Keine Umweltgerechtigkeit ohne Klimagerechtigkeit
Dieser Blog beschäftigt sich im Detail mit den Themen Klimagerechtigkeit, Klimakrise und Vertreibung sowie dem Schutz der Rechte indigener Gemeinschaften. Er ist Teil einer Reihe, welche die Inhalte des Klima-Manifests der Environmental Justice Foundation vorstellt und Handlungsvorschläge für eine nachhaltige Zukunft enthält – hier kann es vollständig gelesen werden.
Die Menschen und Länder, die in der Vergangenheit am wenigsten zu den globalen Treibhausgasemissionen beigetragen und gleichzeitig am wenigsten vom kohlenstoff-getriebenen Wirtschaftswachstum und -luxus profitiert haben, leiden als erstes und am schlimmsten unter den Auswirkungen der Klimakrise. Sie sind die ersten, die von extremen Wetterereignissen, dem steigenden Meeresspiegel und die sich durch die Klimaerwärmung verschärfenden weltweiten Konflikte heimgesucht werden.
Die 50 am wenigsten entwickelten Länder der Welt tragen in verschwindend geringem Maße zu den weltweiten Kohlenstoffemissionen bei – mit weniger als 1 %. Zum Vergleich: Die EU allein war zwischen 1850 und 2011 für 40 % der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Obwohl auch Industriestaaten von Extremwetterlagen betroffen sind, ereignen sich 99 % aller Todesfälle aufgrund wetterbedingter Katastrophen in Entwicklungsländern. Das verdeutlicht die schockierende soziale Ungerechtigkeit der Klimakrise.
Klimafinanzierung
Versucht die Welt nun einen Übergang zu einer grüneren Wirtschaft, muss diesen Menschen, die von Umweltkatastrophen am stärksten betroffen sind, beträchtliche nachhaltige Unterstützung und Entschädigung zugestanden werden. Menschen, die von Dürren, Überschwemmungen, Stürmen und Wirbelstürmen getroffen werden, muss dringend besser geholfen werden.
Regierungen müssen sich darauf verständigen, umfangreiche finanzielle Mittel in angemessener Weise zu verteilen und den Globalen Süden für die durch die Klimakrise verursachten Schäden zu entschädigen. Dabei geht es nicht nur um Politik und Wirtschaft, sondern auch um die Frage unserer grundlegenden Moral und Ethik.
Abgesehen von der Unterstützung, der Entschädigung und der Hilfe müssen Entwicklungsländer bei der Entscheidungsfindung, wie die Klimakrise bekämpft, wie sie abgemildert werden kann, einen echten „Platz am Tisch“ erhalten. Ihre Stimmen müssen gehört, und mehr noch, es muss nach ihnen gehandelt werden.
Klimakrise und Vertreibung
Eine wichtige Maßnahme wäre die Einführung eines Rechtsschutzes für Menschen, die infolge extremer Wetterereignisse ihre Heimat verlassen müssen. Seit 2008 haben wetterbedingte Gefahren im Durchschnitt jedes Jahr rund 21 Millionen Menschen vertrieben. Das entspricht 41 Menschen in jeder Minute. Die Klimakrise ist eine ökologische, aber auch eine humanitäre Krise. Die Menschen werden wegen ihr aus ihren Häusern vertrieben, verlieren dabei ihr Leben, ihre Lebensgrundlage und schließlich ihre Hoffnung.
Ein neues rechtsverbindliches internationales Abkommen mit Schutzbestimmungen könnte sicherstellen, dass Menschen, die aufgrund der Klimakrise aus ihrer Heimat vertrieben werden, den nötigen Rechtsschutz erhalten und eines der grundlegendsten Menschenrechte wahren: das Recht auf eine sicheres Zuhause, wo Menschen in Würde leben können.
Dieses Recht muss gerade im Sinne der indigenen Völker dieser Welt aktiv verteidigt werden, die von illegalen Holzfäller*innen, Bergleuten und Landräuber*innen bedroht sind. Der Übergriff auf ihr Land ist nicht nur eine Menschenrechtsverletzung, er gefährdet auch die Ökosysteme, die einen wichtigen Faktor bei der Bekämpfung des Klimawandels darstellen. So sind die Kohlenstoffemissionen aus der Holzwirtschaft indigener Territorien und entsprechender Schutzgebiete deutlich geringer als in anderen Regionen.
Schutz indigener Gemeinschaften
Obwohl indigene Völker und Gemeinschaften Anspruch auf bis zu 65 % der globalen Landmasse haben bzw. sie traditionell nutzen, sind weltweit schätzungsweise nur 10 % des Landes in ihrem Besitz.
Mangelnder Rechtsschutz setzt indigene Völker und Gemeinschaften der Enteignung, dem Diebstahl von Ressourcen und der Vertreibung durch Regierungen und Unternehmen aus. Dadurch, dass Regierungen es nicht schaffen, klare Umweltschutzgesetze zu erlassen, und Unternehmen sogar gegen Gemeinschaften aufhetzen, bringen sie diese Menschen in große Gefahr. Im Jahr 2019 wurden jede Woche durchschnittlich vier indigene Land- und Umweltschützer*innen ermordet.
Die indigenen Gemeinschaften wehren sich gegen diese Flut an Gewalt und Diebstahl. Wir sollten ihnen beistehen. Die Regierungen der Staaten mit indigenen Gebieten müssen die aktive und passive Diskriminierung beenden. Sie müssen sich zur proaktiven Ausweisung und zum Schutz der Grundbesitzrechte indigener Völker verpflichten, um sicherzustellen, dass die Gemeinschaften ihr eigenes Land zu verwalten können. Es ist an ausländischen Regierungen, Druck auszuüben, um sicherzustellen, dass die Völker weltweit unter Schutz stehen.
Die Klimakrise schafft neue Ungerechtigkeiten und verschlimmert die bestehenden. Klimagerechtigkeit in den Mittelpunkt der Klimaschutzmaßnahmen zu stellen, ist der Schlüssel auf dem Weg zu einer nachhaltigen, sicheren Zukunft für uns alle.
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