An die führenden Politiker*innen der Welt: Hier sind Ihre Vorsätze für 2022
Sofortige Maßnahmen, die sich an den Grundsätzen der Umweltgerechtigkeit orientieren, sind unerlässlich, um unsere grundlegendsten Menschenrechte und die natürliche Welt, die ihnen zugrunde liegt, zu schützen. Entschlossenes Handeln in diesem Jahr kann einen sichereren, nachhaltigeren Planeten für uns alle schaffen, aber weitere zwölf Monate der Verzögerung und des Versagens werden unbeschreibliche Auswirkungen haben.
Im Oktober hat der UN-Menschenrechtsrat in einer Abstimmung anerkannt, dass wir alle ein Recht auf eine sichere, gesunde und nachhaltige Umwelt haben. Unsere grundlegendsten Menschenrechte sind untrennbar mit der Gesundheit der natürlichen Welt verbunden, einschließlich des Rechts auf angemessene Nahrung und sogar des Rechts auf Leben. Die Frage ist nun, ob Regierungen angemessen auf die Bedrohungen dieser Rechte reagieren werden.
Klimagerechtigkeit
Trotz großer Worte und Versprechen auf dem Weltklimagipfel führen die aktualisierten Klimazusagen, sofern sie eingehalten werden, immer noch zu einer Erwärmung um 2,4 Grad in diesem Jahrhundert. Der Unterschied zwischen dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens und dem 2,4-Grad-Ziel würde sich in Millionen von Menschenleben niederschlagen - durch Naturkatastrophen, Versorgungsknappheit, Vertreibung und klimabedingte Konflikte.
Um diese Menschenrechtskatastrophe zu verhindern, müssen die Staats- und Regierungschefs und -chefinnen der Welt das 1,5-Grad-Ziel durch dringende Maßnahmen und nicht durch warme Worte am Leben erhalten. Reiche Länder mit historischer Klimaschuld müssen sofort Subventionen für fossile Brennstoffe beenden, Emissionen bis 2030 jährlich senken, rasch aus fossilen Brennstoffen aussteigen und öffentliche Mittel für einen ehrgeizigen Übergang zu erneuerbaren Energien verwenden. Dieser Übergang wäre die größte Investition in der Geschichte der Menschheit.
Die Staaten und Regierungen müssen jedoch auch anerkennen, dass wir uns bereits mitten in der Klimakrise befinden. Diejenigen, die am stärksten betroffen sind, müssen unterstützt werden, da sie oft am wenigsten zu dieser Krise beigetragen haben. Vor allem Menschen, die infolge der Klimakrise ihre Heimat verlassen müssen, brauchen dringend einen internationalen Rechtsrahmen, der ihnen eine sichere und menschenwürdige Migration ermöglicht. Obwohl mehr Menschen durch den Klimawandel als durch Kriege vertrieben werden, gibt es keinen verbindlichen Rechtsschutz für sie. In diesem Jahr findet das erste internationale Forum zur Überprüfung der Migrationspolitik (International Migration Review Forum) statt – und es ist an der Zeit, etwas für diese Menschen zu tun.
Ozean unter Druck
Der Ozean ist die größte Kohlenstoffsenke unseres Planeten, beheimatet eine außergewöhnliche Tier- und Pflanzenwelt und ist für Millionen von Menschen die unmittelbare Lebensgrundlage und Nahrungsquelle. Wir müssen jedoch damit beginnen, den Ozean im Gegenzug zu unterstützen.
Dies bedeutet, dass die Welthandelsorganisation (WTO) in diesem Jahr schädliche Fischereisubventionen stoppen muss. Diese Subventionen führen zu Kohlenstoffemissionen und dem Zusammenbruch von Ökosystemen und gefährden darüber hinaus auch die Menschenrechte.
Dieses Jahr muss auch ein Ende der Grundschleppnetzfischerei in Schutzgebieten, mehr Transparenz in der globalen Fischerei – unser wichtigstes Instrument im Kampf gegen illegale Fischerei und Menschenrechtsverletzungen auf See – und eine echte Anerkennung der lebenswichtigen Rolle der Meeresfauna und -flora für die Stabilität unseres Klimas erreicht werden.
Die COP15 ist ein Moment, in dem die Augen der Welt auf die biologische Vielfalt gerichtet sein werden. Nachdem die wichtigsten Aichi-Ziele für die biologische Vielfalt verfehlt wurden, müssen die Staats- und Regierungschefs und -chefinnen in diesem Jahr beschließen, sich wirklich für den Schutz und die Wiederherstellung der Natur einzusetzen. Wir befinden uns in einem Zeitalter des Massensterbens, und die Zahl der wildlebenden Tiere und Pflanzen nimmt rapide ab.
Diese Zerstörung des komplexen Netzes des Lebens auf der Erde ist von Natur aus falsch, aber sie bedroht auch uns Menschenunmittelbar. All unsere grundlegenden Menschenrechte hängen von einer blühenden, gesunden und intakten Natur ab. Je mehr wir sie zerstören, desto mehr setzen wir uns Klimakatastrophen, Ernährungsunsicherheit, Pandemien und verheerenden Umweltungerechtigkeiten aus.
Verantwortung übernehmen
In diesem Jahr werden Staaten und Regierungen weltweit nicht nur handeln, sondern auch Rechenschaft ablegen müssen. Nur 100 Unternehmen sind seit 1988 für 71 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die größten Verschmutzer hatten viele Gelegenheiten, ihre Emissionen freiwillig zu senken und Menschenrechte zu schützen, doch sie haben es nicht getan. Jetzt sind strenge Gesetze und eine rigorose und konsequente Durchsetzung erforderlich, um Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten zu verhindern.
Die EU-Gesetzgebung zur nachhaltigen Unternehmensführung sollte im vergangenen Jahr vorangebracht werden, um die Verantwortlichkeit von Unternehmen zu erhöhen und Umweltstandards und Menschenrechte weltweit zu fördern. Dies hat sich jedoch erneut verzögert. Diese Gesetzgebung muss nun schnell vorangetrieben und darf keinesfalls verwässert werden.
Der planetarische Notstand ist da, aber es gibt noch Hoffnung. Wir können das Jahr 2022 noch zu dem Jahr machen, in dem wir endlich ernsthafte Maßnahmen zum Schutz der Menschen und des Planeten ergreifen. Die Lösungen dafür sind bereits vorhanden.
Die Vorsätze unserer Staats- und Regierungschefs für das neue Jahr sollten darin bestehen, den Übergang zur Klimaneutralität zu beschleunigen, die Natur zu schützen und wiederherzustellen, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die sie zerstören, und Menschenrechte und Umweltgerechtigkeit in den Mittelpunkt ihrer Entscheidungen zu stellen. Wenn sie dies endlich tun, können wir eine Welt schaffen, in der Menschen und die Natur in Einklang miteinander leben und sich gegenseitig schützen und unterstützen.
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