Die Produktion von Baumwolle ist ein lukratives Geschäft: Jedes Jahr werden Millionen von Tonnen im Wert von mehreren Milliarden Dollar produziert.
Doch der hohe Pestizid- und Wasserverbrauch macht sie zu einer der giftigsten und verschwenderischsten Branchen der Welt, die gleichzeitig auch mit der skrupellosen Ausbeutung von Arbeiter*innen weltweit einher geht.
Internationales Bewusstsein
Mit einem Anteil von 6,7% an den weltweiten Treibhausgasemissionen ist die Textilindustrie eine der schmutzigsten Industrien unserer Zeit. Seit 2004 arbeiten wir daran, ein Bewusstsein für die negativen Folgen für unsere Umwelt sowie für die weitreichenden Menschenrechtsverletzungen in der Baumwollindustrie zu schaffen:
- Wir setzen uns dafür ein, Verbraucher*innen und den Einzelhandel für die „wahren“ Kosten der Baumwollproduktion zu sensibilisieren. Während Käufer*innen ihre Produkte bewusst nachhaltig und mit großer Sorgfalt auswählen sollten, sind Hersteller dazu aufgefordert, eine wirksame und transparente Produktkennzeichnung zu entwickeln und Baumwolle aus Ländern abzulehnen, in denen Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen weit verbreitet sind.
- Am Beispiel Usbekistans deckten wir weit verbreitete Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen in der Baumwollindustrie auf und sammelten detaillierte Beweise für staatlich geförderte Kinderarbeit bei der Baumwollernte. Ein von uns angeführter Boykott, der von wichtigen Branchen-Akteur*innen unterstützt wurde, zeigte eine große Wirkung: Infolge des Boykotts unterzeichnete die usbekische Regierung im Jahr 2008 zwei Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zur Abschaffung von Kinderarbeit.
- Anknüpfend an die Erfolge mit Einzelhänlder*innen riefen wir weltweit Regierungen, die Europäische Union sowie zusätzliche Handelspartner zur Sicherung der Rückverfolgbarkeit in internationalen Lieferketten auf. Dieser Faktor ist ein zentrales Kriterium, um Kinderarbeit in der Baumwollindustrie zu beenden.
- Mit dem eigenen T-Shirt-Shop „JUST-FOR“ tragen wir zur Förderung von ökologisch produzierter und fair gehandelter Baumwolle bei.
Fast Fashion vs. Bio
Immer mehr, immer schneller: Heutzutage produziert die Textilindustrie immer größere Mengen neuer Kleidungsstücke in immer kürzeren Abständen. Im Schnitt „verbraucht“ eine Person in Europa jährlich über 30 Kilogramm Kleidung.
Gleichzeitig landet immer mehr davon in der Tonne. Weltweit enden circa 87% auf Mülldeponien oder in der industriellen Verbrennung. Das entspricht etwa einem Mülllaster pro Sekunde. Die traurige Wahrheit: Weniger als 1% wird jemals recycelt.
Obwohl Baumwolle eine nachhaltige Ressource für die Textilindustrie sein könnte, sind Verfahren, um sie zu produzieren, alles andere als nachhaltig. Die Herstellung erfolgt unter dem extremen Einsatz von Pestiziden und Unmengen an Wasser. Zusätzlich treibt genetisch verändertes Saatgut Bauern im Süden der Welt in die Armut.
Aus diesem Grund setzen wir uns für die Förderung von Bio-Baumwolle ein. Sie gilt als ökologisch nachhaltigere und wirtschaftlich tragfähige Alternative.
Billige Kleidung gibt es nicht. Irgendjemand irgendwo zahlt den wahren Preis.
Steve Trent, Geschäftsführer (CEO) und Gründer der Environmental Justice Foundation
Fallstudie: Usbekistan
2005 stellten wir erstmals Nachforschungen in Usbekistan an. Die milliardenschwere Baumwollindustrie des Landes verursachte nicht nur die komplette Austrocknung des Aralsees, sondern hatte gleichzeitig staatliche kontrollierte Zwangsarbeit von Kindern zu verantworten.
Unser investigatives Filmteam dokumentierte, wie Kinder tagelang Baumwolle von Hand pflückten. Einige von ihren waren teilweise erst sieben Jahre alt. Die Kinder taten dies nicht, um ihre Familien finanziell zu unterstützen, sondern weil die korrupte und brutale Regierung des Landes Kinder aus den Schule ausschloss und sie stattdessen zur Ernte auf die Baumwollfelder schickte. Die Kinder arbeiteten stundenlang über Monate hinweg unter widrigsten Bedingungen – für wenig oder gar keinen Lohn. Die Folgen: massive gesundheitliche Schäden infolge der rückenschädigenden Arbeit sowie durch den Einsatz gefährlicher Pestizide.
Im Jahr 2008 unterzeichnete die Regierung Usbekistans zwei Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zur Abschaffung von Kinderarbeit. Folgeuntersuchungen ergaben jedoch, dass die usbekische Regierung trotz der Unterzeichnung der ILO-Übereinkommen nach wie vor Kinderarbeit unterstützte. Dies wurde im Folgenden von der Internationalen Gemeinschaft verurteilt. Darüber hinaus riefen wir zu einem Boykott auf, aus der eine Koalition aus Einzelhändler*innen hervorging, welche sich offiziell gegen die Verwendung von Baumwolle aus Usbekistan aussprach.
Bis 2016 belegen Untersuchungen, dass mittlerweile weitaus weniger Kinder unter 16 Jahren auf den Baumwollfeldern Usbekistans arbeiten. Trotzdem sind sowohl Jugendliche als auch junge Erwachsenenach wie vor Missbrauch ausgeliefert
Verbrechen an Mensch und Umwelt, die mit der Produktion von Baumwolle in Verbindung stehen, sind nicht nur ein Problem für Usbekistan. Von Asien bis Afrika werden Millionen von Kindernauch heute noch massiv von der Industrie ausgebeutet
Die Schüler*innen sagten, sie fühlten sich wie Sklaven. Sie waren müde, hatten Hunger und ihnen war kalt. Doch sie konnten nicht gehen.
Galima Burkharbaeva, Journalistin aus Usbekistan, im Exil
Globale Dimension
2,5% der weltweiten Ackerflächen wird für Baumwolle genutzt. Die Produktion verursacht 2,6% des globalen Wasser-Fußabdrucks für Verbrauchsgüter. Darüber hinaus verschlingt sie jährlich chemische Pestizide im Wert von 2 Milliarden Dollar. Viele dieser Stoffe werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als gefährlich eingestuft.
Menschengemachte Katastrophe
Einst war der Aralsee in Zentralasien der viertgrößte See der Erde. Umgeben von kleineren Seen, Sümpfen und Feuchtgebieten erstreckte er sich über eine Fläche von 66.000 Quadratkilometern. Doch innerhalb von nur einer Generation sorgte der Mensch dafür, dass er zu über 80% austrocknete und heute nur noch knapp 10% seines früheren Volumens fasst. Der Hauptgrund dafür: die Baumwollproduktion in der Region.
In den Fünfzigerjahren entschied man sich, in den kargen Regionen um den See Baumwolle anzupflanzen und baute Bewässerungssysteme für immer größere Anbauflächen – mit katastrophalen Folgen für Umwelt und Wirtschaft. Denn für jedes Kilogramm geerntete Wolle werden fast 20.000 Liter Wasser aus dem See entnommen.
Je mehr Wasser verschwindet, desto weniger Chemikalien kann der See binden. Gleichzeitig fließen giftige Düngemittel und Pestizide weiter von den Anbauflächen und umliegenden Fabriken zurück ins Grundwasser. Der durch die Baumwolle erwirtschaftete Umsatz deckt bis heute nicht die Verluste, die durch die Austrocknung des Sees und damit verbundenen Folgen, unter anderem auch für die Fischerei, entstanden sind.
Es war unmöglich, sich vorzustellen, dass das Meer verschwinden könnte. Doch Anfang der 70er Jahre fing es an, sich zurückzuziehen. Alle Fische starben.
Bauer aus Usbekistan
Best Practices
Der Online-Shop „JUST FOR“ wurde 2007 im Rahmen unserer Baumwoll-Kampagne ins Leben gerufen. Das Projekt wird von zahlreichen internationalen Modeschaffenden und Prominenten unterstützt – darunter Katharine Hamnett, Christian Lacroix, Vivienne Westwood, Lily Cole und Jenny Packham.
Mit dem Projekt zeigen wir der Öffentlichkeit, dass nachhaltig und fair produzierte Kleidung modisch und gleichzeitig erschwinglich sein kann. Der CO2-Fußabdruck unserer T-Shirts ist etwa 90% niedriger als bei einem herkömmlich produzierten Shirt.
Der gesamte Gewinn aus den Verkäufen fließt zurück in unsere Projekte und Kampagnen, um Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen auf der ganzen Welt aufzudecken und zu beenden.
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