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Okt. 04, 2022

Schützen wir unsere gemeinsame Zukunft

Von Steve Trent, Geschäftsführer (CEO) und Gründer der Environmental Justice Foundation

Der Mensch löscht Tiere und ihre Lebensräume in einem erschreckend schnellem Tempo aus. Die Vielfalt des Lebens spielt eine wesentliche Rolle für die Gesundheit unseres Planeten und der Menschheit – wir müssen dringend deutlich ehrgeizigere Schutzmaßnahmen ergreifen.

Unsere Erde beherbergt unglaublich vielfältige Ökosysteme voller Lebewesen, welche die Menschheit und die Gesundheit des Planeten aufrechterhalten. Dennoch hat der Mensch schnell und radikal lebenswichtige Ökosysteme und wichtige Arten vernichtet, wodurch unumkehrbare Kipppunkte drohen. Wir befinden uns mitten in einem sechsten Massenartensterben - dem ersten, das nicht durch eine Naturkatastrophe ausgelöst wurde - und eine Million Arten sind derzeit bedroht, so Expert*innen.

Zwischen 1970 und 2016 ist die durchschnittliche Populationsgröße von Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Fischen weltweit um 68 % zurückgegangen. Diese drastische und beunruhigende negative Entwicklung ist auf die ungeheure Ausbeutung der Natur durch den Menschen zurückzuführen. Dazu gehören rasche Veränderungen in der Landnutzung, die Klimakrise, welche extreme Wetterereignisse anheizt und wichtige Ökosysteme zerstört, die Verschmutzung durch menschliche Aktivitäten und die Einführung invasiver, nicht heimischer Arten.

Tiere haben einen unglaublichen Wert in den komplexen Strukturen der Ökosysteme, die sie erhalten, und auch für die Menschen, die seit Urzeiten mit ihnen zusammenleben. Unzählige Lebensräume sind bedroht, und lebenswichtige Ökosysteme wie Feuchtgebiete und die Tiefsee werden besonders vernachlässigt. Das müssen wir schnellstmöglich ändern.

Vielfältige und dynamische Ökosysteme

Ein Ökosystem, das oft übergangen wird, ist das Pantanal, das größte tropische Feuchtgebiet der Welt. Es erstreckt sich über fast 210.000 Quadratkilometer in Brasilien, Bolivien und Paraguay und beherbergt das höchste Vorkommen an Jaguaren der Welt, den Hyazinth-Ara und die Große Anakonda, um nur einige seiner faszinierenden tierischen Bewohner zu nennen.

Im Jahr 2020 wurde das Pantanal von Bränden verwüstet, sodass etwa ein Viertel seiner Fläche verbrannte. Schätzungsweise starben dabei 17 Millionen Tiere. Es wird vermutet, dass Viehzüchter*innen und Landwirt*innen verantwortlich für die Brände sind, und die Klimakrise Letztere noch weiter verschärfte. Außerdem hat das Pantanal seit 1990 74 % seines Oberflächenwassers verloren, was auf Waldbrände, die Erdüberhitzung und landwirtschaftliche Bewässerung zurückzuführen ist. 15 % des Pantanals wurden für die Viehzucht gerodet - dabei töten Viehzüchter*innen oftmals Jaguare aus Rache, wenn diese ihre Nutztiere reißen.

Durch menschliche Aktivitäten ist die einzigartige Artenvielfalt im Pantanal bedroht. Alle diese Arten spielen eine wichtige Rolle in diesem Feuchtgebiet und ihr Verlust bedroht die Stabilität des lebendigen Ökosystems. Dies wirkt sich auch auf den Zugang zu Nahrung, Wasser und Einkommen von mehr als 1,2 Millionen Menschen aus. Menschliche Aktivitäten haben das Fortbestehen des Ökosystems unmöglich gemacht und gefährden so wiederum Menschenleben.

Die mysteriöse Tiefsee

Der am wenigsten bekannte und erforschte Teil unseres Planeten ist der tiefste Grund des Ozeans. Obwohl er 90 % der Meeresumwelt ausmacht und das größte Biom unseres Planeten ist, sind bisher weniger als 20 % des Meeresbodens richtig kartiert. Trotz des geringen Lichts und des extremen Drucks gibt es dort Leben, bis zu 10 Millionen Arten leben und gedeihen am Meeresgrund.

Wir wissen nur sehr wenig über die Bewohner der Tiefsee und ihre Rolle im globalen Ökosystem, aber was wir wissen, deutet darauf hin, dass sie auch für das Leben an Land von großer Bedeutung sind. Der Mensch hat sie in Gefahr gebracht und der Tiefseebergbau könnte den Meeresboden in weniger als einem Jahr komplett zerstören. Ohne dass wir die Tiefsee wirklich verstehen, stehen wir potenziell kurz davor, unsere Umwelt zu zerstören und gefährden das Leben auf der Erde.

Eine gemeinsame Zukunft

Unser aller Zukunft ist eng miteinander verknüpft: Auch wenn der Verlust wichtiger Arten auf der anderen Seite der Erde zunächst unbedeutend erscheinen mag, hat er doch massive Auswirkungen auf unsere Zukunft. Jedes einzelne unserer Menschenrechte hängt vom Schutz der Tiere und der Artenvielfalt, die sie bilden, ab.

Die UN-Biodiversitätskonferenz (COP15) wird diesen Dezember in Montreal stattfinden, nachdem diese zwei Jahre lang aufgrund der Covid-19-Pandemie aufgeschoben werden musste und der Veranstaltungsort von Kunming in China nach Montreal verlegt wurde. Die Staats- und Regierungschef*innen haben jedes einzelne Biodiversitätsziel verfehlt, das 2010 festgelegt wurde, sodass enorm viel vom Erfolg der COP15 abhängen wird. Diese Gespräche müssen effektiv, ehrgeizig und verbindlich sein - wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.

Wir müssen unser ständiges Streben nach Konsum und Profit beenden, denn dies gefährdet wichtige Ökosysteme und ihre tierischen Bewohner. Wenn wir den aktuellen zerstörerischen Weg weiter verfolgen, wird es keinen Ersatz für das geben, was wir verlieren. Es ist an der Zeit, unsere Beziehung zur natürlichen Welt wiederherzustellen und zu erkennen, dass wir die einzigartigen Tiere, die uns noch geblieben sind, retten können und müssen.


Bildnachweis: Heideger Nascimento