Seit 2019 setzt sich EJF für den Schutz nistender Meeresschildkröten in Gomoa Fetteh ein. Die Fischergemeinde befindet sich in der Zentralregion Ghanas. Kernstück des Projekts ist ein Patrouillen-Team, das sich aus sechs Mitgliedern des lokalen Fußballvereins "Fetteh Youngsters" zusammensetzt.
Geleitet wird das Team von ihrem Trainer Daniel, der gleichzeitig auch EJF "Community Mobiliser" ist. Während der ersten Brutsaison registrierte das Team 22 Schildkröten und weitere 26 Nester. Darüber hinaus konnte es in mehreren Fällen erfolgreich Wilderer abschrecken, sodass die Tiere sicher an den Stränden nisten konnten.
Meeresschildkröten in Ghana
Meeresschildkröten sind auf der ganzen Welt bedroht. Mindestens drei Arten haben ihren Lebensraum in Ghana: Olive Ridleys, Lederschildkröten und Suppenschildkröten nisten entlang der Küste. Lederschildkröten sind die größte Art und legen die längsten Wanderungen zwischen Brut- und Nahrungsgebieten zurück. Im Schnitt sind das erstaunliche 3.700 Meilen.
Die "Gärtner der Meere" sind überaus wichtig für die Aufrechterhaltung gesunder Meeresökosysteme sowie für die Fischerei: Sie weiden auf Seegras, erhalten Korallenriffe und regulieren Quallenpopulationen, die Jagd auf wertvolle Fischeier machen. Doch leider erreichen Meeresschildkröten ihr Brutalter erst sehr spät und obwohl sie eine große Anzahl von Eiern legen, überlebt in den meisten Fällen nur ein einziges von rund tausend, sodass auch nur ein Tier jemals das Erwachsenenalter erreicht.
Nach ghanaischem Recht sind alle Schildkrötenarten geschützt; sie zu jagen oder ihre Eier zu sammeln, ist illegal. Trotzdem passiert es häufig, dass die Tiere getötet werden, wenn sie zum Nisten an Land kommen. Andere wiederum verfangen sich in Fischernetzen. Umweltverschmutzung, Küstenentwicklung und der Klimawandel sind ebenfalls ernsthafte Bedrohungen für ihr Überleben.
"Gärtner der Meere"
Meeresschildkröten spielen nicht nur eine zentrale Rolle bei der Erhaltung gesunder Meeresökosysteme; sie sind auch überaus wichtig für die Fischerei.
EJFs Schildkröten-Schutzprojekt
Gomoa Fetteh ist eine Küstengemeinde, die etwa 50 km westlich der ghanaischen Hauptstadt Accra liegt. Zusammen mit etwa 200 anderen Dörfern entlang der ghanaischen Küste ist sie in Bezug auf Ernährungssicherheit und Einkommen stark von der Fischerei abhängig: Über 2,7 Millionen Ghanaer*innen, fast 10% der Bevölkerung, brauchen die Fischerei als Haupterwerbsquelle.
Aufgrund von Überfischung und illegaler Fischerei sind die Fischpopulationen in den letzten zwei Jahrzehnten allerdings dramatisch zurückgegangen; einige Arten stehen bereits am Rande des Zusammenbruchs. Dies hat dazu geführt, dass Küstendörfer stark von Armut bedroht sind.
Das Schildkröten-Schutzprojekt in Gomoa Fetteh wurde offiziell während des jährlichen "Ahobaa Kese"-Festivals der Gemeinde im August 2019 gestartet. Bei dem Fest handelt es sich um eine einwöchige Veranstaltung, bei denen die Vorfahren, die Kultur und die indigenen Völker der Region zelebriert werden. Bald darauf erreichten die ersten Schildkröten der Saison die Region, um an den Stränden zu nisten. Dies war die Geburtsstunde des Projekts, das sogleich mit der Bildung des Patrouillen-Teams unter der Leitung von Daniel Botchwey gestartet wurde.
Gesunde Schildkröten bedeuten gesunde Ozeane. Deshalb setze ich mich dafür ein, Wilderei und die Verarbeitung von Schildkrötenfleisch in Gomoa Fetteh zu stoppen.
Daniel Botchwey, "Community Mobiliser"
Geführte Nachtpatrouillen
Üblicherweise finden die Strand-Patroullien bei Nacht statt. Während der ersten Saison registrierte das Team 22 nistende Schildkröten und verzeichnete weitere 26 Nester. Die meisten Tiere nisteten von Oktober bis Dezember; die ersten Schlüpflinge wurden Ende Dezember gesichtet.
An den Ufern von Gomoa Fetteh wurden sowohl Olive Ridleys als auch Grüne Schildkröten gesichtet. Eine einzige Leatherback-Schildkröte wurde ebenfalls registriert. Leider hatte das Tier schwere Verletzungen an seinen Flossen erlitten, weil Wilderer die riesige Kreatur zur Verarbeitung vom Strand zum Dorf geschleppt hatten.
Dies war unglücklicherweise nicht der einzige Fall von Wilderei. Obwohl das Patrouillen-Team einige Wilderer abschrecken konnte, wurden 47 Schildkröten getötet - die meisten davon während des Nistzeitraums im Oktober. Dies zeigt, wie wichtig die Arbeit des Projektteams ist: Jede Schildkröte, die gerettet werden kann, ist ein großer Erfolg.
Unterwegs in der Dunkelheit
Die Patrouillen gehen nachts an den Stränden der Gemeinde entlang und halten Ausschau nach Anzeichen von nistenden Schildkröten. Anschließend halten sie ihre Befunde in ihren Aufzeichnungen fest.
Tödliche Netze
Die Arbeit des Projektteams verdeutlicht auch die Gefahr für Schildkröten, die von der Fischerei ausgehen. Bei einer Befragung vor Ort gaben Fischer von 22 verschiedenen Kanus an, dass 2019 mehr als 125 Schildkröten in Fischernetzen gefangen wurden. Das sind mehr Tiere, die gefangen werden, als Tiere, die es erfolgreich an Land schaffen, um zu nisten. Olive Ridleys und Lederschildkröten waren die am häufigsten gefangenen Arten. In einem Fall wurden vier Schildkröten bei einer einzigen Fangtour vor der Küste gefangen.
Obwohl die Tiere oft versehentlich gefangen werden, verkaufen Fischer sie häufig nach ihrer Rückkehr an Land, um für Schäden an ihren Netzen aufzukommen. Das Team in Gomoa Fetteh plant deshalb, in Zukunft mit Fischern zusammenzuarbeiten, damit sie lernen, Schildkröten sicher wieder freizulassen und ihre Netze mithilfe bereitgestellter Materialien bei eventuell auftretenden Schäden zu reparieren.
Technik für Schildkröten
Ein Höhepunkt der Nistsaison 2019 war der Einsatz einer mobilen App zur Erfassung von Daten über nistende Schildkröten. Die App, die auf der von Atlan entwickelten Software "Collect" basiert, ermöglichte eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Team in Fetteh und Forschenden in Großbritannien. Über die App übermittelte das Patrouillen-Team Bilder, Audiodateien und Filme in Echtzeit, die zur Analyse und Nachverfolgung einfach heruntergeladen werden konnten.
Gleichzeitig wurden die GPS-Koordinaten automatisch auf einer Karte eingezeichnet, wodurch Brutstätten-"Hotspots" erkennbar wurden. Der westliche Strand von Gomoa Fetteh erwies sich als besonders günstig für das Nisten von Schildkröten. Doch leider sind eine Reihe von Pensionen und Hotels entlang dieses Strandabschnitts verstreut. In den kommenden Monaten wird das Team gemeinsam mit den Besitzer*innen eine Strategie zum Schutz der nistenden Schildkröten erarbeiten. Durch diese Form des Ökotourismus sollen auch dringend benötigte Einnahmen für die örtliche Gemeinde erzielt werden.
Beginn einer Bewegung
EJFs Schildkröten-Schutzprojekt hat dank der großen Anstrengungen des Patrouillen-Teams einen vielversprechenden Start in der Nistsaison 2019 hingelegt. Das Projekt steckt zwar noch in den Kinderschuhen, doch wir haben bereits große Pläne, unsere Arbeit auszuweiten.
Die Nistsaison 2020 hat bereits begonnen. Während die Patrouillen über einen Rückgang der Wilderei durch die Bewohner*innen von Gomoa Fetteh berichten, werden neue Fälle aus der Nachbarstadt Senya Beraku bekannt. Es bedarf koordinierter Anstrengungen in diesen Gemeinden, um Menschen zu ermutigen, die wertvolle Artenvielfalt in ihrer Region zu schützen und um alternative Einkommensquellen zu erschließen, damit die Tiere nicht weiter gejagt werden müssen. Mit Sicherheit ist es eine große Herausforderung, doch unser Team ist mit vollem Einsatz dabei, um diese ehrgeizigen Ziele in 2021 zu erreichen.
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