Seltener Riesenmaulhai in Liberia registriert
"Heute wurde ein sehr merkwürdiger Hai in Harper angelandet" – so lautet die WhatsApp-Nachricht von Sylvester, einem unserer Mitarbeiter, der in der abgelegenen Stadt an der Südküste Liberias im Einsatz ist. Dazu schickt er Bilder eines riesigen und seltsam aussehenden Fisches.
Fast vier Meter lang, riesiger Kopf, gummiartiges Maul, längliche Kiemenschlitze: Keiner der einheimischen Fischer hatte jemals ein Tier dieser Art gesehen. Es dauerte dementsprechend eine Weile, bis das Tier identifiziert werden konnte. Schließlich stellte sich heraus, dass es sich um einen seltenen Riesenmaulhai (Megachasma pelagios) handelt.
Riesenmaulhaie wurden erstmals im Jahr 1976 registriert, als ein einzelnes Tier auf Hawaii gefangen wurde. Trotz ihrer enormen Größe zählen sie zu einer der am schwersten zu fassenden Hai-Arten der Welt. Offiziell wurde sie weltweit erst 103 Mal gesichtet; die meisten Aufzeichnungen erfolgten bislang im Indopazifik – in Japan, Taiwan und in den Gewässern der Philippinen.
Im Gegensatz zu anderen Hai-Arten, die ebenfalls eine Filtertechnik zur Nahrungsaufnahme nutzen (wie z.B. dem Wal- und dem Riesenhai), liegen nur extrem wenige Daten zu Riesenmaulhaien vor. Gemeinsam mit zwei weiteren Sichtungen im Nordatlantik verdeutlicht der neue Fund in Liberia, dass sich die Verbreitung der Art viel weiter erstreckt, als bisher angenommen – womöglich handelt es sich um eine weltweit verbreitete, stark wandernde Population. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft den Riesenmaulhai hinsichtlich seiner Gefährdung aktuell als "am wenigsten bedenklich" ein. Doch diese Einstufung ist auf fehlende Daten zu seiner Verbreitung zurückzuführen.
Der Fund in Liberia ist von außergewöhnlicher Bedeutung, denn es handelt sich hierbei erst um die zweite Sichtung des Tieres in Westafrika überhaupt. Er trägt dazu bei, ein genaueres Bild der vielen verschiedenen Hai-Arten zu erhalten, die in den Gewässern der Region leben und geschützt werden müssen.
Haie und Rochen spielen eine entscheidende Rolle für das Gleichgewicht und die Gesundheit der marinen Ökosysteme. In den letzten sieben Jahren haben lokale EJF-Teams wichtige Daten und Fotos von Haien und Rochen gesammelt, die von den Kleinfischern in Liberia angelandet werden. Solche Aufzeichnungen sind überaus wichtig, denn sie liefern entscheidende Informationen zu Wildtier-Populationen in einem Land, in dem die Datenlage tendenziell spärlich ausfällt. Zusätzlich arbeitet EJF eng mit der Regierung zusammen, um einen nationalen Aktionsplan zum Schutz von Haien und Rochen zu entwickeln.
Für den Riesenmaulhai ist es leider zu spät. Doch unsere laufende Arbeit kann dazu beitragen, das Wissen und den politischen Willen für ein besseres Fischereimanagement sowie den Schutz von Haien und Rochen langfristig aufzubauen.
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