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Okt. 05, 2021

Marginalisierte Gemeinschaften tragen die Hauptlast der Klimakrise in den USA

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Benachteiligte Gemeinschaften in den USA sind die ersten, die unter den schlimmsten Folgen der Klimakrise zu leiden haben, wie unser neuer Bericht zeigt. Bestehende soziale und rassische Ungleichheiten setzen marginalisierte Gemeinschaften einem größeren Risiko aus, unter den Auswirkungen des Klimawandels zu leiden, so der Bericht. Diese Ungerechtigkeiten werden sich mit dem Voranschreiten der Klimakrise weiter verschärfen.

Die Klimakrise hat die USA erreicht, wo landesweit extreme Hitzeperioden, Überschwemmungen und Brände in noch nie dagewesenem Ausmaß verzeichnet werden. Die Anfälligkeit der Gemeinden gegenüber der globalen Erwärmung überschneidet sich mit einer Vielzahl systemischer Ungerechtigkeiten: Einkommensungleichheit, Rassismus, Einwanderungsstatus, Geschlecht, ländliche Unterentwicklung und eine Geschichte des Völkermords an Ureinwohner*innen.

Unser Bericht enthält mehrere Fallstudien, die zeigen, dass diese Gemeinschaften, die auch auf andere Weise benachteiligt und ausgegrenzt sind, die schlimmsten Auswirkungen der globalen Erwärmung in den USA zu spüren bekommen.

Als der Hurrikan „Katrina“ z. B. New Orleans heimsuchte, war die Wahrscheinlichkeit, von schweren Überschwemmungen heimgesucht zu werden, für schwarze Einwohner*innen 1,5-mal höher als für weiße. Da die Dämme in diesen Vierteln nicht ordnungsgemäß gewartet wurden, gaben sie nach und konnten die ohnehin schon gefährdeten Gemeinden nicht mehr schützen. Nach der Katastrophe erhielten die Viertel der Schwarzen und der Minderheiten die wenigsten Mittel für den Wiederaufbau.

Ärmere und Minderheitengemeinschaften waren auch gefährdet, als der Waldbrand „Thomas“ 2017 die Bezirke Ventura und Santa Barbara heimsuchte. Warnungen und Informationen waren oft nicht in spanischer Sprache verfügbar, obwohl Personen mit lateinamerikanischer Herkunft über 40% der Bevölkerung in den Bezirken ausmachen. Migrant*innen ohne Papiere waren von den Notfallmaßnahmen der Regierung völlig ausgeschlossen. Nach dem Brand wurden einkommensschwache zugewanderte Landarbeiter*innen dazu gedrängt, lange in giftigem Rauch zu arbeiten, um den Verlust landwirtschaftliche Erzeugnisse zu begrenzen.

Die Klimakrise bedroht auch die indigenen Kulturen, heißt es weiter in dem Bericht. Für die Hopi im Südwesten der USA ist Mais nicht nur eine Nahrungs- oder Einkommensquelle, sondern ein wesentlicher Bestandteil der Kultur und Religion des Stammes. Nun bedrohen Dürre und steigende Temperaturen diese Kulturpflanze und damit auch die Lebensgrundlage und die traditionelle Lebensweise der Hopi.

Dies sind nur einige Beispiele für ein Muster, das sich in den gesamten USA wiederholt, da ärmere, Minderheiten und marginalisierte Gemeinschaften zunehmend bedroht sind.

Darüber hinaus wird die Klimakrise nicht nur auf Ungleichheiten einwirken – sie wird sie sogar noch verschärfen. Nach einer Naturkatastrophe beispielsweise zeigt sich, dass das durchschnittliche Vermögen weißer Menschen in den USA tendenziell steigt, während es bei farbigen Menschen sinkt oder weniger stark steigt.

In unserem Bericht wird der „Build Back Better“-Plan der Regierung Biden zur Integration von Klimaschutzmaßnahmen in die gesamte amerikanische Wirtschaft mit Zurückhaltung begrüßt, ebenso wie die Konzentration auf Gerechtigkeit als Organisationsprinzip für Klimaschutzmaßnahmen mit der „Justice40“-Initiative und der Einrichtung des „Environmental Justice Interagency Council“. Es wird jedoch davor gewarnt, dass mehr Ehrgeiz erforderlich ist, um nationale und globale Klimagerechtigkeit zu erreichen.

Kohlenstoffneutralität bis 2050 ist für die großen Emittenten wie die USA viel zu spät, wenn wir den Planeten und die Menschen an vorderster Front im In- und Ausland vor den verheerenden Folgen der Klimakrise schützen wollen. Das Land muss sich verpflichten, bis 2035 im Rahmen der Umweltgerechtigkeit eine Netto-Null-Emission zu erreichen. Es ist dringend erforderlich, dass der Kongress so bald wie möglich ehrgeizige Gesetze verabschiedet.

Wir können es uns nicht leisten, dass wichtige klimapolitische Maßnahmen im Namen der „Überparteilichkeit“ verwässert werden. Wenn wir heute in Sachen Klimaschutz handeln, werden wir Leben und Geld sparen und die USA auf den Weg zu einer blühenden, nachhaltigen Wirtschaft bringen. Politische Entscheidungsträger*innen müssen aufhören, Maßnahmen gegen die globale Erwärmung als Kosten zu betrachten, und sie als das erkennen, was sie sind: die größte Kosteneinsparung in der Geschichte der Menschheit.

Unser Bericht empfiehlt der Regierung unter Präsident Biden, den Green New Deal zu übernehmen, um Sozialpolitik und Klimamaßnahmen miteinander zu verknüpfen und so historische Ungerechtigkeiten zu beseitigen, indem Gemeinden, die als erste und am stärksten unter den negativen Auswirkungen einer kohlenstoffreichen Entwicklung gelitten haben, aktiv bevorzugt werden, während sie am wenigsten davon profitieren.