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Was unser Fischkonsum mit Verantwortung zu tun hat
Okt. 30, 2020

Was unser Fischkonsum mit Verantwortung zu tun hat

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

"Ich esse eigentlich nicht so viel Fisch." Wie oft haben wir diesen Satz schon gehört? Wenn man aber genauer hinschaut, ist es sehr wohl eine ganze Menge: Im Durchschnitt wird jede*r von uns in Deutschland in diesem Jahr 13,5 Kilo Fisch und Meeresfrüchte verzehren. Doch wie viel wissen wir eigentlich darüber, woher der Frühstücks-Lachs, das Sushi oder der knusprige Shrimp auf unserem Teller stammt?

Fisch und Meeresfrüchte sind in Deutschland sehr gefragt: Das Einkaufsvolumen stieg nach Angaben des Fischinformationszentrums im ersten Halbjahr 2020 um 14,8% auf 236.665 Tonnen. Vor allem Fischkonserven waren zu Beginn der Covid-19-Pandemie sehr begehrt: Im Februar und März stieg der Absatz um fast die Hälfte.

Insgesamt gaben die deutschen Verbraucher*innen damit im Jahr 2020 bislang rund 2,4 Milliarden Euro für Fisch und Meeresfrüchte aus – ein Anstieg von 16,5% gegenüber dem Vorjahr. Ein Rückgang ist bislang nicht in Sicht: Nach vorläufigen Daten wird der Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch in Deutschland bis Ende 2020 13,5 Kilogramm erreichen.

Fisch ist ein globales Produkt

Längst ist Deutschland nicht mehr in der Lage, den eigenen Bedarf an Fisch zu decken: Nur 25% der jährlich erforderlichen Menge an Fisch und Meeresfrüchten wird im Land selbst produziert. Der Großteil muss importiert werden – manchmal aus Ländern, in denen EJF illegale Fischerei und schwere Menschenrechtsverletzungen in der Fischereiindustrie aufgedeckt hat. So etwa in z.B. Thailand, ein wichtiger Handelspartner, insbesondere für Thunfisch.

Viele globale Fischpopulationen gehen zurück; in einigen Fällen brechen sie vollständig zusammen. Der Druck auf Schiffsbetreiber, trotz sinkender Fangmengen Gewinne und Kosten niedrig zu halten, ist hoch. Einige entscheiden sich daraufhin für illegale Fischereipraktiken und scheuen nicht davor, Menschenhandel, Zwangsarbeit und Sklaverei an Bord ihrer Schiffe durchzusetzen oder zu dulden.

Doch illegale Fischerei zerstört nicht nur marine Ökosysteme: Gleichzeitig fügt sie lokalen Fischereigemeinden erheblichen Schaden zu, indem sie die Ernährungssicherheit gefährdet und die Entwicklung in einigen der ärmsten Länder der Welt untergräbt.

Was können wir in Deutschland tun?

Untersuchungen von EJF haben mehrfach Verbindungen zwischen Menschenrechtsverletzungen und illegaler Fischerei dokumentiert – und einige der inspizierten Schiffe dürfen ihre Produkte dank entsprechender Lizenzen in die EU exportieren.

Es steht außer Frage, dass deutsche Unternehmen nicht zur Zerstörung der Natur in anderen Teilen der Welt oder zu Menschenrechtsverstößen beitragen dürfen. Um sicherzustellen, dass die Produkte, die wir im Supermarkt kaufen, legal, ethisch und nachhaltig sind, gibt es nur eine Lösung: Sowohl die Fischerei als auch globale Lieferketten müssen transparenter werden.

EJFs Charta für Transparenz besteht aus zehn einfachen, kostengünstigen und technologisch durchführbaren Maßnahmen, die von Regierungen zur Bekämpfung des illegalen Fischfangs sowie des Missbrauchs auf See umgesetzt werden können. Darüber hinaus hilft EJFs Ratgeber zur Risikoprüfung von Fischereilieferketten Einzelhändlern und Unternehmen, ihre Lieferketten genau unter die Lupe zu nehmen.

Unsere Wahl, unsere Stimme

Für Verbraucher*innen ist es sehr schwierig, sicher zu wissen, ob Fisch oder Meeresfrüchte aus legalen, nachhaltigen und ethischen Quellen stammen. Doch als Kund*innen haben wir eine wichtige Stimme, die wir nutzen können und müssen, wenn wir verantwortungsbewusst konsumieren wollen.

Der einfachste Weg, das zu tun, ist die Unterzeichnung unserer Petition an den deutschen Einzelhandel. Mit ihr fordern wir große deutsche Supermärkte auf, unsere Charta für Transparenz zu unterstützen und ihre Lieferketten transparent und frei von illegalen Praktiken zu halten.

Unser Einfluss als Verbraucher*innen wiegt schwerer als wir denken: Wir entscheiden, was wir kaufen – und das bedeutet, dass wir ein Mitspracherecht bei der Art und Weise haben, wie unsere Lebensmittel produziert werden.

Jeden Tag geben wir mit unserem Kassenzettel eine Stimme ab und entscheiden, welche Fragen wir denjenigen stellen wollen, bei denen wir einkaufen. Wir sollten nicht zweimal überlegen müssen, bevor wir für das Wohl unseres Planeten, für Menschenrechte, für Ernährungssicherheit und für die Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen stimmen.