Auf See: Aufdeckung zerstörerischer Fischereiaktivitäten
Anfang des Jahres reisten zwei unserer Kolleg*innen zu den tunesischen Kerkenna-Inseln, um illegale Schleppnetzfischerei in dieser Region zu dokumentieren. Gemeinsam mit Kleinfischern fuhren wir aufs Meer hinaus und sammelten Beweise für die Zerstörung empfindlicher Seegraswiesen.
Jede halbe Stunde wird weltweit eine Seegraswiese so groß wie ein Fußballfeld zerstört. Das setzt schätzungsweise 299 Millionen Tonnen Kohlenstoff pro Jahr frei. Gleichzeitig sind Seegraswiesen auch lebenswichtige Brut- und Aufzuchtsstätten für viele Fischarten im Mittelmeer und bilden die Grundlage für die Fischerei, von der die Küstengemeinden leben. Die gefilmten Beweise unterstützen unsere Forderungen an die tunesische Regierung, illegale Fischerei zu bekämpfen und diesen wertvollen Teil des Mittelmeers besser zu schützen.
Auf See: Schluss mit der Plastikflut in unseren Meeren
Plastik ist ein großes Problem, sowohl an Land als auch im Meer. Zurückgelassene oder verlorengegangene Netze sind dabei besonders gefährlich für Meerestiere und Lebensräume. Nach dem Erfolg von „Net Free Seas“ in Thailand haben wir unser Recycling-Projekt in diesem Jahr auch in Ghana gestartet. Unser Team filmte Interviews mit Fischern und ihren Familien, die uns über die gefährlichen Auswirkungen von sogenannten „Geisternetzen“ aufklärten.
Aus den Aufnahmen haben wir einen Film erstellt, der den Prozess zeigt, wie gesammelte Netze wiederverwertet werden und so dazu beitragen, die Meere zu säubern und gleichzeitig Fischergemeinden finanziell unterstützen. In Thailand haben wir unser Team vor Ort außerdem im Umgang mit Unterwasserkameras geschult. So können sie die Auswirkungen von „Geisternetzen“ bei ihren Clean-Up-Tauchgängen noch besser dokumentieren und Küstengemeinden über die Vorteile unseres Projekts aufklären.
Auf See: Kampf gegen illegale Fischerei & Korruption
Auch auf Hoher See waren wir 2022 im Einsatz, um wertvolles investigatives Filmmaterial zu sammeln. Im Rahmen einer mehrjährigen Untersuchung drehten wir Interviews mit insgesamt 14 Besatzungsmitgliedern chinesischer Trawler, die in ghanaischen Gewässern fischen. Ihre Aussagen enthielten erschütternde Details über gewalttätige Misshandlungen, gefährliche Arbeitsbedingungen und weit verbreiteten illegalen Fischfang.
Illegale Fischerei und Menschenrechtsverstöße an Bord von industriellen Trawlern, die sich in chinesischem Besitz befinden, sind in Ghana leider weit verbreitet. Systematische Korruption verhindert, dass diese Verbrechen aufgedeckt und geahndet werden. Unsere Untersuchung lieferte uns die nötigen Beweise, um Behörden und Reigerungsvertreter*innen dazu aufzufordern, ihre Kontrollen zu verschärfen und drastischere Maßnahmen im Kampf gegen illegale Aktivitäten auf See zu ergreifen.
Parallel dazu war unser Team in diesem Jahr auch damit beschäftigt, digitale Lösungen im Kampf gegen illegale Fischerei zu dokumentieren und entsprechende Schulungen anzubieten, zum Beispiel für die Nutzung von Drohnen und GPS-fähigen Smartphones.
Mit unserer eigenen Smartphone-App „DASE“, was im ghanaischen Dialekt Fante „Beweis“ bedeutet, lassen sich illegale Aktivitäten leicht dokumentieren und melden, was im besten Fall zu Sanktionen gegen die Täter führen kann. Die App wurde so konzipiert, dass sie für Kleinfischer und lokale Behörden unkompliziert und praktisch zu bedienen ist: Sie lädt Daten und Beweise nachträglich hoch, wenn auf See kein Internet zur Verfügung steht und benötigt wenig Speicherplatz auf dem Telefon. Die App wurde bereits in Ghana, Liberia und dem Senegal erfolgreich eingeführt.
An Land: Menschen an vorderster Front der Klimakrise
Im September waren wir das erste ausländische Filmteam, das seit zwei Jahren Dadaab, das zweitgrößte Flüchtlingslager der Welt, besuchen durfte.
Dadaab ist ein Ort, der auf brutale Weise die raschen und eskalierenden Folgen der Klimakatastrophe verdeutlicht – ein Ort, an dem Menschen leben, die durch die Klimakrise zu Geflüchteten geworden sind. Auf einer außergewöhnlich harten Reise dokumentierten wir die anhaltende Dürre am Horn von Afrika, die somalische Hirten in extreme Armut und schließlich in Flüchtlingslager treibt.
Den Film zu unserer Reise werden wir im kommenden Jahr bis auf die höchsten Regierungsebenen tragen. Denn unsere gewählten Vertreter*innen müssen mit eigenen Augen sehen, warum wir unsere Abhängigkeit von fossiler Energie schleunigst beenden und internationale Vereinbarungen für die Unterstützung der Menschen an vorderster Front der Klimakrise einhalten müssen.
An Land: Einsatz für das größte Feuchtgebiet der Welt
2022 ist unser Team auch nach Brasilien gereist, um mit den Freiwilligen von Chalana Esperança zusammenzuarbeiten. Die Aktivist*innen setzen sich Tag für Tag mit voller Hingabe für den Schutz des Pantanals, des größten Feuchtgebiets der Welt, ein. Es beheimatet eine Vielzahl an Wildtieren und bietet Millionen Menschen lebenswichtige Ökosystemleistungen. Dort gibt es das weltweit höchste Vorkommen an Jaguaren.
Wir haben Aufnahmen der reichen Tierwelt gesammelt und mit Vertreter*innen indigener Gemeinschaften gesprochen. Leider berichteten sie uns, dass ihr wundervolles Zuhause zunehmend zerstört wird.
Unser Filmmaterial präsentierten wir bei wichtigen Treffen mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments und Vertreter*innen der EU-Kommission. So konnten wir darauf aufmerksam machen, dass das Leben im Pantanal und die Rechte der indigenen Bevölkerung vor Ort dringend geschützt werden müssen. Im kommenden Jahr werden wir unsere Bemühungen zur Bewahrung dieses wertvollen Ökosystems deutlich ausweiten.
Fotos / Credit: Heideger Nascimento
Ausblick auf 2023
Durch unsere Arbeit zieht sich ein roter Faden: die Forderung nach einem sicheren, nachhaltigen Planeten für uns Menschen und alles Leben auf der Erde. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass 2023 ein weiteres intensives Jahr für unser Film- und Rechercheteam wird. Wir freuen uns über jede Unterstützerin und jeden Unterstützer, der bzw. die auch im kommenden Jahr dabei sind, wenn wir dafür sorgen, Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen aufzudecken und zu beenden.
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