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Wir feiern Mutter Erde und die Frauen, die sie schützen
März 08, 2021

Wir feiern Mutter Erde und die Frauen, die sie schützen

Von Environmental Justice Foundation Deutschland
"Mehr als 20% des Pantanals sind zu Asche verbrannt. Wir kämpfen jetzt um die verbliebenen 80% der Region. Das Schlimmste, was jetzt passieren kann, ist, dass die Menschen denken, dass alles verloren ist und Landräubern erlauben, diese Landschaft für immer zu verändern."
– Cecília Licarião und Luciana Leite, Aktivist*innen

Seit dieser Aussage hat sich die geschätzte Fläche, die im Pantanal zerstört wurde, auf 30% erhöht.

Klimakrise, Umweltverschmutzung und der Verlust unersetzlicher natürlicher Lebensräume und der darin lebenden Tiere stellen eine existenzielle Bedrohung für unser aller Leben dar. Zum internationalen Weltfrauentag erinnern wir uns daran, dass Frauen zu oft die Hauptlast von Umweltungerechtigkeiten tragen: Weltweit spüren Frauen die Folgen der Erderwärmung stärker und sterben häufiger bei Katastrophen. Die UN schätzt, dass 80% der Menschen, die durch die Klimakrise vertrieben werden, Frauen sind.

Am Weltfrauentag geht es aber vor allem auch darum, die Stärke und das Empowerment von Frauen zu feiern. In den vergangenen fünf Monaten war es für uns eine Ehre, mit mutigen und engagierten jungen brasilianischen Frauen zusammenzuarbeiten, die entschlossen sind für eine bessere und gerechtere Welt zu kämpfen.

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Das Pantanal ist das größte Feuchtgebiet der Welt und beheimatet eine Vielzahl an Wildtieren, darunter Jaguare, Flussotter, Tapire und Hyazinth-Aras. Aber wie auch der Amazonas steht das Pantanal zunehmend unter Druck durch Industrien, die den Profit über unseren Planeten stellen.

Brände werden gelegt, um Land zu roden, auf dem Rinder grasen, die für den Rindfleischexport bestimmt sind. 2020 führte eine lang anhaltende Dürre dazu, dass sich die Brände unkontrolliert ausbreiteten: Über 38.000 Quadratkilometer - eine Fläche größer als Belgien - verbrannte. Zehntausende Tiere starben in den Flammen, verhungerten oder verdursteten. Gemeinden verloren ihre Häuser, Ländereien und Lebensgrundlagen durch das Feuer.

"Die Feuer haben unser Land verbrannt. Der Schmerz, den meine Verwandten fühlten, den habe auch ich gefühlt, denn du siehst, dass es brennt, doch du kannst nicht helfen. Du siehst, dass Tiere verbrennen und du kannst nicht helfen. Dein Leben steht still durch etwas, zu dem du nicht beigetragen hast."
– Eliane Xunakalo vom Volk der Kura-Bakairi

Im September 2020 besuchten Luciana Leite und ihr Mann das Pantanal auf einer Reise, um ihren Hochzeitstag zu feiern. Zu ihrem Entsetzen trafen sie statt eines Paradieses auf eine von Bränden verwüstete Region. Luciana ist Biologin und verbrachte die Reise mit ihrem Mann als Freiwillige: Sie bekämpften die Brände, kümmerten sich um verletzte Tiere und verteilten Wasser und Vorräte. Tief betroffen von dem, was sie miterlebt hatte, kehrte Luciana nach Hause zurück, um Geld für Ausrüstung zu sammeln, die beim Löschen der Brände und bei der Unterstützung der örtlichen Gemeinden und der Tierwelt helfen sollte.

Im darauffolgenden Monat kehrte sie ins Pantanal zurück, dieses Mal mit ihren Kolleginnen Lua, Cecilia und Daniella. Gemeinsam begannen sie, sich für den Schutz des Feuchtgebiets einzusetzen, indem sie die lokalen Gemeinden mobilisierten und schulten – und ihre Zeit und Ressourcen einsetzten, um etwas zu verändern.

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In den vergangenen vier Monaten haben die jungen Frauen Workshops für Gemeindemitglieder durchgeführt und sie in den Bereichen Fotografie, Film und Kommunikation weitergebildet. Mit Unterstützung der Environmental Justice Foundation wurden zwei Kameras zur Verfügung gestellt, um der Welt in Echtzeit zu zeigen, was gerade im Pantanal passiert. Dabei geht es nicht nur um die Brände, sondern auch um Landraub und illegale Fischerei, die den einzigartigen Lebensraum zerstören.

Die Gruppe von Aktivist*innen – nun bekannt unter dem Namen Chalana Esperança – führt auch Felduntersuchungen und Workshops über die Artenvielfalt durch, um ein effektives Gemeindeforschungsprogramm zu schaffen, das Wissen sichert und künftige Generationen zum Handeln bewegt.

Während jährlich Tourist*innen aus Übersee in Scharen ins Pantanal strömen, um Jaguare zu beobachten, haben viele der Einheimischen – vor allem die Kinder – dieses majestätische Tier noch nie zuvor gesehen. Also charterten die Freiwilligen ein Boot und fuhren mit Gemeindemitgliedern hinaus, um die Tierwelt vor ihrer eigenen Haustür zu entdecken und so ein tieferes Verständnis für die natürliche Welt und die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen zu schaffen.

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Die Frauen von Chalana Esperança sind nicht allein in ihrer Mission, mit Gemeinden zu arbeiten und für den Schutz unseres Planeten zu kämpfen. Paloma Costa ist eine weitere junge brasilianische Klimaaktivistin. Sie ist Mitglied der UN Youth Advisory Group on Climate und hat die Initiative Cicli gegründet – ein Netzwerk von Fahrrad-Aktivisten, die die Geschichten derjenigen dokumentieren, die in Brasilien an vorderster Front gegen den Klimawandel kämpfen:

"Wir haben Touren mit unseren Fahrrädern gemacht und mit unseren Handys die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf die Gemeinden dokumentiert. Bei den Bränden im Amazonasgebiet wachten Menschen in meiner Stadt Sao Paolo auf und waren von dichtem Smog eingehüllt, als wäre es Nacht. Ich verstehe nicht, wie man immer noch denken kann, dass der Klimawandel nicht stattfindet. Er ist doch bereits da."
– Paloma Costa, Klimaaktivistin

Diese engagierten und entschlossenen Frauen sind ein ergreifendes Beispiel dafür, wie wir unsere individuellen und kollektiven Fähigkeiten nutzen können, um mit Liebe und Ehrgeiz für unsere gemeinsame Welt zu kämpfen.

"Wir sind eng mit diesem Planeten verbunden und es liegt in unserer eigenen Verantwortung, etwas dafür zu tun. Wenn wir uns ständig fragen, wer die Schuld trägt, wer verantwortlich ist, dann verschwenden wir nur unsere Zeit. Wir alle müssen Verantwortung übernehmen – als Individuen, als Kollektive, als Nationen."

Elians starke und emotionale Botschaft trägt uns weiter:

"Dies ist meine Botschaft als Indigene, als Frau, als Mutter: Ich möchte meine Enkelkinder im Fluss baden sehen, ich möchte das Pantanal in seiner vollen Pracht erblühen sehen. Ich habe immer noch Hoffnung für die Menschheit. Den Politikern sage ich dies: Schützt unsere Wälder. Schützt das Pantanal, das Cerrado, den Amazonas. Schützt die Menschen, die in ihnen leben. Wir schützen die Wälder seit Tausenden von Jahren und verfügen über einzigartiges traditionelles Wissen. Man muss es nachhaltig nutzen, denn sonst wird es keinen Planeten mehr geben. Ihr müsst auf uns hören."