soliden, rechtsverbindlichen Rahmen zu entwickeln, um die Lieferketten der EU frei von Entwaldung zu halten. Sämtliche Marktteilnehmer – von Importeuren über Supermärkte bis hin zu Investoren – sollen sicherstellen, dass ihre Produkte bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgt und überprüft werden können. Der Bericht zielt auch darauf ab, andere wichtige Ökosysteme, wie Meeres- und Küstenökosysteme, Feuchtgebiete, Torfgebiete und Savannen, vor der Zerstörung zu schützen.
Mit diesem wichtigen Schritt hat das Europäische Parlament anerkannt, dass die EU eine entscheidende Rolle beim Schutz unseres Planeten spielen muss. Doch die Arbeit hat gerade erst begonnen, und die Zeit ist nicht auf unserer Seite.
Der Weg nach vorn
Mit dem Votum des EU-Parlaments liegt der Ball nun bei der EU-Kommission: Sie entwickelt derzeit eine neue Verordnung, die Produkte, die mit Entwaldung in Verbindung stehen, aus dem gemeinsamen Markt verbannen würde.
Letzten Endes muss die EU auch den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft beschleunigen. Wenn sie jetzt entschlossene Maßnahmen gegen die Zerstörung der Wälder und für erneuerbare Energien sowie eine grünere, gerechtere Wirtschaft ergreift, kann sie eine weltweit führende Rolle bei der Bekämpfung der Klimakrise sowie bei der Gestaltung einer sicheren Zukunft einnehmen.
- #Together4Forests: Fordere die EU-Kommission auf, zu verhindern, dass Produkte, die mit der Zerstörung unserer Wälder in Verbindung stehen, auf unseren Tellern landen: Jetzt unterschreiben!
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