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Taiwan verschärft Vorschriften gegen "Finning" von Haien
Nov. 13, 2020

Taiwan verschärft Vorschriften gegen "Finning" von Haien

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Taiwan hat seine Vorschriften gegen das Abtrennen von Haifischflossen verschärft. Das sogenannte "Finning" ist eine äußerst grausame Praxis, bei der Haien die lukrativen Flossen abgetrennt werden, bevor sie anschließend lebendig ins Meer zurückgeworfen werden. Die Tiere überleben diese Praxis nicht und ertrinken oder verbluten jämmerlich auf dem Meeresgrund.

Das "Finning" ermöglicht es Schiffen, deutlich mehr Haie zu fangen, als sonst an Bord Platz hätten. Dies hat verheerende Folgen für Haifisch-Populationen. Die neue Regelung soll verhindern, dass Schiffe eine große Anzahl von Haifischkörpern direkt im Meer entsorgen.

Zwar ist es in Taiwan legal, Haie zu fangen, doch seit 2013 verbietet das taiwanesische Gesetz das "Finning" der Tiere. Bisher war es Schiffen, die im Pazifik saisonal Haie fangen, erlaubt, die Flossen abzutrennen, solange die Körper auf den Schiffen zurückbehalten wurden. Taiwan hatte dazu die Regel eingeführt, dass Körper und Flossen gleichzeitig angelandet werden müssen und dass das Gewicht der Flossen nicht mehr als 5% des Gewichts des Gesamtfangs betragen sollte.

Diese Vorschrift ist leider äußerst kostspielig und schwer durchsetzbar, da jede Anlandung von Haifischflossen und -körpern bei Hafenkontrollen gewogen werden muss. Einige Schiffsbesatzungen hatten die Verordnung so auch bereits fälschlicherweise dahingehend interpretiert, dass sie die Flossen von 5% der von ihnen gefangenen Haie abtrennen dürfen.

Fischereibehörde verschärft Regeln

Die taiwanesische Fischereibehörde hat diese Gesetzeslücke nun geschlossen und ihre Vorschriften dahingehend geändert, dass die Flossen entweder am Körper vorhanden sein müssen oder Körper und Flossen in einem Beutel verpackt, zusammengebunden oder mit übereinstimmenden Markierungen versehen werden müssen. Dadurch wird sichergestellt, dass in jedem Fall der ganze Hai angelandet wird.

Illegales Abtrennen von Haifischflossen auf See ist immer noch eine gängige Praxis, wie EJF-Untersuchungen ergeben haben. Wanderarbeiter, die auf taiwanesischen Schiffen arbeiteten, berichteten, dass sie, wenn die Gefriertruhen des Schiffes voll waren oder wenn sie geschützte Haiarten gefangen hatten, angewiesen würden, die Flossen abzuschneiden und die toten Körper illegal über Bord zu werfen. Diese Praxis hatte zur Folge, dass die Schiffe in der Lage waren, viel mehr Haie - darunter auch gefährdete Arten - zu fangen und zu töten, als sie sonst hätten lagern können.

Ein Drittel aller Arten bedroht

Haie haben als Raubtiere einen entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit der marinen Ökosysteme. Dennoch ist etwa ein Drittel der Haiarten vom Aussterben bedroht, so schätzt die International Union for the Conservation of Nature (IUCN). Sogar Blauhaie - die weltweit am häufigsten vorkommenden Ozeanhaie - werden als "nahezu bedroht" eingestuft. Sie fallen nicht nur dem Flossenhandel zum Opfer, sondern sind werden auch gezielt befischt.

Untersuchungen von EJF haben nicht nur das Ausmaß des "Finnings" in der taiwanesischen Flotte aufgedeckt, sondern auch festgestellt, dass die illegale Praxis an Bord von Schiffen, die im Pazifik saisonal auf Haie fischen, extrem häufig vorkommt. Diese Gruppe ist in besonderem Maße von den neuen Regelungen betroffen. Wenn die neuen Vorschriften richtig umgesetzt werden, könnten sie nicht nur das "Finning" innerhalb der Flotte reduzieren sondern auch die Effizienz der Hafeninspektionen erhöhen.

Letztendlich müssen die neuen Vorschriften auch durch eine obligatorische elektronische Überwachung, einschließlich des Einsatzes von Kameras an Bord von Fischereifahrzeugen, durchgesetzt werden. Interviews, die EJF mit Besatzungsmitgliedern geführt hat, belegen, dass illegale Umladungen auf See weit verbreitet sind, damit Flossen abgetrennt werden können, bevor die Schiffe inspiziert werden. Der Einsatz von Kameras würde es den Behörden ermöglichen, diese Praxis aufzudecken und zu verhindern.

EJF konnte das systematische illegale "Finning" von Haifischen in Taiwans Fernfischereiflotte bereits dokumentieren und begrüßt daher diesen wichtigen Schritt. Nun ist es von entscheidender Bedeutung, dass die taiwanesische Regierung dafür sorgt, dass diese Maßnahmen vollständig und transparent umgesetzt werden.