UN-Welttag der Meere: EJF veröffentlicht „Ozean-Manifest“ als Appell an die Politik
Trotz seiner grundlegenden Bedeutung für das Leben auf der Erde befindet sich der Ozean in einer beispiellosen ökologischen Krise: Ohne ambitionierte Maßnahmen zu seinem Schutz riskiert die Menschheit den Verlust einiger der wertvollsten Ökosysteme der Erde, ein stabiles Klima, die Lebensgrundlage von Milliarden von Menschen und erhebliche globale wirtschaftliche Einbußen. Das „Manifest für unseren Ozean“ gibt politische Handlungsempfehlungen, um die größten Stressfaktoren, denen der Ozean ausgesetzt ist, zu reduzieren.
Meeres- und Küstenökosysteme bilden die Grundlage für die globale Ernährungssicherheit und die Beschäftigung von Millionen von Menschen. Sie erfüllen eine Reihe wichtiger Funktionen, vom Sturmschutz bis zur Wasserfiltration, und sind von entscheidender Bedeutung im Kampf gegen die Klimakrise und das Artensterben.
Mehr als drei Milliarden Menschen sind für ihre Ernährung auf den Ozean als Hauptproteinquelle angewiesen. Allein im Fischereisektor sind über 200 Millionen Menschen beschäftigt. Damit leisten die Meere einen direkten Beitrag von geschätzt mehr als 1,3 Billionen Euro zur Weltwirtschaft. Gleichzeitig sorgt der Ozean für ein stabiles Klima, da er ein Drittel der CO2-Emissionen der Menschheit und 90 % der durch überschüssige Treibhausgasemissionen erzeugten Wärme absorbiert.
Unser Ozean – unter Druck wie nie zuvor
Trotz seiner für die Menschheit überlebenswichtigen Funktionen steht der Ozean unter einem noch nie dagewesenen Druck: Über ein Drittel der Fischpopulationen sind laut der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) überfischt; rund 90 % der großen Meeresfische wie Haie, Kabeljaue und Schwertfische sind seit Beginn der industriellen Fischerei in den frühen 1950er Jahren verschwunden.
Die nicht nachhaltige Nutzung und Bewirtschaftung der Weltmeere hat weitreichende Folgen für zahlreiche Lebensräume und Ökosysteme wie Mangrovenwälder, Korallenriffe und Seegraswiesen sowie für die marine Artenvielfalt. Sie gefährdet letztlich auch die grundlegenden Rechte der Menschen, die für ihren Lebensunterhalt auf Meeres- und Küstenökosysteme angewiesen sind, weil sie beispielsweise direkt in der Meeresfischerei tätig sind oder in Küstenregionen leben. Die meisten dieser Menschen leben in Ländern mit geringem Einkommen.
Fahrplan für gesunde Meere & eine sichere Zukunft
Das „Manifest für unseren Ozean“ beleuchtet die zentralen Bedrohungen, denen der Ozean ausgesetzt ist: von der Überfischung, der zerstörerischen und illegalen Fischerei über die Verschmutzung durch Plastik bis hin zu den Auswirkungen der Klimakrise und den verheerenden Folgen des drohenden Tiefseebergbaus. Es unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf und liefert praxisnahe Lösungsansätze für einen gesunden Ozean und eine sichere Zukunft für heutige und künftige Generationen.
Zudem müssen die Expertise und Erfahrungen lokaler und indigener Gemeinschaften in politischen Entscheidungsprozessen und in der Entwicklung wirksamer Lösungsansätze auf globaler Ebene stärker berücksichtigt werden.
„Unser Ozean befindet sich in einer beispiellosen Krise – handeln wir nicht, riskieren wir den Verlust einiger der wertvollsten Ökosysteme der Erde, ein stabiles Klima und die Lebensgrundlage von Milliarden von Menschen“, so Steve Trent, EJF-Geschäftsführer (CEO) und Gründe. „Wenn wir unseren Ozean schützen und wiederherstellen, können wir Meereslebewesen und wertvolle Ökosysteme bewahren und beispielloses Leid und wirtschaftliche Verluste für künftige Generationen verhindern. Das Ozean-Manifest ist ein Aufruf an die internationale Gemeinschaft: Alle Lösungen sind vorhanden – jetzt braucht es den politischen Willen, um sie umzusetzen.“
Ein Appel an die Bundesregierung
Durch ihre klare Position für ein starkes UN-Hochseeabkommen und gegen Tiefseebergbau hat die Bundesregierung ihre Ambitionen im Meeresschutz verdeutlicht. In der aktuellen Ausarbeitung ihrer Nationalen Meeresstrategie gilt es, diese Dynamik beizubehalten und die Positionen – national wie international – zu schärfen.
Darüber hinaus muss sie sich insbesondere für die Umsetzung von Transparenzmaßnahmen im globalen Fischereisektor einsetzen, um der Verantwortung Deutschlands als wichtiger Marktstaat für Fischereiprodukte gerecht zu werden und innerhalb der EU eine Vorreiterrolle beim Schutz und der nachhaltigen Bewirtschaftung der Meere einzunehmen.
„Manifest für unseren Ozean“ – zentrale Empfehlungen:
Erhalt der Artenvielfalt der Meere – für Natur, Mensch und Klima, u. a. durch die Verpflichtung zum 30x30-Plan für Meeresschutzgebiete und die Ausweisung von mindestens 30 % der Hohen See als aus ökologischer Sicht repräsentative, vollständig oder hochgeschützte Meeresschutzgebiete bis 2030 sowie Maßnahmen zur Beendigung und Verhinderung des Tiefseebergbaus im Einklang mit dem Vorsorgeprinzip.
Bekämpfung der nicht nachhaltigen und illegalen Fischerei, insbesondere durch die Verbesserung der Transparenz im gesamten Fischereisektor durch die sofortige und vollständige Umsetzung der zehn Leitlinien der Globalen Charta für Transparenz in der Fischerei.
Stopp der Plastikverschmutzung, u. a. durch einen neuen rechtsverbindlichen UN-Vertrag über Plastikverschmutzung und ein Verbot der Nutzung von Einwegplastik sowie höhere Investitionen in die Entwicklung von Recyclingtechnologien und kunststofffreien Alternativen zur Beschleunigung des Übergangs von der linearen zur zirkulären Kunststoffproduktion.
Schutz von Menschenrechten und Lebensgrundlagen, u. a. durch die Sicherstellung, dass alle Bemühungen zum Schutz und zur Wiederherstellung der Meere im Einklang mit Menschenrechten stehen.
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