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Neue Beweise für Zwangsarbeit und illegale Fischerei in chinesischer Fischereiflotte
März 11, 2024

Neue Beweise für Zwangsarbeit und illegale Fischerei in chinesischer Fischereiflotte

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Produkte, die mit Zwangsarbeit, Menschenhandel, dem Abtrennen von Haifischflossen und der vorsätzlichen Tötung von Walen auf Schiffen der Zhejiang Ocean Family Co., Ltd. (ZOF) in Verbindung stehen, könnten in beträchtlichem Umfang auf den Weltmarkt gelangen, so ein neuer EJF-Bericht. Regierungen müssen die Förderung von Transparenz im Fischereisektor dringend auf ihre politische Agenda setzen. Die Unterstützung der Globalen Charta für Transparenz in der Fischerei sowie eine zügige Verabschiedung der EU-Verordnung zum Verbot von Produkten aus Zwangsarbeit sind entscheidend, um den Missbrauch auf See zu stoppen.

Die jüngste EJF-Untersuchung legt illegale, nicht gemeldete und unregulierte (IUU-)Fischerei sowie Menschenrechtsverletzungen auf Schiffen der chinesischen Fischereiflotte offen. Sie nimmt zwölf Schiffe ins Visier, die im Besitz des führenden chinesischen Fischereiunternehmens Zhejiang Ocean Family Co., Ltd. (ZOF) oder seinen Tochtergesellschaften sind oder von ihnen gechartert wurden.

Die ZOF ist einer der größten chinesischen Produzenten von Fisch und Meeresfrüchten und hat weitreichende Verbindungen zu sowohl chinesischen als auch globalen Lieferketten: Im Jahr 2020 war das Unternehmen für 14,63 % der gesamten Thunfischproduktion Chinas verantwortlich. Ein gescheiterter Versuch im Jahr 2023, das Unternehmen an der Börse zu notieren, legte Verbindungen zu großen internationalen Unternehmen offen, darunter FCF, Mitsubishi Corporation, Carrefour, Marks and Spencer, Target und Walmart. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass eines dieser Unternehmen von den illegalen Machenschaften der ZOF wusste, jedoch könnten sie unwissentlich Produkte von den zwölf untersuchten Schiffen verkauft haben.

Der EJF-Bericht dokumentiert Menschenrechtsverletzungen wie körperliche Misshandlung von Arbeitskräften, unrechtmäßige Lohnabzüge, Menschenhandel und Zwangsarbeit. Ein Besatzungsmitglied beging Berichten zufolge Selbstmord, während ein weiteres infolge der Zustände schwer erkrankte und verstarb. Durch Umladungen auf Hoher See fahren die Schiffe oft lange Zeit, in manchen Fällen bis zu zwei Jahren, keinen Hafen an, wodurch die Besatzung keine Möglichkeit hat, die Schiffe vorzeitig zu verlassen.

Auf einigen der untersuchten ZOF-Schiffe wurden neben Menschenrechtsverletzungen auch Umweltverbrechen festgestellt, darunter das Abtrennen von Haifischflossen und das vorsätzliche Töten von Meerestieren. So berichtete ein Fischer an Bord eines Schiffes, dass Schildkröten, Haie, Wale und Pinguine vorsätzlich gefangen wurden.

Die chinesische Regierung hat umfangreiche Subventionen zur Unterstützung der Flotte bereitgestellt, die sich im Jahr 2019 auf 10,9 Mio. US-Dollar, im Jahr 2020 auf 12,1 Mio. US-Dollar und im Jahr 2021 auf 11,3 Mio. US-Dollar beliefen. Gemäß chinesischem Recht können diese Subventionen von Unternehmen zurückgefordert werden, die für Verstöße wie diese verantwortlich gemacht werden. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass dies geschehen ist.

Der EJF-Bericht enthält unter anderem Empfehlungen an die Regierungen von importierenden Ländern und Staatenverbunden, wie die EU, um Transparenz und Nachhaltigkeit in der Fischerei zu fördern, insbesondere durch die Verankerung der Globalen Charta für Transparenz in der Fischerei. Darüber hinaus sollte das in der EU zur Abstimmung stehende Importverbot für Produkte aus Zwangsarbeit zügig verabschiedet werden, um die Ausbeutung von Besatzungsmitgliedern an Bord von Fischereifahrzeugen weltweit zu beenden.

„Schon viel zu lange kommt die Zhejiang Ocean Family mit illegaler Fischerei und Menschenrechtsverletzungen davon“, so EJF-Geschäftsführer (CEO) und Gründer Steve Trent. „Wir haben ein systematisches Netz der Ausbeutung durch die ZOF-Flotte aufgedeckt, das sich wahrscheinlich auf den gesamten Weltmarkt erstreckt. Es ist an der Zeit, dass Regierungen und Interessengruppen handeln und den Fischereisektor strenger regulieren, denn der Fisch auf unseren Tellern darf weder auf Kosten der Menschenrechte noch unserer natürlichen Umwelt gehen.“

Die Globale Charta für Transparenz in der Fischerei ist ein entscheidendes Instrument für Regierungen, Unternehmen und Verbraucher*innen, um nachvollziehen zu können, was auf unseren Meeren vor sich geht. Der Maßnahmenkatalog kann dazu beitragen, verantwortungsvolle Unternehmen zu unterstützen und diejenigen zu entlarven, die sich nicht an die Regeln halten.