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Jan. 10, 2023

EU-Sanktionen gegen Kamerun: Fischereireformen sind dringend notwendig

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Die Europäische Kommission hat Kamerun wegen mangelnder Kontrolle seiner Fischereiflotte die „Rote Karte“ gezeigt. Das hat zur Folge, dass EU-Mitgliedstaaten bis zur Aufhebung der Sanktion keinen Fisch aus Kamerun importieren werden. Die Flagge Kameruns wird von Fischereifahrzeugen als sogenannte „Billigflagge“ genutzt, um illegal und nicht nachhaltig zu fischen. Die Entscheidung der EU ist daher richtig und begrüßenswert.

2021 erteilte die Europäische Kommission Kamerun bereits eine Warnung in Form einer „Gelben Karte“ und wies das Land darauf hin, dass seine Flotte außer Kontrolle sei und keine ausreichenden Maßnahmen getroffen würden, um die illegale, unregulierte und ungemeldete (IUU-)Fischerei zu bekämpfen. Seitdem wurden weitere Schiffe, die mit IUU-Fischerei in Verbindung stehen, in das kamerunische Fischereiregister aufgenommen. Daher hat die Kommission nun beschlossen, eine „Rote Karte“ auszustellen und die Einfuhr von Fisch und Meeresfrüchten aus Kamerun in die EU zu verbieten, bis Reformen durchgeführt wurden. In Anbetracht der Situation ist dies die einzige Option.

EJF-Untersuchungen zufolge kamen allein in den letzten fünf Jahren 55 % der Schiffe in Kameruns Flotte hinzu. Noch auffälliger ist, dass diese Schiffe 90 % der Gesamttonnage der Flotte – der in Bruttoregistertonnen berechnete Rauminhalt von Schiffen – ausmachen. Zudem gehören 94 % der neu registrierten Schiffe ausländischen und nicht kamerunischen Eigentümern. Fast alle sind außerhalb der kamerunischen Gewässer tätig. Das bedeutet, dass die Zahl der großen Schiffe in ausländischem Besitz unter kamerunischer Flagge in der ganzen Welt explosionsartig angestiegen ist.

Im Jahr 2020 stufte die Environmental Justice Foundation die kamerunische Flagge als sogenannte „Billigflagge“ ein. Diese werden von skrupellosen Schiffsbetreibern genutzt, um sich der Verantwortung für illegale Fischerei, Menschenrechtsverletzungen und andere Verbrechen zu entziehen, indem sie die Registrierung von Schiffen ändern. Die fortgesetzte Nutzung der kamerunischen Flagge als Billigflagge rechtfertigt die Entscheidung der Europäischen Kommission und die Verhängung dieser schwerwiegenden Sanktion muss zu ebenso mutigen Maßnahmen führen, um sie aufzuheben.

Der erste Schritt besteht nun darin, ein Moratorium für die Neuregistrierung von Fischereifahrzeugen und fischereibezogenen Schiffen zu verhängen und die Registrierung von Schiffen zu streichen, bei denen der Verdacht besteht, dass sie die kamerunische Flagge als Billigflagge benutzen. Andere Länder, die eine „Rote Karte“ erhielten, haben nach Untersuchungen der EU IUU Fishing Coalition daraufhin erhebliche Maßnahmen für eine nachhaltigere Fischerei ergriffen. Kamerun kann das Gleiche tun.

„Die Entscheidung der Europäischen Kommission, eine 'Rote Karte' für Kamerun zu verhängen, ist bedauerlich, aber angesichts der Umstände absolut richtig“, so Steve Trent, Gründer und Geschäftsführer der Environmental Justice Foundation. „Die hohe Anzahl großer ausländischer Trawler, die unter kamerunischer Flagge fahren, haben Kamerun keinen wirklichen Nutzen gebracht. Sie befinden sich kaum oder gar nicht in kamerunischem Besitz, landen keinen Fisch in den Häfen des Landes an und scheinen keine kamerunischen Fischer zu beschäftigen. Sie schaden lediglich dem Ansehen Kameruns und erhöhen das Risiko illegaler Fischerei und von Menschenrechtsverletzungen in der ganzen Welt.“