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WTO aufgefordert, schädliche Fischereisubventionen zu beenden
Okt. 19, 2020

WTO aufgefordert, schädliche Fischereisubventionen zu beenden

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Subventionen ermöglichen es industriellen Fischereiflotten, marine Ökosysteme zu zerstören – mit fatalen Auswirkungen auf den Lebensunterhalt und die Ernährungssicherheit lokaler Fischereigemeinden. Der neue EJF-Film, der heute in einem Webinar von Friends of Ocean Action gezeigt wurde, macht deutlich, warum es dringend notwendig ist, dass die Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO) in diesem Jahr eine Einigung über die Abschaffung schädlicher Fischereisubventionen erzielen.

Trotz der Tatsache, dass ein Drittel der Fischbestände bereits über ein nachhaltiges Niveau hinaus befischt wird, stellen Regierungen weiterhin jedes Jahr schätzungsweise 22 Milliarden US-Dollar an schädlichen Subventionen bereit, welche dazu beitragen, die Fischereikapazität zu erhöhen. Um dieser Situation ein Ende zu bereiten, wurden 14 Regierungen im Rahmen der Ziele zur nachhaltigen Entwicklung beauftragt, bei der WTO ein neues Abkommen zur Abschaffung schädlicher Subventionen bis 2020 zu erreichen.

EJF-Film zeigt Umfang der Ungerechtigkeit

Der neue Film von EJF konzentriert sich auf Ghana, wo zwar ausländisches Eigentum im Schleppnetzsektor verboten ist, aber die große Mehrheit der Schleppnetzflotte – geschätzte 90% – im Besitz und unter Kontrolle chinesischer Unternehmen ist. Diese Firmen nutzen ghanaische "Scheinfirmen", um sich registrieren zu lassen. Trotz großer Überkapazitäten und weit verbreiteter illegaler Fischerei profitieren diese Unternehmen immer noch von Subventionen.

Ein staatseigenes chinesisches Unternehmen mit Schleppnetzbetrieb in Ghana berichtete, dass es 2019 Subventionen in Höhe von rund 3 Millionen US-Dollar für die Entwicklung seiner Fischereiaktivitäten in Übersee erhalten habe. Eines der Schiffe des Unternehmens ist derzeit Gegenstand eines Gerichtsverfahrens wegen illegalen Fischfangs in Ghana. Mindestens sechs chinesische Fischereiunternehmen mit Schleppnetzbetrieben in Ghana wurden von der chinesischen Regierung als "Unternehmen der Hochseefischerei" qualifiziert, die zum Erhalt staatlicher Subventionen berechtigt.

Ökosysteme und Ernährungssicherheit bedroht

Der Schaden, den solche Schiffe anrichten, obwohl sie von staatlicher Unterstützung profitieren, ist zutiefst besorgniserregend. EJF hat mehrere in chinesischem Besitz befindliche Schiffe dokumentiert, die eine äußerst zerstörerische Form des illegalen Fischfangs – vor Ort bekannt als "Saiko" – betreiben. Bei diesem illegalen Handel stehlen Trawler die Hauptfänge lokaler Kanufischer, laden sie auf speziell angepasste Boote auf See um und verkaufen den gestohlenen Fisch anschließend mit Gewinn an die örtliche Bevölkerung zurück.

Allein im Jahr 2017 wurden durch "Saiko"-Handel rund 100.000 Tonnen Fisch im Wert von über 50 Millionen US-Dollar verkauft. Die Anlandung einer Schlüssel-Fischart – Sardinella – sind in den letzten zwanzig Jahren um rund 80% eingebrochen. "Saiko" kostet Ghana jährlich Millionen von Dollar und bedroht die Ökosysteme der Ozeane, die Lebensgrundlagen sowie die Ernährungssicherheit der Küstengemeinden.

"Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Mitglieder der WTO in diesem Jahr ein Abkommen zur Abschaffung schädlicher Fischereisubventionen erreichen."
– Steve Trent, EJF Geschäftsführer

"In unserem neuen Film beleuchten wir die Auswirkungen der abartigen Anreize von Subventionen in nur einem Land und heben den Schaden hervor, den sie marinen Ökosystemen und der lokalen Bevölkerung zufügen", so Steve Trent, Geschäftsführer der Environmental Justice Foundation. "Es besteht eine tiefe Ungerechtigkeit darin, dass reiche Länder Subventionen ausgeben können, welche direkt die Lebensgrundlagen in ärmeren Ländern zerstören können. Letztendlich sind schädliche Fischereisubventionen für niemanden gut: Wenn sie Flotten erlauben, die Ozeane unnachhaltig zu befischen – bis hin zum Zusammenbruch des Ökosystems – dann sind alle schlechter dran: von den Interessen der Unternehmen über die Besatzung an Bord der Trawler bis hin zu den Kanufischern und den Gemeinden, deren Leben von dieser unschätzbaren Ressource abhängt", so Trent weiter.

"Vor fünf Jahren einigten sich die Staats- und Regierungschefs aller 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen darauf, kleinen handwerklichen Fischern durch die Annahme des SDG14 Ziels B Zugang zu den Meeresressourcen und -märkten zu gewähren", so Peter Thomson, Sondergesandter des UN-Generalsekretärs für den Ozean und Ko-Vorsitzender von Friends of Ocean Action. "Zu diesem Zweck forderten sie die WTO durch die Annahme von SDG14 Ziel 6 auf, Fischereisubventionen, die zur Überfischung, Überkapazität und zum illegalen, unregulierten und nicht gemeldeten Fischfang beitragen, bis 2020 abzuschaffen. In der Zwischenzeit hat sich der Zusammenbruch der Fischressourcen, der durch diese schädlichen Subventionen angeheizt wurde, fortgesetzt und die Existenzgrundlage von Millionen von kleinen handwerklichen Fischern gefährdet. Wir sehen dies sehr deutlich in dem Film, der von der Environmental Justice Foundation veröffentlicht wurde. In den letzten Wochen, die uns noch bleiben, um unsere vereinbarten Verpflichtungen gemäß SDG14.6 zu erfüllen, halte ich es insbesondere aus der Sicht der Entwicklungsländer für entscheidend, dass die WTO-Mitglieder die Stimmen der kleinen handwerklichen Fischer beachten", so Thomson weiter.