Spenden
Wie unsere Kleidung die Klimakrise anheizt – und was wir dagegen tun können
Dez. 02, 2020

Wie unsere Kleidung die Klimakrise anheizt – und was wir dagegen tun können

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Kleidung ist für 6,7% der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das entspricht etwa der Menge, die ausgestoßen würde, wenn jeder Mensch auf dieser Erde jährlich einen 4.100 km Langstreckenflug antreten würde. Bio-Baumwolle ist die Alternative – ein vielseitiger Stoff, der einen Bruchteil der Klimaauswirkungen anderer Textilien hat und für Bauern und Bäuerinnen gerechter und sicherer ist. Regierungen, Hersteller und Einzelhändler müssen gemeinsam handeln, um sicherzustellen, dass sie den verdienten Marktanteil erhält.

Der neue EJF-Bericht "Moral fibre" zeigt, dass unsere Kleidung eine bedeutende Rolle bei der globalen Erwärmung spielt. Für die Herstellung einer Tonne Textilien werden je nach Stoff zwischen 15-35 Tonnen CO2 benötigt. Insgesamt pumpt die Textilindustrie so jedes Jahr zwischen 1,22-2,93 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre.

Da sowohl die Textilproduktion als auch der Textilverbrauch drastisch ansteigen, droht sich das Problem zu verschlimmern: Seit 1975 hat sich die weltweite Produktion von Textilien fast verdreifacht. Die Europäer*innen verbrauchen heute im Durchschnitt 31 kg pro Person und Jahr.

Konventionelle Baumwolle ist nicht die Lösung

Weltweit macht konventionelle Baumwolle jährlich 220 Millionen Tonnen CO2 aus und verbraucht 8,2 Millionen Tonnen Pestizide sowie synthetische Düngemittel. Darüber hinaus ist sie eine überaus durstige Pflanze: Pro Jahr verbraucht sie 233 Milliarden Kubikmeter Wasser. Das entspricht etwa 238 Badewannen pro Person und Jahr.

Andere Fasern schneiden nicht besser ab: Jährlich werden etwa 342 Millionen Barrel Öl benötigt, um die Nachfrage nach Fasern auf Kunststoffbasis zu decken. Der Zerfall von synthetischen Geweben wie Polyester, Nylon und Acryl ist für 20-35% aller Mikrokunststoffe in den Meeren verantwortlich.

Es gibt einen wachsenden Trend bei Viskosefasern, doch auch das ist problematisch: 150 Millionen Bäume werden jährlich gefällt, um den für die Viskoseherstellung benötigten Holzschliff zu produzieren. Weltweit sind allein in den letzten fünfzehn Jahren mehr als 56 Millionen Hektar Wald verloren gegangen. Auch das trägt erheblich zur globalen Erwärmung bei.

Die Alternative: Bio-Baumwolle

Eine Umstellung auf Bio-Baumwolle ist ein entscheidender Teil der Lösung dieses Problems. Die jährlichen CO2-Einsparungen, die durch nachhaltigen Anbau erzielt werden könnten, liegen bei 96,2 Millionen Tonnen. Neben dem Verzicht auf giftige Pestizide liegt die jährliche Wassereinsparung durch den biologischen Baumwollanbau derzeit bei 95.000 olympischen Schwimmbecken. Deutlich mehr könnte eingespart werden, wenn Bio-Baumwolle einen größeren Marktanteil hätte.

Neben den Vorteilen für die Umwelt hat Bio-Baumwolle auch gesundheitliche sowie wirtschaftliche Vorteile für ihre Hersteller: Statt sich individuell bei Unternehmen für Saatgut und Chemikalien zu verschulden, bilden Biobauern und -bäuerinnen Kooperationsnetzwerke. Dadurch werden lange und undurchsichtige Lieferketten für konventionelle Baumwolle mit einem Mal kurz und transparent. Bio-Baumwolle erweist sich für die Bauern sogar als profitabler: Obwohl die Erträge geringfügig niedriger sind als bei gentechnisch veränderter Baumwolle (14%), sind die Kosten für den Anbau von Bio-Baumwolle um 38% niedriger.

Die verheerenden Auswirkungen der Modeindustrie sind schockierend: Sie verschärfen die Klimakrise, zerstören Lebensräume und vergiften Menschen. Bio-Baumwolle ist eine "grüne" Lösung, die bereits zur Verfügung steht. Regierungen weltweit müssen steuerliche und ordnungspolitische Maßnahmen ergreifen, um Bio-Baumwolle zu fördern und gleichzeitig den äußerst schädlichen Umweltauswirkungen der konventionellen Baumwollproduktion entgegenzuwirken. Auch Bekleidungshersteller und Einzelhändler müssen ihrer Verantwortung gerecht werden und handeln, um ökologische Baumwolle zu fördern und anzubieten.