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Illegale Fischerei und Korruption bedrohen Meere und Menschenrechte in Ghana
Dez. 08, 2022

Illegale Fischerei und Korruption bedrohen Meere und Menschenrechte in Ghana

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Illegale Fischerei und Menschenrechtsverstöße an Bord von industriellen Trawlern, die sich in chinesischem Besitz befinden, sind in Ghana weit verbreitet. Systematische Korruption verhindert, dass diese Verbrechen aufgedeckt und geahndet werden, so eine neue EJF-Untersuchung. Sie stützt sich auf Interviews mit ghanaischen Crew-Mitgliedern, gefilmtes Beweismaterial, ein Netzwerk von Informanten sowie die Analyse von Schiffsverfolgungsdaten.

In Ghana gibt es über 200 Fischergemeinden; fast drei Millionen Menschen sind für ihren Lebensunterhalt auf die Kleinfischerei angewiesen. Dieser ist jedoch akut gefährdet, zum großen Teil durch die illegal fischende Schleppnetzflotte – mindestens 90 % dieser Flotte befinden sich in chinesischem Besitz.

EJF-Untersuchungen dokumentierten in der Vergangenheit bereits, dass diese Trawler kleine pelagische Fischarten fangen und sie anschließend an die Bevölkerung zurückverkaufen. Diese illegale Praxis wird als „Saiko“-Fischerei bezeichnet und fand ursprünglich größtenteils bei Nacht auf See statt. Gefrorene Fischblöcke wurden auf speziell angepasste Kanus umgeladen, die den Fisch dann auf den lokalen Märkten verkauften.

Nachdem die ghanaische Regierung den illegalen Handel im September 2021 gestoppt hatte, schien die Praxis beendet zu sein. Tatsächlich fand sie jedoch offener statt, als zuvor: EJF-Ermittler konnten nachverfolgen, dass große Mengen kleiner pelagischer Fische und Jungfische in Kartons verpackt und im wichtigsten Industriehafen des Landes zur Weiterverteilung im ganzen Land verkauft wurden.

Der neue EJF-Bericht belegt nun das Ausmaß an illegalen Aktivitäten, die in Ghanas Gewässern stattfinden: 92 % der befragten Crew-Mitglieder gaben an, gesehen zu haben, wie Fisch illegal ins Meer zurückgeworfen wurde. 81 % berichteten davon, dass sich Schiffe illegal in Gewässern aufhielten, die den Kanufischern vorbehalten waren; mehr als die Hälfte der Befragten sagten aus, dass illegal angepasste Fanggeräte verwendet wurden. Zudem gaben alle Befragten an, dass die Verpflegung an Bord unzureichend war: 94 % berichten von eingeschränktem Zugang zu sauberem Wasser. Zusätzlich erzählten 81 % der Besatzungsmitglieder, dass sie körperliche Gewalt gesehen oder selbst erfahren haben.

Systematische Korruption ermöglicht es, dass diese Verbrechen weder gemeldet noch geahndet werden. Fast 90 % der befragten Besatzungsmitglieder wurden Zeugen von Korruption seitens der Behörden. Sie ist so weitreichend, dass eine nachhaltige Bewirtschaftung der Meere und der Schutz von Menschenrechten ohne grundlegende Reformen unmöglich sind.

Ghanas Regierung, insbesondere das Ministerium für Fischerei und Aquakulturentwicklung, kann diese Entwicklung umkehren und durch einfache, kostengünstige Maßnahmen eine nachhaltige, transparente Fischerei sicherstellen. Dazu muss sie jedoch dringend auf ihren lobenswerten jüngsten positiven Maßnahmen zur Reform von Teilen der Branche aufbauen. Verschärfte Kontrollen sowie Maßnahmen zur Bekämpfung der illegalen Fischerei und ein Ende der illegalen Anlandungen werden sich nicht nur positiv auf den Ozean auswirken, sondern den Menschen in Ghana unmittelbar und dauerhaft zugutekommen.